Verflucht in Alle Ewigkeit
bezeichnet hat.«
»I-ich kann es nicht glauben«, stammelte Wilkes verblüfft, während sie sich auf das trutzige Bauwerk zu bewegten.
»Das brauchen Sie nun ja auch nicht mehr«, erwiderte Hamilton grinsend.
»Jetzt wissen Sie, dass Saluego Recht hatte. Und ich übrigens auch …«
Der Doktor widersprach nicht mehr. Staunend blickte er an dem großen, von Moos, Farn und Lianen überwucherten Gebäude empor. Vor Jahrhunderten musste es ein stolzes Bauwerk gewesen sein, ein stufenförmiger Tempel, in dem die Priester zu den Göttern gebetet und Schätze gehütet hatten.
Bis Saluego gekommen war.
Der Spanier hatte den Tempel plündern und die Priesterschaft auf grausame Weise töten lassen. Und er hatte über alles genau Buch geführt. Er hatte den Tempel und sein Inneres detailliert beschrieben – und dabei auf einen überaus seltsamen Fund hingewiesen, der Hamiltons Aufmerksamkeit erregt hatte …
Das große Tor, das einst der Haupteingang des Tempels gewesen war, war eingestürzt – massige Steinquadern, an denen die Erosion bereits heftig genagt hatte, versperrten den Zugang ins Innere. Aber es gab einen kleinen Nebeneingang, der früher von den Hohepriestern benutzt worden war.
Dank Saluegos Beschreibung brauchte Hamilton nicht lange, um ihn zu finden.
Der Eingang erschien Wilkes wie ein dunkles, drohendes Maul – eine Öffnung im brüchigen Gestein, die nicht nur von Wurzelwerk überwuchert war, sondern auch von Spinnweben, die so dicht gewoben waren, dass man nicht hindurch blicken konnte.
»Avante!«, wies Hamilton die Führer an, und die beiden Indios, die abgewetzte Shorts und zerschlissene Hemden mit Blumenmuster trugen begannen, mit ihren Macheten auf die Wurzeln einzuhacken. Stück für Stück kämpften sie sich ins Innere des Tempels vor. Hamilton und Wilkes folgten ihnen mit ihren Taschenlampen. Im Schein der Lampen konnten sie sehen, wie die vierbeinigen Bauherren der Spinnennetze über den feuchten Boden flüchteten – giftige, handtellergroße Kreaturen, deren bloßer Anblick Wilkes kalte Schauer über den Rücken jagte.
Je weiter sie in den Tempel vordrangen, desto kühler wurde es. Die schwüle Hitze des Waldes blieb hinter ihnen zurück. Glatt gehauener Stein begrenzte den Gang zu beiden Seiten, die Decke wurde von gewaltigen Quadern gebildet. Wilkes spürte, wie sich etwas drückend und schwer auf ihn legte – die Furcht, diesem dunklen Labyrinth vielleicht nie wieder zu entkommen …
An einem der Felsen waren verblasste Malereien zu sehen, hin und wieder gab es Nischen, in denen Knochen und kleine Gegenstände lagen – wahrscheinlich Opfergaben der Priesterschaft. In einen anderen Felsen hatte jemand mit rostiger Klinge den Namen ›Alvarez‹ und die Zahl ›1537‹ in römischen Ziffern geritzt.
»Touristen«, meinte Hamilton missbilligend und schnitt eine Grimasse.
»Die wussten damals schon nicht, wie man sich in einem fremden Land benimmt …«
Der Gang begann sich zu verbreitern, und sie kamen besser voran. Sie beschleunigten ihren Schritt und durchmaßen die Hallen, in die seit Jahrhunderten kein Mensch seinen Fuß gesetzt hatte. Dann, plötzlich, blieb Hamilton abrupt stehen und hob seine Hand.
Auch Wilkes und die Führer hielten an, sandten dem Professor fragende Blicke.
»Was ist?«, erkundigte sich Wilkes.
»Haben sie etwas entdeckt?«
»Ich denke schon, mein Sohn«, meinte Hamilton nachdenklich. »Ich denke schon …«
Mit der Lampe leuchtete er den Gang hinab. Der Boden war an dieser Stelle in einem überaus schlechten Zustand, viele der Bodenplatten waren brüchig oder gar nicht mehr vorhanden. Oder aber …
Der Professor beschloss, die Probe aufs Exempel zu machen. Rasch griff er nach einem Stein, der lose am Boden lag, warf ihn auf eine der intakten Platten – und ein seltsames Geräusch erklang.
Es war ein Schnappen wie bei einem Katapult, das seine Ladung schleuderte, gefolgt von einem durchdringenden Rattern. Im nächsten Moment fuhren überall dort, wo keine Pflastersteine waren, gewaltige, an die zwei Meter hohe Spieße aus dem Boden.
An einigen von ihnen hingen Skelette, die noch Teile von spanischen Rüstungen trugen – Helme mit den charakteristisch hochgezogenen Enden, rostige Brustpanzer, vergilbte letzte Reste von Stoff.
»Mein Gott!«, entfuhr es Wilkes voller Entsetzen, und auch die beiden Scouts schreckten zurück. »Nur einen Schritt weiter, und wir …«
»So ist es«, bestätigte Hamilton grimmig. »Saluego hat diese Stelle genau
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