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Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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ich hinzu. Es sollte gehässig klingen, aber so wütend bin ich gar nicht mehr. Vielleicht sagt er ja wirklich die Wahrheit? Was weiß ich denn schon davon, was in einem Roboterherzen vor sich geht?
    „Glaubst du, Mutter, Vater wird mich noch mal anhören? Ich kenne das Geheimnis des Tals, in dem Mali’tora sich aufhält, ich bin sogar aus ihm geflohen. Vielleicht kann ich ihm nützliche Hinweise geben?“
    „Ich werde es ihm sagen, sobald ich mit ihm zusammentreffe. Nadi, ich werde dich jetzt verlassen, die Konferenz beginnt in zehn Minuten. Sieh dich nur in Ruhe um, hier bist du sicher. Du wirkst noch immer sehr angespannt.“
    Sie verlässt mich mit wehenden Haaren, ohne sich auch nur noch ein Mal umzublicken.
    Warum denke ich gerade jetzt an Anna? Die gute Frau hat sich zig Mal umgesehen, als sie über den Hof von Burg Rahenfels ging, und dauernd hat sie mir gewunken. Das ist damals beim Abschied auf der Erde gewesen und wenn meine Mutter wüsste, dass es vielleicht auch ihr Abschied ist … Falls ich mein neues Ziel weiterhin verfolge, dann werde ich auch sie verraten müssen.
    Als ich am Abend die Straßen traurig entlangschlendere, weiß ich, was mich an dieser Stadt stört: Nirgendwo ist ein Hundehaufen zu sehen, nicht ein Bonbonpapier flattert im Wind und es gibt auch keine schwarzen Flecken auf dem Boden von zertretenem Kaugummi.

Kapitel 16
oder
Wie ich mit den Augen eines anderen sehen kann und ihn hassen lerne

    Am nächsten Tag gehe ich nicht zur Schule. Ich stehe schon sehr früh auf und beeile mich, um die Menschen in der Stadt zu beobachten. Ich will ihr Geheimnis kennen, will wissen, woher sie ihr Essen bekommen und wohin die Reste wieder verschwinden. Deshalb habe ich eher die Hinterhöfe und die Bediensteten im Auge, die auf den Hauptstraßen selten ihre Gesichter zeigen.
    „Nar’dhina?“ Ein ZEWA steht hinter mir, als ich gerade den automatischen Müllcontainer verfolge. Der Mann guckt so, als müsse er gerade Babysitter-Dienste erledigen.(1)

    „Ähm … ja?“, frage ich mit unschuldiger Miene.
    „Du wirst in der Schule vermisst. Hatar’ali will, dass du deinen Pflichten nachkommst.“
    „Oh … ja … natürlich“, sage ich und verbiete mir, mit den Zähnen zu knirschen. „Ich habe mich verlaufen. Wo ist die Schule denn nur?“
    Der Staatsdiener glaubt mir kein Wort, das sehe ich seinem Gesicht an. Er nimmt mich gleich in seinem Minigleiter mit und setzt mich Sekunden später acht Stockwerke höher ab.
    „Ach, da ist sie ja!“, flöte ich. „Na, dann will ich mal schnell lernen gehen!“
    Ich steige aus, doch er traut mir nicht über den Weg. Erst als ich durch die Eingangstür gehe, schwenkt er in eine andere Richtung.
    „Aha.“ Ein Mann in einem grünen Overall kommt sofort auf mich zu. „Da bist du ja, Nar’dhina! Ich zeige dir, wo du deine Bücher bekommst, und dann bringe ich dich in den Hörsaal.“
    Und das ist dann die letzte Möglichkeit gewesen, abzuhauen. Ich hätte es ahnen müssen, aber ich hatte gehofft, nach der Schule könnte ich auch noch in der Stadt herumlaufen. Doch man begleitet mich am Abend bis zu meinem Zimmer und als ich wieder hinaus will, ist die Tür verschlossen.
    Erst am Morgen wird sie wieder geöffnet – und da steht auch schon der freundliche Staatsdiener davor mit einem süß-säuerlichen Grinsen.
    Nichts kann ich tun. Ich besuche die vorgeschriebenen Unterrichtseinheiten, schmiere meine Notizen notdürftig in die Hefte und versuche, den einen oder anderen Professor über den Krieg da draußen auszuquetschen. Aber nicht einer äußert sich so, dass ich mit seiner Aussage etwas anfangen kann.
    Erst nach vier Tagen werde ich von einem ZEWA aufgesucht. Es ist mitten in einem langweiligen Clip über die Herstellung synthetischer Öle, die bevorzugt Frauen haben wollen. Ich habe mich sowieso schon gefragt, wen das interessiert, daher bin ich nicht böse, die Kabine zu verlassen.
    „Hatar’ali fordert, dass du ihn sofort aufsuchst!“, sagt die Wache.
    „Aha.“ Nette Formulierung, muss ich mir merken. „Und wo geht’s lang?“
    „Folge mir!“, sagt der Beamte knapp.
    Wir steigen in einen Minigleiter und schweben zu einer der Hundert Treppen, die zu den Schlafräumen führen. Diese ist jedoch mit einem feinen Teppich ausgelegt, das Geländer mit Schnörkeln verziert und die Tür, durch die ich staunend schreite, strotzt vor feinen Schnitzereien. Das Bürogebäude der Regierenden ist viel weiter verzweigt, als ich es vermutet habe, und

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