Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
herankommen.“
Und damit – verflixt noch mal – hat er Recht.
„Aber wir müssen es wenigstens versuchen“, flüstere ich.
Auch ich sehe inzwischen die Ausweglosigkeit ein. Und das Schlimmste ist, meine Eltern sitzen mittendrin und unternehmen nichts!
„Du bleibst besser hier“, sagt Harbor ernst und sieht mich dabei an, wie man ein kleines Kind ansieht. „Das ist eine Aufgabe für Männer. Kinder und Frauen bleiben immer in den Lagern zurück!“
„Aber ich bin Hatar’alis Tochter!“, brause ich auf. „Ich muss wissen, warum mein Vater die Menschen unterdrückt …“
Doch kaum habe ich den Namen meines Vaters ausgesprochen, geht eine Veränderung auf den Gesichtern der Männer vor. Argas und Harbor springen auf, schneller, als ich es den beiden zugetraut hätte. Sie ziehen ihre Knüppel und betrachten uns wie Diebe, die ihr letztes Brot gestohlen haben.
„Du bist die Tochter des Regierungsoberhauptes?“, zischt Argas wütend.
„Hab ich’s doch gewusst!“, knurrt Harbor. Sein hageres Gesicht spannt sich so stark, dass seine Wangenknochen deutlich hervorstechen.
„Lasst mich doch erklären!“, rufe ich ungeduldig aus.
„Da gibt es nichts zu erklären!“, faucht Argas.
Bevor er jedoch einen Schritt machen kann, packt ihn Rido am Genick, wie er es schon oft bei mir getan hat. Argas röchelt nach Luft und schlägt um sich, aber das macht Rido nichts aus. Mit der anderen Hand krallt er sich Harbor und knallt die beiden mit einem Ruck zusammen, sodass sie bewusstlos zu Boden gleiten.
„Bist du verrückt?“, zische ich Rido an. „Wir hätten ihnen alles erklären müssen!“
„Du bist wie Tora, du würdest auch ohne Waffen zu den Feinden gehen!“ Rido sieht mich ebenfalls wütend an. „Wie kannst du ihnen von deiner Herkunft erzählen?! Sie verachten Hatar’ali, da werden deine Beteuerungen nichts nützen!“
„Werden sie doch!“, fauche ich zurück. „Mit ein bisschen Geduld schon. Wir müssen ihnen …“
„Wir müssen nur noch von hier verschwinden!“ Rido knurrt sein Wolfsknurren und ich weiß genau, dass mit ihm jetzt nicht zu spaßen ist. „Komm!“
Was habe ich für eine Wahl? Rido hat alles verbockt. Wenn die Männer aufwachen, werden sie mir nicht glauben, selbst wenn ich mich Rido widersetze. Alleine werde ich hier nicht überleben, hat er mir zumindest gesagt, und das stimmt leider. Also folge ich dem Wolf aus dem Zelt und weiche nicht von seiner Seite. Vermutlich hat er einen Plan, wie wir von hier verschwinden können. Als der Miniflitzer vor uns auftaucht, weiß ich, dass Rido ihn stehlen will.
„Du bist wahnsinnig!“, murmele ich, doch trotz dieser Erkenntnis klettere ich hinter ihm hinein.
In diesem Moment hören wir Schreie aus Richtung des Zeltes, in dem die beiden Männer liegen. Man hat unsere Flucht entdeckt, jetzt bleibt uns nur noch übrig, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.
Rido drückt schon den Knopf für den Start. Ich muss mich beeilen, um die Tür heranzuziehen. Ein paar Knüppel schlagen schon gegen die Bordwand. Automatisch ziehe ich den Kopf ein und setze mich auf den zweiten Sitz. Natürlich schnalle ich mich sofort an.
Wir zischen über die Köpfe der aufgebrachten Menschen hinweg, die ich eigentlich auf unsere Seite habe ziehen wollen – auf Toras Seite, denn ich habe mir in den Kopf gesetzt, seine Friedensbemühungen weiterzuverfolgen. Doch das ist jetzt vorbei, Rido hat es vermasselt. Bekomme ich noch einmal eine Chance, mit Argas zu reden, weiß ich jetzt schon, dass ich erst gar nicht zu beginnen brauche.
Ridos Gesicht bleibt hart und ich weiß, dass er wieder einmal anderer Meinung ist und er mir nicht zuhören wird. Mit einer Entschlossenheit, die beinahe schon an Todesmut grenzt, steuert er den Miniflitzer auf den Silbernen Backenzahn zu. Denkt er wirklich daran, sich dort Eintritt zu verschaffen? Werden sie uns nicht abschießen, noch bevor wir überhaupt unsere Namen sagen können?
Ridos Reaktionen sind jedenfalls nicht eingerostet. Das stelle ich in den folgenden Sekunden fest, in denen wir von einem Looping zur nächsten Steilkurve fliegen. Der Beschuss aus der Festung hat begonnen, als wir den Fünfmeterzaun überflogen haben. Rido weicht den Schüssen gekonnt aus. Ich kann nur hoffen, dass er alles im Blick hat. Es sind mehr als ein Dutzend Kanonen, die auf uns gerichtet sind, und die hellen Blitze, die aus den dunklen Löchern herausgefeuert werden, sind keine Warnschüsse mehr. Die haben uns als
Weitere Kostenlose Bücher