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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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ihre Funde.
    » Ah, es ist zwei Uhr«, sagte der Professeur.

17
    Im Quartier Latin
    H ast du einen Maler für uns gefunden?«, fragte der Farbenmann, als sie hereinkam. Er saß auf dem Diwan und verfütterte eine Möhre an Etienne, den Esel, der einen Strohhut mit zwei Löchern trug, aus denen die Ohren ragten.
    Der Farbenmann hatte eine Wohnung im Quartier Latin gemietet, an der Rue des Trois Portes, gleich beim Boulevard Saint-Germain.
    » Was macht der hier?«, fragte sie, während sie einen ziemlich komplexen Hut abnahm, wobei sich seidig schwarze Strähnen aus ihrem chignon lösten.
    » Er ist aus dem Urlaub zurück«, sagte der Farbenmann.
    » Nicht, was er in Paris macht. Was macht er auf dem Diwan?«
    » Isst eine Möhre. Ich esse auch eine Möhre. Wir teilen uns eine.«
    Ihren Sonnenschirm hatte sie bereits zusammengefaltet und in den Ständer bei der Tür gestellt, also sollte sie dem Farbenmann vielleicht seinen Gehstock in die Augenhöhle und dann durch den Hinterkopf stoßen. Allein die Vorstellung, Hirnflecken aus dem Teppich reiben zu müssen, hielt sie davon ab, denn– wie nicht anders zu erwarten– hatten sie noch immer keine Haushälterin gefunden.
    Sie war genervt. Der Farbenmann war nervig, noch schlimmer als sonst, denn es war ein warmer Herbsttag, den sie im Jardin du Luxembourg verbracht hatte, auf der Suche nach einem neuen Maler, und sie schwitzte unter den übertrieben vielen Röcken, Korsetts, Unterröcken und anderen accoutrements, die von einer modebewussten, modernen Frau erwartet wurden. Eine Turnüre! Wer hatte sich so was nur ausgedacht? Zwei der besten Maler dieser Stadt fanden ihren Hintern exquisit, oder etwa nicht? Hatte man diesen nicht mit den erlesensten Hintern der Kunst verglichen und für vollendet erklärt? Hatte sie nicht dafür gesorgt, dass es so sein würde? Warum, warum, warum musste sie sich also einen kürbisgroßen Tumor aus Taft und Seide um den Po schnallen, um von der Pariser Gesellschaft anerkannt zu werden? Ihr lief der Schweiß über den Steiß, und das nervte. Der Farbenmann nervte, diese neue Wohnung nervte, und auch Etienne, der auf dem Diwan saß, die Vorderhufe auf dem Boden, und an seiner Möhre knabberte, nervte.
    » Bring ihn raus«, fauchte sie.
    » Sein Stall ist noch nicht fertig. Die Concierge will ihn erst noch von ihrem Mann ausfegen lassen.«
    Im neuen Zuhause gab es einen Stall für Pferd und Wagen, was in der Stadt immer seltener wurde.
    » Na, dann nimmst du eben deinen Farbenkasten, und ihr zwei sucht uns einen Maler!«
    » Ich kann nicht weg. Wir haben eine Verabredung.«
    » Eine Verabredung? Du und Etienne, ihr habt eine Verabredung? Hier?«
    Der Farbenmann holte eine weitere Möhre aus einem Mehlsack und biss die Spitze ab, dann hielt er Etienne den Rest hin. » Wir wollen uns ein Dienstmädchen ansehen.«
    » Und Etienne muss dabei sein, weil…?«
    » Penis«, erklärte der Farbenmann.
    Schluss. Aus. Ende. Sie würde sein Hirn eigenhändig aus dem Teppich scheuern müssen. Sie schnappte sich den Stock des Farbenmannes und ging in en-garde -Stellung, zielte mit der Silberspitze auf das Auge des kleinen Mannes.
    » Meiner erschreckt sie nicht mehr so wie früher«, sagte der Farbenmann betrübt. » Ich glaube, ich verliere meine Gabe.«
    Etienne nickte traurig, oder zumindest wirkte es traurig, aber, um ehrlich zu sein, zeigte er nur an, dass er bereit war für die nächste Möhre. Juliette ließ die Spitze des Gehstocks sinken, dann seufzte sie, fuhr herum und ließ sich zwischen den beiden Pimmelträgern auf das Sofa sinken.
    » Außerdem«, sagte der Farbenmann, » ist uns das Blau ausgegangen. Den Rest habe ich dem Zwerg gegeben. Der wäre für dich leichte Beute. Und er malt schnell. Finde eine andere rothaarige Wäscherin, die ihn in Versuchung führt.«
    Ja, er wäre eine leichte Beute, aber sie wollte nicht wieder zurück zu Toulouse-Lautrec, trotz seines Talents. Sie wollte weder einen von den Malern im Park noch von den Dutzenden, deren Staffeleien wie Dominosteine aufgereiht zu beiden Seiten von Pont Neuf standen. Sie wollte Lucien. Sie vermisste Lucien. Sie schlief in einem Hemd, das sie ihm gestohlen hatte, schmiegte es an ihr Gesicht und atmete seinen vertrauten Duft von Hefe-und-Leinöl-und-Mann. Das war ein Problem.
    » Diese Wohnung gefällt mir nicht«, sagte sie.
    » Sie ist nett«, sagte der Farbenmann. » Sie hat zwei Schlafzimmer und ein Bad. Du solltest in die Wanne gehen. Etienne hat die hier noch nicht nackt

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