Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
mir mit der Bemerkung zurückgab, daß sie damit gerechnet hatte, daß noch weitere Polizisten kommen würden. »Warum denn?«
    »Weil man keinen Mörder gefunden hat.«
    »Richtig.«
    Sie stand in der Tür. Da sie nicht gerade schlank war, würde ich erst in das Haus hineingelangen, wenn sie mir den nötigen Platz verschafft hatte. Daran aber dachte sie nicht. Ihr mächtiger Busen wogte unter der dunklen Leinenbluse, die die Witwe Tremaine über der Hose trug.
    »Und was wollen Sie von mir, Mr. Sinclair? Ich habe mit dem Mord nichts zu tun.«
    »Das weiß ich, Mrs. Tremaine«, erwiderte ich freundlich. »Es geht auch nicht um Sie, sondern um den Gast, der bei Ihnen wohnt.«
    »Robin Gift, meinen Sie?«
    »Ja. Woher wissen Sie das?«
    Sie grinste schief. »Ich habe nur den einen. Deshalb war es auch leicht.«
    »Stimmt.«
    »Gut, aber was soll das alles? Mr. Gift ist nicht da. Sie haben sich umsonst bemüht.«
    »Ich wollte mir nur sein Zimmer anschauen.«
    Das gefiel der Frau nicht, denn sie blickte mich schon böse an. »Ich weiß wirklich nicht, ob ich das darf.«
    »Ihre Bedenken verstehe ich sehr gut. Auf der anderen Seite wäre ich nicht zu Ihnen gekommen, wenn es nicht so dringend gewesen wäre. Verstehen Sie?«
    »Ja, das ist mir schon klar.«
    Ich lächelte ihr zu. »Dann seien Sie bitte so nett, Mrs. Tremaine. Sie brauchen sich wirklich keine Vorwürfe zu machen. Es geht alles mit rechten Dingen zu.«
    »Ich bin ja froh, daß sich Scotland Yard um die Tat kümmert. Der Tote war ja nicht nur irgendwer, sondern der Pfarrer. Überlegen Sie mal, wer bringt schon einen Pfarrer um und hängt ihn auf. Das ist ja ungeheuerlich, Mr. Sinclair.«
    »Sie sagen es.« Ich war froh, daß sie nur von einem Toten ausging, von dem anderen wußte sie zum Glück nichts, aber sie fragte noch einmal, ob ich nicht warten konnte, bis Robin Gift erschien. Sie wollte mir auch eine Tasse Kaffee kochen und etwas von ihrem selbstgebackenen Kuchen servieren.
    »Nein, das möchte ich nicht. Ich würde es zwar gern tun. Ihr Kuchen ist bestimmt super, aber ich habe Dienst.«
    »Dann will ich Sie auch nicht länger stören, Mr. Sinclair.«
    Endlich gab sie den Weg frei, und ich konnte das kleine Haus mit dem Ausbau betreten. Es war sehr schmal, und eine ebenso schmale Treppe führte hoch zu den Zimmern. Durch die helle Tapete aber wirkte es optisch größer, und die Bilder an den Flurwänden zeigten keine Motive aus der düsteren Umgebung, sondern freundliche Bleistiftzeichnungen von Küstenorten am Mittelmeer.
    Der Gang oben war nur schmal. Die Zimmer lagen sich praktisch gegenüber, bis auf eines. Zu ihm hielt die Frau bereits den Schlüssel in der Hand. Sie war mir gefolgt, etwas außer Puste und sagte, bevor sie den Schlüssel ins Schloß steckte: »Gern tue ich es nicht, Mr. Sinclair.«
    »Das weiß ich. Aber es ist wichtig.«
    »Natürlich.« Sie schloß auf, betrat das Zimmer und ließ mich eintreten.
    Helles Holz, ein sauberes und relativ großes Fenster. Auch die Schräge störte nicht. Eine blaue Bettdecke sah aus wie frisch gewaschen. Aber trotzdem herrschte eine Unordnung, die sicherlich nicht von der Wirtin her stammte.
    Robin Gift war ein unordentlicher Mensch gewesen. Er hatte seine Arbeitsmaterialien auf dem Boden verstreut, während er den schmalen Tisch als Stellfläche für sein Powerbook benutzt hatte.
    Auf dem Boden lagen Zeitungsausschnitte, die sich mit dem Fall beschäftigten. Alte Ausschnitte, aber frisch fotokopiert. Auf dem Bett stand sein Koffer. Er war offen, und die Wäsche quoll hervor.
    »Meine Güte, dieser Mann hat keine Ordnung gekannt!« schimpfte die Witwe.
    »Manche sind eben so, Mrs. Tremaine.«
    »Was sollen wir jetzt machen?«
    »Sie – gar nichts.«
    »Was suchen Sie denn hier?«
    »Mal abwarten.« Ich hatte mich gekniet und warf einen Blick auf die Ausschnitte. Bei manchen Fotokopien waren mit einem gelben Marker Worte und Sätze gekennzeichnet.
    Sie nahm ich natürlich als erste unter die Lupe. Man beschäftigte sich mit dem Fall. Die Gazetten hatten wirklich viel geschrieben und entsprechend ausgebaut.
    Wuchtig waren die markierten Stellen, denn dort hatte jemand darauf hingewiesen, daß dieser Killer nicht unbedingt ein normaler Mensch zu sein brauchte. Man sprach von einem Wesen ohne Gefühl, von einer Person unter dämonischem Einfluß. Von einem Morddämon in menschlicher Gestalt. In allen Artikeln war auch auf die Augen des Mörders eingegangen worden, ohne jedoch erklären zu können, was

Weitere Kostenlose Bücher