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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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wir wissen, wie die einzelnen Farben zusammengesetzt sind, konnte ich die Inhaltsstoffe seiner Farben mit denen eures Farbenmannes vergleichen.«
    » Und?«, fragte Lucien.
    » Senneliers Farben bestehen aus genau den gleichen Elementen wie die des Farbenmannes, größtenteils reine Mineralien, nur das Blau nicht.«
    » Ich wusste es«, sagte Henri. » Was ist im Blau? Wermut? Arsen?«
    » Ich weiß es nicht.«
    » Das hilft uns leider nicht weiter«, sagte Lucien.
    » Wir haben alle blauen Pigmente verglichen, die Sennelier vorrätig hatte, außerdem die Mineralproben von der geologischen Abteilung der Académie. Darüber hinaus habe ich ein Element getestet, das unter anderem Licht blau erscheint oder sich durch Oxidation blau verfärbt– wie Kupfer. Ich kann sagen, dass es nicht Azurit ist, und es ist auch nicht Lapislazuli, das Element, aus dem Blau meistens hergestellt wird. Es ist nicht Indigo, und es ist kein Färberwaid, und ich konnte auch keine andere Pflanze und kein tierisches Pigment finden. Es ist etwas Unbekanntes.«
    » Daran muss es also liegen«, sagte Lucien. » Da ist eine Droge in der blauen Farbe. Können Sie sie daraufhin untersuchen?«
    » Nun, die kleine Tube, die mir Monsieur Toulouse-Lautrec gegeben hat, war fast leer, aber ich denke, mit dem Rest könnten wir die Ratten füttern und beobachten, ob sich ihr Verhalten ändert.«
    » Dr. Gachet meinte, selbst eine sehr geringe Menge kann sich bereits auf den Verstand auswirken… sie wird durch die Haut aufgenommen oder beim Malen eingeatmet. Henri und ich haben mit Sicherheit keine Farbe gegessen.«
    » Verstehe. Und Sie waren der Farbe über einen längeren Zeitraum ausgesetzt?«
    Lucien sah Henri an, überlegte. Sollten sowohl Juliette als auch Carmen irgendwie daran beteiligt gewesen sein, sie dem Blau des Farbenmannes auszusetzen, dann wäre das über einen Zeitraum von Jahren geschehen. Doch hatte er Juliette damals, bevor sie fortging, nicht gemalt. Oder er erinnerte sich einfach nur nicht mehr daran, sie gemalt zu haben.
    » Henri, kannst du dich erinnern, ob ich Juliette gemalt habe, als ich damals mit ihr zusammen war?«
    » Ich habe kein Bild gesehen, und du hast nie davon gesprochen, aber jetzt komme ich ins Grübeln. Du weißt es nicht?«
    » Meine Herren«, unterbrach der Professeur, » Sie glauben, etwas im Pigment hätte Einfluss auf Ihr Erinnerungsvermögen genommen? Habe ich recht?«
    » Ja«, sagte Lucien. » Und darüber hinaus hat es uns möglicherweise falsche Erinnerungen eingegeben.«
    » Verstehe.« Der Professeur kramte einen Moment in seinen Unterlagen, dann hielt er inne, sprang auf und trippelte zu einem Bücherregal in der Ecke des Zimmers, wo er einen in Leder gebundenen Band zur Hand nahm und eilig darin herumblätterte, bis es schien, als hätte er gefunden, was er suchte. » Aha!«
    » Was aha?«, fragte Henri.
    » Dieser österreichische Arzt schreibt von einer Methode, die er bei seinen Patienten anwendet, um sich Zugang zu– wie er es nennt– › unterdrückten Erinnerungen‹ zu verschaffen. Haben Sie schon einmal von Hypnose gehört?«
    » Mesmerismus?«, fragte Henri. » Das ist ein Zaubertrick, mit dem man Menschen dazu bringen kann, sich wie Hühner zu benehmen. Eine Anwendung, derer man sich– wie ich aus eigener Erfahrung weiß– im Bordell an der Rue des Moulins erfreuen kann, sofern man der Madame drei Francs extra bezahlt.«
    » Tatsächlich?«, sagte der Professeur.
    » Vier Francs, wenn ein Ei gelegt werden soll.«
    Dem Professeur schien es angesichts von Henris Enthüllung die Sprache zu verschlagen, und er blickte zur Zimmerdecke auf, als hätten die Rädchen in seinem Kopf mit der Mathematik der Vorstellung zu kämpfen. » Scheint mir ziemlich teuer für ein Ei«, sagte er schließlich.
    » Vergessen Sie das Ei«, sagte Lucien. » Wollen Sie damit sagen, Sie könnten uns helfen, uns zu erinnern?«
    » Nun, ich will es gern versuchen«, sagte der Professeur. » Ich habe bereits Menschen hypnotisiert.«
    » Professor Bastard«, sagte Henri. » Ich verstehe nicht recht. Sie sind Chemiker, Geologe, Sie versuchen sich als Ingenieur, sind Erfinder und jetzt auch noch Psychologe. Was genau ist eigentlich Ihr Fachgebiet?«
    » Die Wahrheit, Monsieur Toulouse-Lautrec, lässt sich nicht in einen Käfig sperren.«
    Unter dem Stuhl des Professeurs huschte surrend die rattengroße Nusszählmaschine hervor und flitzte in den Raum hinein, hastete von einer Schale zur nächsten und verkündete freudig

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