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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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und Fehlern gestanden. Sicher hat sie das von Ihnen. Sie würde wollen, dass Sie reinen Tisch machen. Ganz sicher. Wer hat Ihnen gesagt, Daniel sei Sascha?«
    Ein Ruck ging durch sie.
    »Er selbst. Er hat es mir gesagt.«

93
    »Er selbst. Er hat es mir gesagt.«
    Eine kalte Welle durchlief sie, kalt wie die Arktis, wie Millionen Jahre altes Schelfeis.
    Er oder sie?
    Eine Entscheidung war gefallen. Instinktiv. Die Mutter in ihr hatte sie besiegt, die Geliebte, die Ehefrau, die Partnerin, seine Vertraute. War sie das je gewesen? Seine Vertraute? Warum hatte er nichts gesagt? Gemeinsam hätten sie das durchgestanden.
    Doch binnen eines Wimpernschlags hatte sie sich entschieden, hatte sich gegen ihn gestellt. Jeder Atemzug ein Messerstich. Sie hatte Stefan verraten.
    Dühnfort beobachtete sie, wartete auf eine Erklärung. Es gab kein Zurück mehr. Die Worte waren ausgesprochen, und sie waren wahr. Er selbst hatte es ihr gesagt. Er hatte sich verraten.
    Mit einem einzigen Wort.
    Wie hast du sie genannt?
    Sie gab sich einen Ruck. Graugrüne Augen musterten sie. Gelassene Augen, denen sie sich anvertrauen konnte. Die Bereitschaft zu verstehen lag darin und Ruhe.
    Dieser unselige Tag, als sie ihr Auto aus der Werkstatt abgeholt hatte. Daniel hatte ihr die Schlüssel übergeben, erklärt, was gemacht worden war, hatte sie gebeten, den Ölstand regelmäßig zu kontrollieren, und hatte ihr gezeigt, wie das neue Navi funktionierte, das er für sie eingebaut hatte. Er saß neben ihr auf dem Beifahrersitz, freundlich, kompetent. Er hatte sich gefangen, seine Lehre gemacht und war übernommen worden. Isa hatte an ihn geglaubt und ihm vertraut.
    Aber sie misstraute ihm, war verärgert, dass ausgerechnet er die Inspektion ihres Wagens gemacht hatte, und auch wieder nicht. Er zog sie im selben Maß an, wie er sie abstieß. Sie wollte Gewissheit, und die konnte sie nicht erlangen, wenn sie ihn mied. Wenn sie ihm allerdings begegnete, kostete es sie alle Kraft, sich zu verstellen, ihm ihre Anklage nicht ins Gesicht zu schreien. Sie musste warten, geduldig sein. Eines Tages würde er sich verraten, eines Tages würde sie die Gewissheit haben, dass er Sascha war, und auf diesen Tag hatte sie sich vorbereitet.
    »Er selbst hat es Ihnen gesagt?« Die Polizistin sah sie ungläubig an. Dühnfort schwieg und wartete. Er hatte recht. Isa hatte zu ihren Fehlern gestanden. Diese Stärke hatte sie besessen, hatte sich entschuldigt, und zwar von Herzen, wenn es nötig gewesen war. Sie war gradlinig gewesen und aufrichtig. Manchmal auch schonungslos ehrlich. Doch für das, was sie getan hatte, würden Isa die Worte fehlen. Mamusch! Warum? Wie konntest du nur!
    Sie hatte einen schrecklichen Fehler begangen! Einen unaussprechlichen Irrtum! Wie sollte sie erklären, was nicht in Worte zu fassen war? Welch tiefer Abgrund in ihr aufbrach, sie auseinanderriss, ein höllentiefer Graben, aus dem sich Tentakel wanden, nach ihr griffen. Er war es nicht gewesen! Nicht Daniel. Mikas Mutter! Saskia!
    Saskia! Keuchend holte sie Luft.
    »Frau Schäfer? Geht es Ihnen nicht gut?« Dühnfort schien wie auf dem Sprung, bereit, ihr zu helfen, wenn sie Hilfe brauchte. Er würde versuchen zu verstehen.
    Sie winkte ab. »Es ist nichts. Es geht schon.« Sie atmete durch. Sie musste das jetzt zu Ende bringen. »Er hat es mir selbst gesagt. Der Streit, als ich mein Auto aus der Inspektion geholt habe … Es ging nicht um die Bremsbeläge. Jedenfalls nicht sofort.« Sie hielt seinem Blick nicht stand, suchte einen Punkt auf dem Tisch, fand einen eingetrockneten Kaffeefleck mit den Konturen von Cap Ferrat. Südfrankreich. Lavendelduft. Das Meer. Spritzende Gischt. Sie fixierte ihn, hielt sich daran fest. »Daniel hat mir gesagt, was gemacht worden war und dass ich auf den Ölstand achten sollte. Irgendwas war undicht gewesen. Sie hatten es repariert, doch sicherheitshalber sollte ich ein Auge darauf haben. Dann hat er mir noch erklärt, wie das neue Navi funktioniert. Er saß neben mir auf dem Beifahrersitz, und irgendwann kamen wir auf Isa zu sprechen. Ich weiß nicht mehr, was er gesagt hat. Ich habe es vergessen. Doch ein Wort nicht. Er nannte sie Mondprinzessin. Verstehen Sie? Er kannte Saschas Kosenamen für Isa. Mondprinzessin. Den kannte niemand außer Isa und Sascha. Das war ihr Geheimnis. In diesem Moment hatte ich den Beweis. Daniel war Sascha.«
    Ihre Worte versiegten, wie der Lauf eines Baches bei Dürre. Daniel war nicht Sascha gewesen. Jede Zelle ihres

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