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Verflucht in Alle Ewigkeit

Verflucht in Alle Ewigkeit

Titel: Verflucht in Alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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Dr. Garold Wilkes konnte noch immer nicht glauben, dass er sein gemütliches Büro und seinen Lehrauftrag in Boston abgegeben hatte, um Professor Hamilton auf diesen verrückten Dschungeltrip zu folgen. Sicher – Hamilton war sein Mentor und sein väterlicher Freund, und es gab etwas, das sie über das Interesse an präkolumbianischer Kultur hinaus miteinander verband. Doch diesmal, fand Wilkes, war Hamilton zu weit gegangen.
    Der Professor war bekannt für seine kühnen Theorien und seine gelegentlich haarsträubenden Thesen. Und er war berüchtigt für die Anstrengungen, die er unternahm, um seine Annahmen zu beweisen und seine Kritiker Lügen zu strafen.
    Wilkes hätte es wissen müssen. Er hätte es wissen müssen an dem Tag, an dem sein Telefon geklingelt und Hamilton ihn gefragt hatte, ob er Lust hätte auf ein kleines Abenteuer.
    »Na, Gary?«, erkundigte sich der Professor, der neben ihm ging, mit breitem Grinsen. »Was ist los? Sie sehen so verdrießlich drein.«
    »Das sieht nur so aus, Sir«, versicherte Wilkes, während er unwillig nach einem Schwarm Moskitos schlug, die sich seinen Nacken als Futterstelle ausgesucht hatten. »Das sieht wirklich nur so aus.«
    Hamilton lachte gutmütig – das Lachen eines Mannes, der solche irdischen Dinge längst hinter sich gelassen hatte. Der Professor war Wissenschaftler durch und durch. Er war mit seiner Materie verheiratet, schlief mit seinen Büchern, war bereit, zum Wohl der Wissenschaft so ziemlich jedes Opfer zu bringen. Und hin und wieder, dachte Wilkes missmutig, fehlte es ihm an Realitätssinn.
    »Ich weiß, was Sie denken«, sagte Hamilton, als könne er die Gedanken des Jüngeren lesen. »Sie denken, dass ich allmählich anfange zu spinnen, je älter ich werde.«
    »Aber nein, Sir, ich …«
    »Geben Sie's ruhig zu, Gary.« Der Professor lachte wieder, während sie einen Hain gewaltiger Farne durchquerten, deren riesige Blätter sich wie Baumkronen über ihnen schlossen.
    »Aber keine Sorge – der alte Hamilton mag vielleicht manchmal ein wenig spleenig sein, aber er weiß immer noch ziemlich genau, was er tut. Und ich fühle, dass wir nahe dran sind, Gary. Die Aufzeichnungen von Saluego waren in dieser Hinsicht eindeutig …«
    Wilkes schnitt eine Grimasse. Esteban de Saluego war ein spanischer Edelmann gewesen, einer der Konquistadoren, die im sechzehnten Jahrhundert Südamerika heimgesucht und der indianischen Kultur ein jähes Ende gesetzt hatten. Auf dubiosen Wegen war Hamilton an das angebliche Tagebuch Saluegos gelangt – ein Bündel vergilbter Pergamentschriften, die zum guten Teil unleserlich gewesen waren. Mit viel Mühe war es Hamilton gelungen, den größten Teil davon zu restaurieren und zu übersetzen – und die Einträge hatten ihn hierher geführt …
    »Sie glauben mir noch immer nicht«, erkannte Hamilton mit einer Mischung aus Enttäuschung und Belustigung.
    »Sie glauben noch immer nicht, dass die Aufzeichnungen authentisch sind.«
    »Ich habe Zweifel, Sir«, gestand Wilkes ein, während sich seine schmalen Schultern darüber beschwerten, dass der große Marschrucksack viel zu schwer für sie war. »Soweit bekannt ist, ist Saluegos Expedition nie so weit nach Süden vorgestoßen.«
    »Soweit bekannt ist!«, echote Hamilton spöttisch. Wilkes sah den Schalk in den wachen Augen des Professors blitzen. »Man könnte meinen, Sie waren nie in meinen Vorlesungen, Gary! Wissen Sie nicht mehr? ›Das, was wir als gesicherte Erkenntnis betrachten, ist nur so lange gesichert …«
    »… bis jemand etwas anderes beweist‹«, vervollständigte Wilkes den Satz, den Hamilton ihm und den anderen Studenten immer wieder eingetrichtert hatte. »Aber diese Sache liegt doch völlig anders, Sir. Wir wissen, dass Saluego nicht so weit gekommen ist.
    Das ist keine Annahme, sondern eine historisch verbürgte Tatsache, die …«
    Der Doktor unterbrach sich, als die Führer, die die Expedition begleiteten, das dichte Blattwerk des Farns mit ihren Macheten teilten – und die brüchigen, von Schlingpflanzen überwucherten Ruinen eines uralten Tempels enthüllten, der sich unmittelbar vor ihnen aus dem dichten Grün erhob.
    »Das – das gibt's doch nicht!«, ächzte Wilkes.
    »Scheinbar doch«, meinte Hamilton und setzte ein Grinsen auf, als hätte er die ganze Zeit über nicht die geringsten Zweifel gehabt. »Genau wie Saluego es beschrieben hat. El templo del bosque verde – der Tempel des grünen Waldes. Und er steht exakt an der Stelle, die Saluego

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