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Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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seinem Gesicht. Es ist von Schmerz durchzogen, als habe er erkannt, dass er den falschen Weg gegangen ist, und ich bin bereit, ihm zu verzeihen.
    Er nickt. „Du willst das Regierungsgebäude zerstören und die Rebellen sollen ihre Häuser zurückbekommen.“
    „Genau. Kannst du auch gleich eine Botschaft auf alle Fernsehbildschirme senden? Dass Mali’tora der Retter ist und jede Welt sieben Abgeordnete schicken soll, um damit eine neue Regierung zu bilden?“
    „Sieben?“
    „Hört sich doch gut an, oder?“ Ich sehe Rido forschend an. „Der Zentralcomputer muss danach zerstört werden. Niemand darf das, was wir jetzt eingeben, je wieder rückgängig machen. Wirst du das auch wirklich genau tun?“
    „Hand aufs Herz!“, sagt er und lächelt mich das erste Mal innig an.
     
     
    Zehn Minuten später hetzen zwei Männer aus der Zentrale und eilen so schnell durch die Gänge, dass sie mehr als einen der Techniker beinahe über den Haufen rennen.
    „Wieso haben wir nur fünf Minuten?“, ruft der eine mit der pochenden Ader an der Stirn aufgebracht. „Hättest du die Selbstzerstörung nicht für etwas später eingeben können? Schließlich müssen wir noch raus!“
    „Wir brauchen genau vier Minuten und 48 Sekunden. Es ist nicht nötig, mehr Zeit einzuplanen.“ Das ist der andere Mann, der große mit dem jugendlichen Aussehen und den breiten Schultern.
    „Oh, verflixt, weil man manchmal vielleicht etwas Reserve braucht?!“ Der eine mit den kalten Augen flucht, als er über die Tasche eines Handwerkers stolpert. „Siehst du? Wenn ich jetzt hingefallen wäre und mir ein Bein gebrochen hätte …“
    „Du bist aber nicht hingefallen“, erwidert der andere gelassen.
    „Aber es kann doch sein! Wann geht das endlich in dein verrücktes Roboterhirn rein?“
    Und so unterhalten sich die beiden weiter, bis sie endlich eine Tür erreichen, die doppelt so groß und mehrfach gesichert ist.
    „Können wir hindurch?“, frage ich.
    „Natürlich“, antwortet Rido. Er sieht mich vorwurfsvoll an, als müsste ich wissen, dass er auch an eine offene Außentür gedacht hat.
    Ich nehme die Türklinke in die Hand. Noch hält die Decke über mir, aber nicht mehr lange.
    „Warte! Wenn ich nach draußen gehe, will ich wieder ich selbst sein!“
    In Gedanken spreche ich mit dem Kristall und ohne Probleme verwandle ich mich wieder in Nar’dhina, die Zwölfjährige, die kein Kind mehr sein will.
    „So gefällst du mir besser“, lächelt Rido. Er sieht mit gerunzelter Stirn zur Decke. Sie wölbt sich nach unten, es ist höchste Zeit, das Gebäude zu verlassen.
    Ich reiße die Tür auf und stolpere hinaus. Rido folgt mir, wir laufen ein paar Meter und drehen uns dann um.
    Was wir nun sehen, geht über alles hinaus, das du dir vorstellen kannst. Ich versuche es mal so zu erklären: Stell dir eine wunderschöne Sahnecremetorte vor mit vielen Verzierungen, Stockwerken und Türmchen, von mir aus auch dekoriert mit ein paar Laserkanonen. Und jetzt halte einen Heizstrahler darauf. Mindestens 1000 Watt sollte der haben und sehr intensiv strahlen. Er lässt die Sahnetorte schmelzen, ganz langsam, sodass du dabei zusehen kannst. Figürchen und Kerzen sinken in die Masse hinein, Schokoblätter, Kekse und die schön verzierten Sahnetupfer vermengen sich alle miteinander. Die ganze Torte schmilzt, löst sich auf und zurück bleibt nur noch ein elender Matsch.
    In unserem Fall ist das nur ein klein bisschen anders. Das Regierungsgebäude liegt wie ein silberner Zuckerberg vor uns, längst nicht mehr so groß, wie es einmal war. Die einzelnen Etagen schmelzen zusammen – und zwar so, dass Menschen und all die Dinge, die nicht aus Polaritrionsenergie erschaffen wurden, freigelegt werden und mit der Masse hinabsinken. Es werden immer mehr, denn aus jeder Etage kommen neue Leute hinzu. Ich sehe überraschte Gesichter, höre verzweifeltes Schreien und lautes Fluchen. Niemand versteht, was da passiert, aber vermutlich begreift jeder, dass es das Ende der Regierung ist.
    Hatar’alis Regierung.
    Sitzt er noch immer im Sessel und schläft? Ich hoffe nicht. Er soll mitbekommen, was mit seiner Festung geschieht. Er soll sich an unser Gespräch erinnern und bereuen, nicht ernsthaft über meine Vorschläge nachgedacht zu haben.
    Dann denke ich an meine Mutter. Hat sie es verdient? Sie und die vielen anderen? Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass es nur eine Lösung gibt – und das ist ein neuer Zusammenschluss der Sieben-Welten. Ohne die alte

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