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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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gefahren. Wie kommen Sie auf die Idee?«
    »Jemand hat Sie gesehen.«
    »Mich? Nachts um halb eins auf dem Rad? Bestimmt nicht. Um diese Zeit bin ich im Bett gelegen. Wir wollten schließlich früh um fünf losfahren. Ihr Zeuge muss sich irren.«
    »Sie waren nicht mit dem Hund noch mal draußen?«
    »Ganz sicher nicht.«
    Enttäuschung breitete sich in Dühnfort aus. So viel Aufwand, die Zeugin zu finden, und nun war sie keine. Er entschuldigte sich für die Aufregung, die er verursacht hatte, dankte Jacqueline Le Bohec für die Mühe und legte auf.

71
    Marlis wachte auf und ließ ihre Hand tastend in Stefans Bett wandern. Es war leer und kalt. Er musste schon länger auf sein. Blinzelnd sah sie auf die Uhr. Kurz vor neun. So spät stand sie normalerweise nie auf. Doch sie hatten die halbe Nacht geredet.
    Zuerst allerdings hatten sie miteinander geschlafen, als wären sie siebzehn und hätten sich eben erst Hals über Kopf ineinander verliebt. Dieser Hunger auf den anderen, den es nur am Anfang gab. Lange hatte sie sich nicht so verwirrt gefühlt, so durcheinander und jung, so frei und unbekümmert und gleichzeitig wie eine Gefangene und erdenschwer. Sie war keine siebzehn. Sie war fünfzig. Weit mehr als die Hälfte ihres Lebens lag hinter ihr. Es hing an ihr in Tonnengewichten, ließ sich nur für Sekunden vergessen, Sekunden, die ihr die Illusion gaben, sie habe alles noch vor sich, alles sei einfach, unkompliziert und gestaltbar.
    Danach hatten sie geredet. Im Dunkeln. Stundenlang. Es schien Stefan leichter zu fallen, in die Finsternis hinein zu sprechen, wie in einen Resonanzraum, mehr zu sich als zu ihr. Stefan war Controller, weil er Ordnung und Strukturen liebte, und Zahlen, weil sie überprüfbar waren, berechenbar. Das gab ihm ein Gefühl von Sicherheit und die Illusion, alles unter Kontrolle zu haben. Doch nicht alles ließ sich planen und berechnen, im Griff behalten. Wenn dann, für ihn jedes Mal völlig überraschend, eine chaotische Situation eintrat, war er überfordert und reagierte wie das Kaninchen vor der Schlange. Er verfiel in Starre, wurde handlungsunfähig, ließ die Dinge geschehen, nahm sie hin, unfähig zu reagieren. Ganz im Gegensatz zu Marlis. Dafür bewunderte er sie, während er sich gleichzeitig schämte und das Gefühl hatte zu versagen, kein Mann zu sein. Nach Isas Tod war er für Wochen in Apathie verfallen, während sie begann, die Hintergründe auszuleuchten, die Ursachen zu erforschen, mit Lehrern und Mitschülern sprach, nach Sascha suchte und sogar zur Polizei ging und Anzeige erstattete. Doch! Natürlich! Sie hatte sich von ihm alleingelassen gefühlt! Und das hatte sie ihm gesagt, letzte Nacht. Damit war das Gespräch verebbt, als wäre alles ausgesprochen. Sie war schon im Begriff gewesen einzuschlafen, als er doch noch antwortete. »Ich habe dich nicht alleingelassen. Dich nicht und Isa auch nicht.«
    Sie verstand nicht. »Wie meinst du das?«
    Er wandte sich ihr zu, suchte in der Dunkelheit nach ihrem Mund und drückte einen Kuss darauf. »Vielleicht ein wenig spät, aber nun unterstütze ich dich doch. Wenn wir durch Facebook nicht erfahren sollten, wer Sascha ist, können wir uns einen Anwalt nehmen oder einen Privatdetektiv engagieren. Und jetzt lass uns schlafen. Ich bin müde.« Wieder wich er aus, flüchtete. Ihre Aktivitäten nahm er also als Vorwurf. Als ob sie ihm damit sagen wollte: Du Versager, du Schwächling, du Feigling. Tu was! Und es stimmte. Wie oft war sie kurz davor gewesen, ihm genau diese Worte entgegenzuschleudern? Doch die Gewissheit, damit endgültig alles zu zerstören, hatte sie immer zurückgehalten.
    Die Sonne blendete. Marlis drehte sich im Bett um. Wie sollte ihnen so der Neuanfang gelingen? Plötzlich hatte sie Zweifel und Angst. Sie würden das nicht schaffen. Alles ging kaputt. In diesem Moment der Schwäche hätte sie sich am liebsten die Decke über den Kopf gezogen und vor der Welt versteckt. Sie war so müde und so erschöpft. Es kostete sie alle Kraft. Doch sie gab sich einen Ruck, schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. Ein stechender Schmerz fuhr durch ihre lädierte Ferse, für einen Moment wurde ihr so übel, dass sie sich zurück aufs Bett fallen ließ. Was war das denn? Nachdem die Schmerzwelle abgeklungen war, entfernte sie den Verband und machte sich auf den Anblick rot entzündeter Wundränder gefasst. Doch die Wunde verheilte gut. Der Schmerz war weg. Erst als sie die Ferse betastete, war er plötzlich wieder da. Er

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