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Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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abwenden, sieht dann aber doch in meine verzweifelten Augen und streicht mir mit seiner riesigen Hand sanft über die Wange. Ich ergreife sie, als wäre sie das Letzte, was ich von ihm festhalten kann.
    „Sei vorsichtig!“, flüstere ich. Ich sehe in sein Gesicht, in seine gelben Augen. In meiner Brust verkrampft sich alles und ich denke, dass ich meinen Freund nicht verlieren möchte.
    Er erwidert meinen Blick, löst sich von mir und geht auf den Zaun zu.
    Wieder ertönt ein Schuss. Rido zuckt kurz zusammen, geht aber trotzdem weiter. Er verändert seine Geschwindigkeit nicht, aber als weitere Schüsse fallen, stoppen sie ihn doch.
    Unschlüssig steht der Riese da. Er sieht sich nach mir um, als könnte ich ihm eine Antwort geben. Doch ich schüttle nur hilflos den Kopf. Es scheint, als würden sie ihn nicht erkennen, als wäre unser Weg zur Regierung vergebens.
    Plötzlich zischt auch ein Laserstrahl nah an meinem Kopf vorbei. „Rido!“, rufe ich besorgt aus und stolpere rückwärts.
    Rido sieht sich nach mir um, blickt dann zum Zaun – und rennt los.
    Er erreicht den Fünfmeterzaun in einem Blitzhagel. Seine Hände tasten am Geflecht herum und lösen damit Stromstöße aus, wie ich sie schon an der Schutzmauer des Tals gesehen habe. Dieser Stromentladung ist Rido scheinbar nicht gewachsen, er heult auf, fällt die Meter hinab, die er gerade hochgekraxelt ist, und krümmt sich im Sand.
    Als ich sein Wolfsgeheul höre – obwohl es nur leise ist – durchfährt es meine Glieder. Ich schreie „Rido!“ und spurte auf ihn zu.
    Das Entsetzen, das sich nun in seinem Gesicht breitmacht, habe ich noch nie gesehen. Er springt auf, brüllt mich mit einem „Zurück, Nadine!“ dermaßen brutal an, dass ich aus Furcht schon stocksteif stehen bleibe und er mich noch im Laufen schnappt und mit sich zerrt – und das vor mindestens tausend Zuschauern.
    Wir erreichen die Rebellen, die uns stumm und mit offenen Mündern anstarren.
    „Ist alles in Ordnung, Rido?“ frage ich, noch immer von seinem Wolfsgeheul schockiert. Ich sinke auf den Boden, meine Beine wollen den Rest meines Körpers nicht mehr tragen. Schon gar nicht meine Verzweiflung, die wie eine Zentnerlast auf meinen Schultern liegt.
    „Wie kannst du nur zu mir rennen?!“, brüllt er mich an. „Du hättest sterben können! Warum tust du so dummes Zeug?“
    Ich ziehe eine Schnute. „Vielleicht, weil mein Freund Schmerzen hatte und ich bei ihm sein wollte?“
    Der Wolfsjunge sieht mich noch ein paar Sekunden lang zornig an, dann senkt er die Augenlider. „Sie haben mich nicht erkannt“, brummt er so leise, dass nur ich es hören kann. „Oder sie wollen mich nicht erkennen. Die Zeichen sind doch allzu deutlich!“
    Harbor hockt sich zu uns. „Das war ganz schön riskant, Mann!“, sagt er mit gerunzelter Stirn. „Du hättest tot sein müssen. Niemand überlebt so einen Kugelhagel!“
    „Ich habe einen Schutzschild aus Eisen an“, entgegnet Rido und zeigt dem Hageren kurz eine aufgerissene Stelle in seiner Haut. Das blanke Metall leuchtet hervor. „Das ist nichts Besonderes, es schützt mich vor den Strahlen.“
    „Nichts Besonderes, sagst du?“ Auch Lokas schüttelt den Kopf. „Kommt mit in unser Lager, ihr seid herzlich eingeladen!“
    Sie bringen uns zurück zu ihrem Miniflitzer, doch bevor Rido einsteigt, muss er noch an einigen Kabeln herumbasteln. Anschließend läuft die Maschine wesentlich leiser, sodass die beiden Männer uns strahlend ansehen.
    „Du hättest uns sagen sollen, dass du dich mit Maschinen auskennst, Mann!“, jubelt Lokas. „Solche Leute brauchen wir! Bleibt bei uns und kämpft mit uns gegen den Backenzahn!“
     
     
    So schnell und so freundlich in eine Rebellengruppe aufgenommen zu werden, ist mehr als nur Glück. Rido wird als Held gefeiert und jeder kommt und will seine blanken Stellen berühren, die zum Glück schon fast wieder verheilt sind.
    Wir werden in Argas’ Zelt geführt. Er ist ihr Anführer.
    Der Vollbärtige reibt sich das Kinn, als er uns bittet, auf den wackligen Stühlen Platz zu nehmen. Ich setze mich, Rido bleibt vorsichtshalber stehen.
    „Das hat man selten, dass sich qualifizierte Leute in unser Lager wagen. Warum hast du das nicht gleich gesagt?“
    „Meine Schwester braucht etwas zu essen“, erwidert Rido, ohne auf seine Frage einzugehen.
    „Hm … das wird schwierig.“ Argas sieht Lokas und Harbor an, die sich neben mich setzen. „Essen ist rar.“
    „Wir werden hart arbeiten“, entgegnet

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