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Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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werde ich dir alles erklären!“

    Überrascht halte ich inne. Er hat geflüstert, so, als habe er Angst, dass ihn jemand hören könnte. Ist das ein neuer Trick, um mich abzulenken? Um zu verhindern, dass ich den Kristall bekomme? Vielleicht lässt sich das Glas doch zersprengen und er will nur bluffen? Andererseits würde er einen solch wertvollen Gegenstand niemals ohne Sicherung wegschließen.
    Ich schmeiße die Büste gegen die Scheibe.
    Das Glas zerbricht tatsächlich nicht, dafür aber der arme Sänger. Tut mir leid.
    Mein Vater versucht, meinen Oberarm zu packen, doch ich greife sein Handgelenk, drehe mich um und will mit ihm eine viel geübte Kampftechnik durchführen. Ich hätte jedoch bedenken sollen, dass ich keine Männer als Gegner nehmen sollte, die zum einen größer sind, zum Zweiten dreimal mehr wiegen und zum Letzten auch noch sauer auf mich sind. Ich habe zwar meine Übungen mit den Schlangenmenschen hinter mir, die alle diese Eigenschaften erfüllen, doch sie wissen auch, wie man sich abrollt, und mein Vater weiß es nicht.
    Anstatt lustig über meinen Rücken zu kullern, breche ich mit ihm zur Seite weg, weil er einfach zu schwer für mich ist. Mit lautem Getöse donnern wir auf den Boden. Schnell springe ich wieder auf die Beine und knie mich auf seinen Rücken. „Sag schon, wo ist der Schlüssel!“
    Hatar’ali ächzt und ringt nach Luft.
    Ich möchte an dieser Stelle doch endlich mal erwähnen, dass ich richtig stolz auf mich bin. Ich habe den ersten Erwachsenen zu Boden gebracht – und das ohne fremde Hilfe. Ich hätte mir zwar nie träumen lassen, dass es mein Vater sein würde, doch darauf kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen.
    Ich drücke mein Knie noch tiefer in seinen Rücken und presse mit meinen Händen sein Gesicht auf die Fliesen. „Ich frage nicht noch einmal!“, flüstere ich ihm ins Ohr. „Du hättest wissen müssen, dass ich bei den Python-Kämpfern ausgebildet wurde, und die haben keine Rücksicht darauf genommen, dass ich ein Mädchen bin. Also, wo ist der Schlüssel?“
    „Dort“, röchelt er und zeigt mit dem Kopf zum Schreibtisch. „In der kleinen Schatulle!“
    So ein Mist! Wenn das stimmt, sitze ich ganz schön in der Patsche. Um an den Schlüssel heranzukommen, muss ich ihn loslassen und zum Schreibtisch laufen. Wenn ich dann zurückkomme, hat er sich schon längst aufgerichtet und versperrt mir den Weg. Vielleicht liegt der Schlüssel ja nicht einmal in dem Kasten drin …
    Mir bleibt jedoch nichts anderes übrig, als es zu riskieren. Ich springe auf, hechte zum Tisch, aber als ich mich mit der Schatulle in der Hand umdrehe, steht er mir aufrecht gegenüber. Aus seiner Nase blutet es und sein Gesicht sieht unnatürlich schief aus.
    „Du darfst den Kristall nicht benutzen!“, sagt mein Vater ruhig. „Ich werde ihn schützen. Gib es auf, Nadi! Du hast ja nicht einmal einen Plan!“
    Tja, da hat er mich wohl durchschaut … Ich bin leider so dumm, ohne Idee einen wertvollen Gegenstand zu klauen, und ich komme mir dabei auch ziemlich kindisch vor. Rido hätte mir in so einer Situation vermutlich ausgerechnet, wie groß meine Chancen sind, und jetzt, da mein Vater vorgewarnt ist, wird er sich nicht mehr überrumpeln lassen.
    Ich sehe den Trigonischen Kristall in seinem Rücken leuchten.
    Kleiner Freund , flehe ich ihn inständig an. Hilf mir! Lass mich jetzt nicht im Stich! Ich brauche dich!
    Das rote Licht schwillt an, Hatar’ali wird rundum in einen blutroten Mantel getaucht, sodass er schrecklich gruselig aussieht. Wie eine Marionette bewegt er sich, geht mechanisch auf seinen Schreibtisch zu und setzt sich auf seinen Platz. Dort legt er seinen Kopf auf beide Hände und scheint im nächsten Moment eingeschlafen zu sein.
    „Danke, kleiner Freund!“, jauchze ich und stürme auf die Vitrine zu.
    Es liegt tatsächlich ein Schlüssel in der Schatulle – und er passt auch! Vorsichtig nehme ich den Kristall in meine Hände und drücke ihn an mich.
    „Ich hab dich so vermisst!“, flüstere ich. „Dabei warst du mir so nah! Jetzt müssen wir uns beeilen und den Wolf befreien, sie halten ihn hier irgendwo fest!“
    Ob du’s mir glaubst oder nicht, ich spüre wirklich ein warmes Gefühl in meinem Herzen. Der Kristall strahlt in meinem Lieblingsgrün.
    „Hoffentlich schläfst du lange genug“, sage ich zu dem Mann, der so entspannt wirkt, als wäre nichts passiert. „Wenn du aufwachst, wirst du dich an alles erinnern können, aber dann denkst du gefälligst

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