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Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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556,73 Kilometer.“
    Ich schlucke. „556? Da sind wir ja Tage unterwegs!“
    „Bei deinem Tempo – ja.“
    Ich sehe in sein steinernes Gesicht. Ich kenne den Roboter-Wolfs-Jungen inzwischen gut genug, um zu wissen, worauf er hinauswill. „Nix da!“, fauche ich. „Du trägst mich nicht! Ich kann allein laufen!“
    In den nächsten Stunden verfluche ich meinen Stolz. Mit den Schmerzen in den Gliedern fällt es mir doppelt schwer, mit Ridos Tempo mitzuhalten. Er legt eine Geschwindigkeit vor, die für mich zwar ein ordentliches Lauftempo, für ihn aber langsames Gehen bedeutet.
    Ein wenig lenkt mich die neue Umgebung ab, allerdings eher zum Negativen. Als wir an einem größeren Schutthaufen vorbeikommen, suche ich zwischen zerbeulten Geräten und zerbrochenem Geschirr nach Essbarem, während Rido Bretter, Bleche und Töpfe im hohen Bogen fortschleudert.
    Scheinbar weiß er genau, wonach er sucht. Als er einen Bodenjäger freilegt, staune ich nicht schlecht. Das ist ein Gerät, das dem Motorrad auf der Erde ähnelt, nur dass es kleiner und schneller ist. Es hat auch keine Räder, sondern arbeitet mit Druckluft. Hier gehört es zu den Antiquitäten und ich wundere mich, dass Rido es im Schutt gefunden hat.
    „Der Scanner hat den Jäger angezeigt“, sagt Rido, als er meinen fragenden Blick bemerkt.
    „Hat er dir auch gesagt, ob das Ding noch funktioniert?“, frage ich verdrossen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass jemand so etwas zurücklässt.
    „Er hat mir auch genügend Energiereserven angezeigt, damit werden wir einige Hundert Kilometer schaffen.“
    „Du meinst, ich werde die Kilometer schaffen, denn dir macht es doch sicher nichts aus, neben mir her zu laufen.“
    Rido schüttelt den Kopf. „Du wirst den Bodenjäger nicht steuern können. Dazu gehört eine Ausbildung …“
    „Die du natürlich hast. Oder hast du wieder nur die Anleitung gelesen?“
    Er antwortet nicht, sondern richtet das Ding auf. Ich sehe sofort, dass es Zeitverschwendung ist: Für Rido ist es zu klein und ich kann nicht damit umgehen. Aber da muss der Schlaukopf schon selbst drauf kommen.
    „Hat dir der Scanner auch angezeigt“, frage ich gelangweilt, „ob es hier etwas Essbares gibt? Pommes mit Salat vielleicht? Gemüseauflauf? Hühnersuppe? Mir wäre alles recht.“
    „Hier gibt es nichts“, sagt Rido ruhig.
    Ich fahre auf. „Und warum lässt du mich dann suchen?“
    „Ich soll doch deine Gefühle achten – und du hast mir den Eindruck vermittelt, als ob du mit Freude im Schutt wühlen würdest.“
    Ich schleudere ihm einen vernichtenden Blick zu, der ihn in Stücke reißen sollte.
    Ich weiß, meine Fantasie ist manchmal ziemlich gewalttätig – aber ich schäme mich nicht. „Ich kann meine Kraft auch für Sinnvolleres vergeuden, als im Dreck nach etwas zu suchen, was es nicht gibt!“, brumme ich, aber der Riese hört einfach nicht zu.(2) Er fummelt wieder an Drähten und Schläuchen im Innern dieses Gerätes herum und startet die Maschine. Aus den hinteren sechs Röhren schießt heiße Luft heraus und für einen Moment bäumt sich der Jäger auf wie ein bockendes Tier.

    Meine Bewunderung verberge ich in meinem unzufriedenen Gesicht. Sich für die Arbeit eines Roboters zu begeistern, ist wohl kaum angebracht, aber sie anzuzweifeln, wird ihm vielleicht zu denken geben.
    „So“, sagt er und sieht auf mich herab. „Willst du dich mal draufsetzen?“(3)

    „Ich … äh … ich denke, ich könnte das Ding nicht steuern?“
    „Es erforderte einige Umstellungen. Jetzt müsste es jedoch so leicht sein wie Motorradfahren auf der Erde.“
    Dafür braucht man aber auch eine Ausbildung , denke ich und lege mich vorsichtig auf die schmale Vorrichtung. Und die gibt es frühestens mit 15!
    Alles Mögliche habe ich auf der Erde gelernt, doch Mofafahren ist für mich immer tabu gewesen. Logisch auch, wenn man von der Polizei möglichst unentdeckt bleiben will … Aber das sage ich nicht.
    Rido verdreht seine Augen, als er meinen missmutigen Blick sieht. „Lenken musst du mit deinem Körper, den Knien und Füßen, fast so, wie bei einem Pferd. Berühre diese Stelle dort!“
    Sanft tippe ich die bezeichneten Stellen an. Der Landjäger macht einen Satz nach vorn, ich schreie auf, aber statt dass ich loslasse, drücke ich noch fester zu. Mit einer Geschwindigkeit, die nirgendwo mehr zulässig ist, rase ich auf einen Müllberg zu. Das Mordsding prescht in den Schutt hinein und schleudert Töpfe, Flaschen und allerlei

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