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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stand. War tatsächlich etwas draußen zu sehen, oder war dieser Mann nur wegen seiner Erinnerungen erstarrt?
    Bill wollte es wissen. Er zischelte Fletchers Namen. Eine Antwort bekam er nicht, auch dann nicht, als er seine Stimme anhob und richtig laut redete.
    Da war einiges nicht in Ordnung. Bill griff nicht nach seiner Pistole, er rieb nur seine rechte Handfläche am Hosenbein ab und ärgerte sich zugleich darüber, daß er seine ultimative Waffe, die Goldene Pistole, nicht mitgenommen hatte. Wer konnte schon vorher wissen, wie sich ein Fall entwickelte?
    Dean Fletcher bewegte sich nicht. Ihn hatte der Bannstrahl getroffen, und auch Bill blieb nicht länger in seiner Ecke. Aber er war vorsichtig. Er hatte es hier mit einem Gegner zu tun, bei dem man mit allem rechnen mußte.
    Der Reporter schlug einen kleinen Bogen, damit er in den Rücken des Mannes gelangte. Er stützte sich an der Tischkante ab. Es war sehr still in der Küche. Auch Bill bemühte sich, so leise wie möglich zu gehen.
    Er schaute aus dem Fenster – und erstarrte ebenfalls.
    Ein Gesicht mit einer bleichen Teighaut war da zu erkennen. Der erste Eindruck verwischte schnell, denn der Mann, der sich vor dem Fenster aufhielt und in das Haus hineinglotzte, war ihm bekannt, obwohl er auf eine gewisse Art und Weise fremd aussah, denn er trug keine Sonnenbrille mehr. Er hatte sie abgenommen und glotzte mit seinen normalen Augen durch die Scheibe in die Küche hinein.
    Normale Augen?
    Nein, das waren keine normalen Augen. Dahinter lauerten schwarze Löcher oder Höhlen, die mit Kohle gefüllt waren. Irgend etwas stimmte dort nicht, und auch Bill merkte sehr schnell, daß es ihm nicht anders erging als dem pensionierten Wärter.
    Die Augen bannten ihn. Diese Schwärze war so schlimm und intensiv, daß es ihm nicht möglich war, sich zu bewegen. Selbst die Augendeckel blieben starr.
    Bill war paralysiert. Er blieb stehen, wo er war, er kippte nicht um. Er schaute durch die Scheibe in das Gesicht, in die Augen, die diese fürchterliche Botschaft ausgesandt hatten.
    Noch etwas geschah.
    Die Augen bewegten sich. Sie drehten sich in ihrem Innern, und zugleich strömte etwas aus ihnen hervor. Plötzlich bildete die Scheibe kein Hindernis mehr. Die absolute Schwärze drang wie ein böses Tier in das Zimmer.
    Augenblicklich hüllte sie den Reporter und auch Dean Fletcher ein.
    Zumindest Bill spürte diesen eiskalten Mantel. Er hörte auch die Worte.
    »Ich hole euch«, sagte Darkman. »Ich hole euch nach Dartmoor. In meine Welt, meine Welt…«
    Mehr bekam Bill nicht mit. Plötzlich war alles anders. Er fand keinen Halt mehr. Etwas riß ihn weg, einfach weg, hinein in eine andere Welt, in das Zwischenreich, wo Menschen hilflos waren…
    ***
    Ich war schneller zurückgefahren, denn etwas drängte mich, so rasch wie möglich zu Bill und Fletcher zu kommen. Ich machte mir auch Vorwürfe, daß ich sie allein gelassen hatte, obwohl noch nichts passiert war, aber es war eben dieser Druck, dem ich nicht ausweichen konnte.
    Er trieb mir auch den Schweiß auf die Stirn. Er ließ mein Herz schneller klopfen, und auch hinter den Schläfen spürte ich den Druck und das Tuckern.
    Dann hielt ich endlich vor dem Haus. Nach dem Aussteigen warf ich einen Blick auf die alte Fassade. Zumindest äußerlich hatte sich nichts verändert, was mich allerdings nicht beruhigte.
    Die Tür war geschlossen. Aber nicht abgeschlossen. Schon als ich den ersten Schritt in das Haus hineinging, wußte ich, daß in der Zwischenzeit etwas geschehen war.
    Etwas strömte mir entgegen. Zwischen diesen Wänden war es nicht mehr so wie früher. Die Angst um Bill und Fletcher nahm zu.
    Mich packte die Stille nahezu ein. Nicht mal eine Uhr tickte oder schlug.
    Ich wandte mich der Küche zu. Die Beretta hielt ich mit beiden Händen fest, dabei wies die Mündung schräg zu Boden.
    Abgeschlossen war die Küchentür nicht. Mit einem Tritt stieß ich sie nach innen.
    Der freie Blick in die Küche. Aber auch der freie Blick in einen leeren Raum.
    Kein Mensch hielt sich mehr dort auf. Es hatte sich äußerlich auch nichts verändert. Da stand noch immer die Ginflasche auf dem Tisch, und auch der säuerliche Geruch war geblieben.
    Ich steckte die Beretta wieder weg. Es war schwül in der Küche, aber ich fror plötzlich. Dann entdeckte ich doch etwas Neues. Auf dem Tisch lag ein Zettel, eine Nachricht.
    Ich berührte ihn nicht, sondern schaute von oben her auf ihn herab und auf die hastig hingekritzelten

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