Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
auflauern! Irgendwann machen sie einen Fehler, glaub mir! Oder sie haben keine Vorräte mehr und müssen aufgeben. Dann sind wir da und stürmen das Gebäude!“
Sein Gesicht verzieht sich zu einer bedrohlichen Maske. Einige der Männer heben die Stöcke und rufen: „Zieht dem Backenzahn die Wurzel!“ Und auch in ihren Augen lodert ein Feuer. Ich sehe es glühen, es ist eine Mischung aus Wut und Verachtung.
„Wir werden euch kein Essen wegnehmen!“, rufe ich. „Wir wollen wenigstens versuchen, mit der Regierung zu sprechen! Sie können doch nicht zusehen, wie Tausende vor Hunger sterben!“
„Woher kommt ihr, dass ihr so naiv seid?“, fragt der Mann rechts neben dem Bärtigen. Er hat tief liegende Augen und sein Gesicht ist ziemlich stark eingefallen.
Rido drückt mich so fest an sich, dass ich vor Schmerz beinahe aufschreien muss. Damit verhindert er, dass ich antworte. „Wir verschwinden sofort wieder, sobald wir an die Pforten geklopft haben. Das versprechen wir“, knurrt er stattdessen.
Es wird noch einmal herzlich gelacht, aber dann nickt der Bärtige. „Also gut, ihr seid sehr hartnäckig. Lokas und Harbor werden euch begleiten. Solltet ihr irgendwelche Mätzchen machen, könnt ihr sicher sein, dass ihr nicht lebend aus meinem Revier herauskommt!“
Wir nicken, froh, wenigstens eine Chance zu bekommen.
Nicht nur Lokas und Harbor begleiten uns, sondern auch eine Horde der Herumstehenden. Scheinbar haben sie nichts anderes zu tun – was sollte man bei einer Überwachung des Backenzahns im Schutt auch sonst erledigen?
Wir dürfen in einen Miniflitzer steigen, eine kleine Maschine, die nur vier Personen fasst. Sie ist schon ziemlich alt und verrostet. An Ridos bedenklichem Blick sehe ich, dass das Fliegen damit riskant ist, aber er steigt ein und ich folge ihm.
Der Miniflitzer saust nicht wie sonst in etwa zweihundert Metern Höhe über die Dächer der Stadt, sondern er hält sich in drei Metern Abstand zum Boden.
„Wir dürfen nicht höher steigen, weil uns die Regierung sonst abschießt“, sagt der hagere Mann grimmig. Er heißt Harbor und obwohl er sehr ausgemergelt wirkt, lächelt er mir aufmunternd zu. „Ich bin gespannt auf euren Erfolg.“
Wir sagen nichts, bis die Maschine mit lautem Knattern hält.
Ungefähr zweihundert Meter vor uns steht ein Zaun und ein Stück dahinter liegt das Regierungsgebäude – oder der Backenzahn , wie es die Rebellen nennen. Von hier aus ist es gigantisch hoch und in beeindruckendem Silber gehalten, doch im Moment wirkt es auf mich eher schmutzig. Was denkt sich mein Vater dabei, so viele Menschen zu unterdrücken? Ich muss endlich eine Antwort haben! Es ist Zeit für die Wahrheit!
Aber zwischen mir und der Antwort liegen noch einige Meter und ein etwa fünf Meter hoher Zaun.
Lokas hält Rido am Arm fest. „Es wagt sich niemand näher heran. Sie schießen sofort!“
Rido schüttelt die Hand ab. „Wir werden es trotzdem riskieren!“
Und dann gehen wir.
Weißt du, was das für ein Gefühl ist, genau in der Mitte zweier Fronten zu stehen? Denn genau das passiert jetzt: Vor uns liegt die Regierung, der Feind, der noch nichts von uns wissen kann und annehmen wird, dass wir Rebellen sind. Hinter uns starren Tausende Rebellen auf uns, die zweifeln, dass wir es schaffen werden. Zu wem gehören wir wirklich?
Ridos Schritt ist so langsam, dass selbst ich ohne Schwierigkeiten mitkomme. Wir schauen auf das Regierungsgebäude, können aber nicht einen einzigen Menschen entdecken. Wie sollen wir nur Kontakt aufnehmen, wenn niemand da ist, dem wir unsere Namen sagen können?
Wir haben die Hälfte der Strecke bis zum Zaun geschafft und eigentlich ist es nur noch ein Katzensprung bis in die Festung.
Ein Schuss pfeift. Ich sehe einen blauen Druckluftstrahl im Sand verschwinden. Es hat nicht viel gefehlt und er hätte mein linkes Bein getroffen.
„Das war ein Warnschuss“, sagt Rido ruhig.
Ich schlucke. „Das ist verdammt knapp gewesen!“
„Du bleibst hier stehen und ich gehe weiter. Sie werden auf mich schießen, aber sie können mich nicht töten. Daran werden sie erkennen, wer ich bin.“
„Und diese Waffen können dich wirklich nicht zerstören, Rido?“, frage ich gequält.
„Druckluftschocker haben die Eigenschaft, Menschenfleisch zu durchbohren“, antwortet er trocken. „Meine Schutzschicht unter der Haut hält diesen Aufprall ab.“
„Und wenn sie inzwischen neue Waffen erfunden haben?“
Rido schüttelt den Kopf. Er will sich von mir
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