Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
Vom Netzwerk:
Regierung.
    Ich drehe mich um und blicke auf das Schuttfeld, auf dem die Rebellen zuletzt ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Die Zelte und Baracken sind alle fort, auf den Plätzen stehen Häuser, manche wachsen noch in die Höhe, andere sind schon fertig und warten darauf, dass man sie bezieht. Doch daran denkt scheinbar niemand, denn Hunderte, Tausende, vielleicht auch mehr Menschen laufen jubelnd auf das schmelzende Regierungsgebäude zu.
    „Sie kommen alle, um den Untergang des Backenzahns zu sehen“, sagt Rido.
    „Jepp. Jetzt müssen wir ihnen nur noch beibringen, wie man Getreide und Obstbäume pflanzt.“
    Einige der Regierungsmitglieder springen noch rechtzeitig auf sicheren Boden, bevor sie mit in die Tiefe gezogen werden. Aber schon sind die Rebellen heran, stürzen sich brüllend auf sie und verfrachten sie zurück in das schmelzende Loch. Ich höre sie schreien und betteln, aber die aufgebrachten Leute in ihrer Siegerlaune lassen es nicht zu.
    Kopfschüttelnd kommen Argas, Harbor und Lokas näher. Ihre Augen sind staunend aufgerissen, ihre Gesichter erfüllt von Glück. Argas bleibt vor mir stehen und sieht mich ungläubig an. „Das … das habt ihr gemacht?“
    „Wir haben es versprochen, nicht wahr, Rido?“, erwidere ich und sehe den Riesen an.
    Rido hat jedoch die Stirn gerunzelt. „Es tut mir leid, dass ich euch außer Gefecht gesetzt habe“, murmelt er.
    Argas lacht. Er lacht so laut und herzlich, dass auch Harbor und Lokas mit einstimmen. Ich grinse ebenfalls und Rido lässt sich zu einem zaghaften Lächeln überreden, bis auch alle anderen Rebellen lachen und dieses Lachen um das gesamte Gebäude zieht, das noch immer in die Tiefe schmilzt und alle Regierungsmitglieder mit sich nimmt.
    Wie tief mag es sein? Es sind über hundert Stockwerke gewesen, die wir zurückgelegt haben. Dieses Loch wird in Zukunft die Heimat dieser Menschen sein.
    Und der meiner Eltern.
    „Essen und Trinken haben sie noch für zehn Jahre“, sage ich zu Argas. „So lange könnten sie dort leben. Diese Demütigung wird ihnen sicher zu denken geben!“
    „Aber ist denn dein Vater nicht auch dabei?“, fragt Harbor.
    „Mein Vater und meine Mutter. Sie wollten beide nicht auf mich hören.“ Ich versuche, sie in der Menge der Menschen zu finden, die auf der sinkenden Masse versammelt ist, aber es ist unmöglich. „Sie haben es nicht anders verdient.“
     
     
    Der Superjäger, den wir ohne den Zentralregler zurückgelassen haben, steht dummerweise auf dem Dach eines Geschäftshauses. Wir können von Glück reden, dass Rido nicht auf einem Schrägdach gelandet und das Fluggerät somit in die Tiefe abgerutscht ist, als die Häuser neu formiert wurden. Nicht einer der Rebellen zeigt sich, denn jetzt gibt es ja auch keine mehr. Die Menschen haben Wichtigeres zu tun, als einen Superjäger zu besetzen.
    Der Flug zurück hätte für mich die erholsamste Stunde sein können, die ich seit Tagen, ja, seit Wochen gehabt hätte. Doch ich bin so angespannt, weil ich wissen will, wie sich die Lage auf Mora-Jenas entwickelt hat. Stocksteif sitze ich im Cockpit und starre auf die Weltkugel, der wir uns nähern.
    Meine Gedanken wirbeln wie Blütenstaub im Aprilwetter umher. Immerhin brauche ich jetzt nicht mehr zu weinen, denn Rido sitzt wieder neben mir. Er betrachtet mich schon die ganze Zeit von der Seite, als wolle er in meinen Kopf eindringen und meine Gedanken lesen. Aber ich versperre ihm den Zugang. Zu tief hat er mich enttäuscht, vermutlich werde ich ihm niemals wieder richtig vertrauen können, auch wenn mein Herz etwas ganz anderes will.
    Aber mich beschäftigt auch ein anderes Thema. Ich lasse die Bilder noch einmal vor meinem inneren Auge vorbeiziehen, als ich mit meinem Vater in seinem Büro gesprochen habe. Dann vergleiche ich sie mit dem, woran ich mich noch aus der Zeit vor 37 Jahren erinnere. Ist das ein und derselbe Mensch? Natürlich hat er sich äußerlich verändert, er ist sehr mager geworden und hat auch nicht mehr dieses Leuchten in den Augen. Ja, er war früher schon streng zu mir, war immer korrekt und erwartete von mir das Gleiche. Aber er hatte ein Gefühl für Gerechtigkeit, niemals hätte er jemanden für etwas bestraft, was er nicht getan hat.
    Was ist nur in der Zeit meiner Abwesenheit passiert? Mir gehen seine Worte nicht aus dem Kopf: „Bitte, Nar’dhina, wir müssen miteinander reden! Gib mir Zeit, dann werde ich dir alles erklären!“
    Habe ich mich in ihm vielleicht doch getäuscht?
    „Ist

Weitere Kostenlose Bücher