Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
– ganz plötzlich – bricht Jubel los. Alle Bewohner des Tals haben ihre Hände erhoben, sie winken und klatschen. Die drei Monde sind zu einem geworden!
„Und was passiert jetzt?“, flüstere ich.
„Du musst dir etwas ganz intensiv wünschen.“ Benar drückt lange und fest meine Hand. „Das wird dann später in Erfüllung gehen.“
Was ich mir wünsche, kannst du dir sicher denken. Der Wunsch ist nur so furchtbar groß und ich glaube nicht, dass er je wahr werden wird. Aber dann schießt mir ein Gedanke in den Kopf: Tora wird sich dasselbe wünschen und wer weiß, möglicherweise auch noch andere Menschen. Mit ihnen zusammen kann der Wunsch vielleicht doch in Erfüllung gehen.
Ich schließe die Augen und wünsche mir den Frieden auf den Sieben-Welten!
Plötzlich spüre ich Benars Gesicht ganz nah an meinem. „Jetzt sucht sich jeder ein Plätzchen im Gras und legt sich schlafen. Die ganze Stadt wird unter freiem Himmel übernachten und im Zauber der Wünsche einschlafen.“
Wir legen uns gleich hinter den Stein und ich kuschele mich eng an ihn. Es ist schön, einen so guten Freund zu haben, ich fühle mich wohl und geborgen. Die Nacht spinnt ein Netz um uns beide, ein Netz aus Vertrauen und Hoffnung, ganz sanft, ganz leise. Es ist fast undenkbar, dass sich draußen, außerhalb des Tals, Menschen die Köpfe einschlagen. Dieser Gedanke macht mich traurig.
„Du, Benar?“, frage ich leise. „Wie geht es hier raus aus dem Tal?“
Benars Augen glitzern im Mondlicht. „Das werde ich dir nicht sagen.“
Ich hebe meinen Kopf und sehe ihn an. „Ich denke, du bist mein Freund?“
Da streicht er mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Sicher. Ich will nur nicht, dass du fortgehst. Ansonsten sag ich dir alles …“
Kapitel 9
oder
Wie ich als zermatschter Schneeball an einer Scheibe herunterrutsche
Meine innere Uhr weckt mich, als gerade die Sonne hinter den Bergen aufgeht. Vorsichtig wickle ich mich aus Benars Armen und der Decke heraus. Ich sehe ihn eine Weile schweigend an, dann gehe ich zu den Reitställen und sattle Shiri’nai.
„Ich habe dich für klüger gehalten!“, sagt eine dunkle Stimme hinter mir.
Ich fahre herum.
Lässig ans Gatter gelehnt steht dort niemand anderer als der Wolf!
„Rido!“ Ich stürze mich auf ihn und drücke mein Gesicht an seine stählerne Brust. Sein Herz macht bum, bum!
Damit hat der Riesenkerl wohl nicht gerechnet – und ich auch nicht. Vielleicht liegt es am Zauber der Nacht, an den herrlichen Minuten, die mein so trostloses Leben verwandelt haben. Ich freue mich so sehr, meinen speziellen Freund wiederzusehen, dass ich mich darüber selbst vergesse.(1)
Rido schiebt mich sanft von sich. „Das passt nicht zu meinem Image“, brummt er, aber ein sanftes Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht. „Niemand umarmt den Wolf. Ich bin eine Maschine.“
„Klar doch!“ Ich gebe ihm einen Klaps auf den Arm. „Nur hier ist niemand – außer Shiri’nai. Und der petzt nicht.“ Ich gehe zurück zu dem Hengst, um die Riemen festzuziehen.
Ridos Stimme zu hören, macht mich glücklich – aber nicht, wenn sie vorwurfsvoll klingt. „Du reitest zu den Schlangenmenschen und lernst dort das Kämpfen. Krista’roff hat mir diese Information anvertraut.“
„In so einer kleinen Welt spricht sich vieles schnell herum.“
„Die Python-Kämpfer vermuten, dass du sie ausspionieren willst.“
Ich rümpfe die Nase. „Tu’ ich aber nicht. Dafür lasse ich mich nicht als Fußabtreter benutzen.“
„Dein Verhalten ist zudem ehrgeizig, was ihnen überhaupt nicht zusagt.“
Jetzt muss ich lächeln. Es ist also genau anders herum: Ich nerve sie, weil ich etwas kann?
„Ich halte mich zurück, kapiert? Tako lässt mich nicht gewinnen, sonst gibt er uns Strafarbeiten auf.“
„Es ist ein Fehler, zu ihnen zu gehen! Bleib hier, Nadine!“
„Jetzt fängst du auch noch an! Gibt es denn niemanden, der mich versteht?“ Wütend betrachte ich sein grantiges und doch so jugendliches Gesicht. Wie sehr habe ich mich einmal vor dem Wolf gefürchtet! „Aber sag mal: Hast du es geschafft? Hast du die Spione gerettet?“
Rido nickt. „Positiv! Einer wird wohl nie mehr laufen können, ein zweiter büßte seinen Arm ein, aber den anderen geht es mehr oder weniger gut.“ Als ich ihn enttäuscht ansehe, fügt er schnell hinzu: „Die Schuld liegt nicht bei mir. Die ZEWAs haben sie gefoltert!“
„Ah! Ein vertrautes Gespräch unter Freunden?“, sagt plötzlich Tora hinter dem
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