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Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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Krempel hervor. Ich hänge an Ridos ausgestreckter Hand, denn er ist neben mir her gelaufen wie ein Vater bei einem Dreijährigen, der gerade das Fahrradfahren lernt.
    „Vorsichtig!“, brummt er.
    Ich sehe seinem Gesicht an, dass er ein Grinsen unterdrückt.
    „Das war vorsichtig! Außerdem kannst du mich jetzt runterlassen, ich bin keine Handpuppe!“
    Ich brauche noch weitere fünf Versuche, um schließlich aufzugeben. „Es hat keinen Sinn! So schnell lerne ich das nicht.“
    Rido nimmt meine Hände, so behutsam, wie ich es bei ihm noch nie erlebt habe. „Du musst es nur zulassen, dann können wir beide fahren.“
    Ich sehe ihn gequält an. „Was zulassen ?“
    „Dass ich fahre. Wir können eine ganz schön lange Strecke hinter uns bringen, die wir zumindest nicht laufen müssen.“
    Ich seufze. „Na gut. Was muss ich tun?“
    Es wäre vielleicht besser gewesen, nicht zu fragen, denn Rido nimmt mich wortlos auf seine Schulter – wie ein kleines Kind, das brauche ich hier eigentlich nicht noch einmal extra zu betonen – und dann setzt sich der Riese seinerseits auf den Bodenjäger.
    Ich sag dir, das ist schlimmer, als die letzte Karte auf ein fertiges Kartenhaus zu setzen. Du hast ständig Angst, es würde jeden Augenblick zusammenkrachen. Das ist pure Hochseilakrobatik.
    Alles wäre gut, würde ich nicht beinahe zwei Meter über dem Erdboden schwanken und würde die Geschwindigkeit ein erträgliches Schneckentempo nicht überschreiten. Aber ich schätze, dass wir mit rund 50 Stundenkilometern über den Schutt rasen – ein Umstand, der schon auf ebener Strecke atemberaubend ist, doch bei den vielen Unebenheiten habe ich Mühe, mich auf seinen Schultern zu halten.
    „Geht es nicht noch schneller?“, jaule ich in meiner Verzweiflung, als der Bodenjäger sich um fast 20 Grad neigt, weil Rido mit der rechten Seite über einige Balken geschossen ist.
    „Natürlich“, antwortet er. „Möchtest du das wirklich?“
    „NEE!“, schreie ich und du kannst dir vorstellen, wie panisch ich in diesem Moment werde. „Das habe ich sarkastisch gemeint! Es ist mir viel zu schnell!“
    „Warum sagst du nicht gleich, was du meinst?“
    Ich seufze. Ja, warum eigentlich nicht?
    „Weil das Leben doch sonst zu langweilig wäre!“ Ich jauchze laut und reiße beide Arme hoch. „Hatar’ali, ich komme!“
    Und im selben Moment falle ich von Ridos Schultern.

Kapitel 14
oder
Eine lustige Rutschpartie und ein bisschen Flucherei, aber immerhin am Ziel angekommen

    Rechtzeitig, bevor ich auf dem Boden auftitsche, packt mich Rido am Fuß. Er verhindert damit das Schlimmste, denn bei dieser Geschwindigkeit wäre ich sicher zu Apfelmus geworden.(1)

    Wieder einmal stehe ich in seiner Schuld.
    Wir schaffen mehr als 300 Kilometer mit dem Motorrad-Akrobaten-Mordsding, auch Bodenjäger genannt. Rido erklärt mir, dass dieses Fortbewegungsmittel früher, als es noch Wälder gegeben hat, zum Jagen benutzt worden wäre. Man konnte dem Wild damit ziemlich behände folgen, ohne von diesem abgeschüttelt zu werden. Durch die Lenkung mit den Knien und die Möglichkeit, mit einer eingebauten Schießvorrichtung an der Vorderseite des Jägers mit beiden Händen gleichzeitig Schüsse abzufeuern, war die Jagd perfekt. Als die Wälder und damit auch die Tiere verschwanden, setzte man die Dinger im Straßenverkehr ein, der sich auf Labaido zunehmend in die Luft verlagert hatte.
    Ich staune nicht schlecht, als wir an einer echten Kirche vorbeirasen. Sie ist aus Steinen gebaut, mit den üblichen Schindeln und bunten Fenstern, wie es bei dir auf der Erde üblich ist. Auf meine Frage hin erklärt mir Rido, dass die Kaltaran-Kirche das einzige Gebäude sei, das auf Labaido geduldet würde, weil sie ein Denkmal des Andersseins darstellt. Nun dient sie den Leuten als Unterschlupf.
    Überall ziehen wir Blicke auf uns, sobald wir an Menschenansammlungen vorbeisausen. Ich will nicht wissen, was für ein Bild wir abgeben und was diese Leute denken. Vielleicht glauben sie, wir wären vom Zirkus, obwohl es hier so was nicht gibt. Mir ist das auch alles ziemlich egal, ich will einfach nur zu Hause ankommen, an die Tür des Regierungsgebäudes klopfen und sagen: Hallo, ich bin da! Die verlorene Tochter ist zurück! Ich will von meinen Eltern in den Arm genommen werden und von ihnen eine Entschuldigung hören, die mich vom Sinn der 37 Jahre auf der Erde überzeugt. Ich will mich satt essen, bis ich platze, und danach schlafen, zwei oder drei Tage lang. Dann

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