Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
Selbstverständlich bin ich noch mal hingegangen. Die beiden sind nicht mehr da.«
    » Ich dachte, du hast die ganze Zeit betrunken im Bordell verbracht.«
    » Nun ja, ich war betrunken, aber ich war nicht immer im Bordell. Ich habe mir eine Droschke zu ihrer Wohnung genommen, hatte aber zwei Huren bei mir, für alle Fälle. Die Concierge meinte, als sie am Morgen nach den beiden sehen wollte, waren der Farbenmann und das Mädchen ausgezogen. Ohne ein Wort.«
    » Wir werden sie finden«, sagte Lucien und merkte in dem Moment, als er es sagte, dass sie beide diesen Weg schon einmal gegangen waren.
    » So, wie wir sie gefunden haben, als sie vor zweieinhalb Jahren verschwand? So, wie ich Carmen gefunden habe, als ich von meiner Mutter zurückkam?«
    » Aber irgendwann haben wir sie gefunden.«
    » Wegen des Farbenmannes.«
    » Dann werden wir eben diesen Farbenmann wiederfinden.«
    » Wir sind Maler«, sagte Henri. » Wir wissen nicht, wie man etwas wiederfindet.«
    » Das mag für dich gelten. Ich werde sie finden.«
    Henri seufzte und trank sein Bier aus, dann blickte er zum Tresen hinüber. Bruant war noch nicht vom Leiterborgen zurückgekehrt. Die Schlachter dösten nach wie vor in ihrer Ecke. Die Barfrau stützte den Kopf auf beide Hände und schien ebenfalls gleich einzunicken. » Also gut. Stellen wir dein Bild hinter den Tresen. Dann statten wir deinem Freund Professeur Bastard einen Besuch ab.«
    » Le Professeur? Aber der ist verrückt.«
    » Das glaube ich nicht«, sagte Henri. » Ich glaube, er ist nur exzentrisch.«
    » Sein Vater war jedenfalls verrückt«, sagte Lucien und nahm den letzten Schluck von seinem Bier.
    » Genau wie mein Vater und dein Vater.«
    » Na gut, er war exzentrisch.«
    » Wollen wir uns dann also danach erkundigen, ob Le Professeur das Geheimnis dieses Farbenmannes gelüftet hat?«
    » Sollten wir nicht zur Académie gehen?«, fragte Lucien, als sie auf der Rückseite des Hügels hinab und durchs Maquis wanderten. Mittlerweile war es weit nach Mittag, und überall in der Bretterbudenstadt herrschte emsiges Treiben, vom Ziegenmelken übers Lumpensammeln bis hin zu Rattenrennen. (Ja, richtige Rattenrennen. Der alte Professeur hatte seine Ratten nie dazu bewegen können, Ben Hur aufzuführen, doch als er starb, verschenkte der junge Bastard die Rennstrecke und die abgerichteten Nager an ein paar Bengel aus der Gegend, die mit den Wetten ein gutes Geschäft machten. Mittlerweile waren sie erwachsene Männer und hatten fast fünfzehn Jahre täglich zwanzig Rennen abgehalten. Damit hatten sie außerdem bewiesen, dass es selbst im schäbigsten Elendsviertel voller Banditen, Bettler, Huren, Bauernfänger, Wüstlinge, Trunkenbolde, Faulenzer und ausgemachter Schwätzer möglich war, noch zweifelhaftere Elemente anzulocken. Le Professeur Deux– Pionier der knospenden Halbwissenschaft der Soziologie– hatte eine Studie durchgeführt.)
    » Zu mir hat er gesagt, er sei heute zu Hause«, sagte Henri, der mit dem Messingknauf seines Gehstocks an die verwitterte Holztür klopfte. Man hörte, dass drinnen Dampf abgelassen wurde, als fuhren mehrere Espresso-Maschinen gleichzeitig herunter, dann kam der Professeur Émile Bastard an die Tür und trat unbeholfen beiseite, wobei er sich an einem der offenen Dachsparren fast den Kopf stieß.
    » Willkommen, meine Herren. Bitte, treten Sie doch ein. Ich habe Sie bereits erwartet. Lucien, schön, dich zu sehen.«
    » Ganz meinerseits«, sagte Lucien.
    Toulouse-Lautrec hinkte hinein, doch er warf einen Blick über seine Schulter und flüsterte: » Ich nehme es zurück. Er ist verrückt.«
    Lucien nickte zustimmend, während er Professeur Bastard die Hand schüttelte. Der Professeur war ein sehr großer Mann– seine dürre Gestalt mit dem durchdringenden Blick erinnerte an eine Art Watvogel in Tweed, einen akademisch interessierten Reiher–, doch heute war er mindestens noch einen Fuß größer als sonst. Unter jedem einzelnen Deckenbalken musste er sich ducken, als er die beiden Männer mit vorsichtigen Schritten ins Wohnzimmer führte. Bastard trug unter seiner Hose Stelzen, an deren Enden seine Schuhe befestigt waren. Im Gehen knirschten sie über Haselnussschalen, die überall am Boden verstreut lagen.
    » Meine Herren, nehmen Sie Platz.« Bastard deutete auf zwei Stühle, dann griff er in seine Hosentasche und betätigte so etwas wie einen Schalter. Wieder hörte man es zischen, und Bastard ließ sich mit einer Folge ruckartiger, pneumatischer

Weitere Kostenlose Bücher