Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
mal über das nach, was ich dir gesagt habe. Im Zeichen des Friedens, das ist mein Wille!“
Ich packe den Kristall in meine Hosentasche und gehe zur Tür. „Moment mal!“, murmele ich, „So komme ich nicht zu Rido!“
Im nächsten Moment verwandele ich mich in genau den Menschen, der nicht dumm gefragt wird, wenn er im Regierungsgebäude herumläuft: in meinen Vater. Ich strecke mich, ziehe meine Stirn in Falten und öffne die Tür. Ein ZEWA steht davor. Der Mann versteift sich, als er mich herauskommen sieht.
„Begleite mich zu diesem Monster, dem Wolf!“, brumme ich. Ich finde, es hört sich ziemlich echt an.
„Jawohl!“, salutiert die Wache und geht voran.
Ich bin so aufgeregt, dass ich mir den Weg kaum merken kann, aber vielleicht liegt es auch daran, dass er ziemlich weit ist und uns viele Menschen begegnen, die höflich grüßen. Ich nicke kühl, vermutlich würde Hatar’ali nicht einmal das tun.
In einem Raum, in dem zwei weitere Wachen stehen, bleibt mein Begleiter stehen. Ich zeige auf eine mit mehreren Riegeln verrammelte Tür. Ein Kasten daneben verrät, dass irgendetwas darin in kurzen Abständen unter Strom gesetzt wird.
„Aufmachen!“, knurre ich in typischer Hatar’ali-Manier.
Die beiden Wächter gehorchen sofort. Es zischt laut, als sie die Riegel betätigen, dann springt die Tür auf und ich sehe, wie im Stromkasten die Lämpchen nicht mehr blinken. Auf dem Boden hockt – beinahe erkenne ich ihn nicht wieder – Rido, der Wolf.
Er sieht sehr mitgenommen aus. Wenn es das ist, was ich vermute, dann habe ich ihn gerade von unmenschlichen Qualen befreit.
„Steh auf, Wolf!“, versuche ich herrisch zu sagen, doch meine Stimme krächzt wie ein Rabe. „Ich brauche dich für eine Mission! Und ihr …“ Ich drehe mich zu den drei Wächtern um. „Ihr verschwindet! Schnell! Das ist geheim!“
Kaum sind sie aus der Tür, springe ich zu Rido. Meine Wut auf ihn ist vergessen. Das, was mein Vater ihm hier angetan hat, ist schlimmer als alles, was bisher zwischen uns schiefgelaufen ist! Und natürlich weiß ich, dass ich ohne Rido nicht weit kommen würde.
‚Du bist eine schlechte Schauspielerin‘, sagt Rido in meinem Kopf.(4)
‚Na und?‘, fauche ich. ‚Es wird trotzdem niemand wagen, meine Erscheinung anzuzweifeln! Ich hasse es übrigens, im Körper meines Vaters zu stecken!‘
Rido richtet sich mühsam und sehr langsam auf.
„Warum hat er das getan?“, brause ich auf.
„Hatar’ali?“ Rido versucht ein Lächeln, aber es misslingt. „Er will wissen, wo Tora und die Schlangen ihr Lager haben. Ich habe gesagt, dass ich es nicht wüsste, aber das glaubt er mir nicht.“
„Du hast dich gegen deinen Auftrag gestellt?“, frage ich überrascht.
Ich habe gedacht, mit der Auslieferung des Kristalls wäre Rido aus dem Schneider. Aber scheinbar ist Hatar’ali damit nicht zufrieden gewesen.
„Das wird er büßen!“, zische ich.
„Er ist dein Vater!“, erinnert mich der Wolf, dem jegliches Leben aus dem Gesicht gewichen ist.
Mit den Augen meines Vaters – und ich weiß, sie sind kalt – sehe ich ihn an. „Nicht mehr.“
Kapitel 17
oder
Je höher ich steige, desto tiefer falle ich hinab
Rido berichtet, dass er alle fünf Minuten Stromstöße verpasst bekommen habe, die mit jedem Mal stärker geworden seien. Diese Folter wäre für ihn lächerlich gewesen, denn einen Roboter könne man nicht mit Gewalt einschüchtern. Aber dummerweise hat es Rido wirklich an den Kräften gezehrt, denn durch sein Herz ist der Schmerz schließlich unerträglich geworden.
Er sagt davon nicht alles, das meiste lese ich in seinen Augen.
Als er mit mir durch das Regierungsgebäude läuft, hält er sich nicht so aufrecht, wie er es sonst immer getan hat. Irgendetwas belastet ihn, seine Nähe riecht nach Traurigkeit – und das, obwohl ein Roboter doch niemals Trauer empfinden kann.
Rido kennt den Weg in die Zentrale, die sich tief im Kellergeschoss befindet und wo der Hauptcomputer unter größter Bewachung steht. Da ich als oberster Boss stolz an den Posten vorbeischreite und der echte Hatar’ali scheinbar noch immer schlummert, erreichen wir den Raum ohne besondere Vorkommnisse. Ich schicke die Leute raus, sodass wir in der Zentrale alleine sind.
„Du weißt, was du zu tun hast?“, frage ich Rido. Ein letztes Mal flammen in mir Zweifel auf, ob er mich diesmal auch wirklich nicht hintergeht, aber mein Gefühl sagt mir, dass ich ihm vertrauen kann. Ich lese es in seinen Augen, in
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