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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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herein. Alois schwitzte. Evis Hand in seiner war seltsam kühl. Unwillkürlich hatte sie danach gegriffen, als sie die Diagnose hörte. Es war also etwas Schlimmes, etwas Lebensbedrohliches. Simon konnte daran sterben. Angst schlug in seinem Magen ein. Heiß und sengend wie ein glühender Stein.
    Welte war kein alter Sack, sondern höchstens so alt wie Alois. Mitte dreißig. Ein Mann von klassisch guter Erscheinung und großbürgerlichem Auftreten, das vermutlich Generationen von Ärzten und Richtern unter den Vorfahren in seinen Genen verankert hatten. Welte war sich seiner Wirkung auf Frauen bewusst. Genau wie Alois. Vielleicht war das der wahre Grund für seine instinktive Abneigung. Er erkannte den Rivalen.
    »Das klingt nun bedrohlich«, fuhr Welte fort, »doch die meisten Virusmyokardien heilen spontan aus.«
    Spontan ausheilen. Diese Worte nahm Alois wahr. Sie beruhigten ihn ein wenig. Doch er konnte es nicht lassen. Er wollte das wissen. »Und die anderen?« Der Druck von Evis Hand nahm zu. Er sah sie an. Ihre Augen waren ganz dunkel. Das willst du jetzt nicht wirklich wissen. Das ist nicht relevant, schien sie damit sagen zu wollen.
    »Meiner Meinung nach besteht kein Grund, sich Sorgen zu machen. Simon ist ein ansonsten gesunder Junge ohne wesentliche Vorerkrankungen. Was er jetzt braucht, ist strikte Bettruhe und Schonung. Wir werden den Herzrhythmus überwachen und Simon beobachten. Ansonsten müssen wir abwarten, wie sich das entwickelt.«
    »Die anderen, die nicht spontan ausheilen, was ist mit denen?«, hakte Alois stur nach.
    Mit dem Mittelfinger schob Welte die randlose Designerbrille auf dem Nasenrücken mit einem Ruck nach oben. Eine verärgerte Geste. Ein entschuldigender Blick an Evi. »Schlimmstenfalls, aber davon gehen wir hier nicht aus, kann eine Myokarditis in der Akutphase zum plötzlichen Herztod führen.«
    Er hatte es gewusst. Er hatte es ja gewusst. Von Anfang an hatte er es gespürt: Simon konnte sterben. Das durfte nicht passieren. Panik schlug in einer großen Welle über ihm zusammen, wollte ihn mitreißen, in ein Meer von Angst spülen.
    »Lois, der Bub packt das.« Evis Stimme war ganz ruhig und voller Zuversicht. Woher nahm sie die? »Und er ist in guten Händen. Dr. Welte ist Kardiologe. Der beste, den es in München für Kinder gibt.«
    »Aber einen Spezialisten braucht es hier nicht, wenn ich das grad richtig verstanden habe. Entweder wächst sich das von alleine aus, oder der Junge stirbt.« Es erschien ihm wie ein Lotteriespiel. Eine unbekannte Macht würfelte um das Leben seines Sohnes. Die Wände rückten näher, die Hitze nahm ihm den Atem, sein Herz schlug wie rasend. Evis Lippen bewegten sich. Sie unterhielt sich mit dem Arzt, doch er verstand nicht, was sie sagten. Er musste hier raus. Quietschend schob Alois den Stuhl zurück, ging auf den Flur und riss ein Fenster auf. Er brauchte Luft, sonst würde er ersticken. Langsam ließ die Panik nach, beruhigte sich sein Herzschlag.
    Inzwischen waren Evi und Dr. Welte aus dem Kabuff gekommen, das sich Arztzimmer nannte. Er sprach auf sie ein. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen, und er erwiderte es. Was hatten die beiden noch zu bereden? Als er sich verabschiedete, berührte Welte Evi kurz am Oberarm, und diese vertrauliche Geste versetzte Alois einen Stich. Doch er ignorierte ihn. Evi war frei und konnte tun und lassen, was sie wollte. Sich als Krankenschwester einen Arzt zu angeln, war sicher keine schlechte Idee. Doch dann stellte Alois sich vor, wie Simon irgendwann zu Welte Papa sagte, und die Panik war wieder da. Simon durfte nicht sterben!
    Evi kam zu ihm ans Fenster. »Du musst nicht immer gleich das Schlimmste annehmen. Simon ist jung. Sein Herz ist jung. Er wird keinen plötzlichen Herztod sterben. Nicht mit fünf Jahren. Seine Herztätigkeit wird von Geräten überwacht. Die schlagen Alarm, wenn der Rhythmus aus dem Takt gerät, und dann wird ihm geholfen.«
    Sofort sah Alois Welte mit dem Defi vor sich. Tschung. Tausend Volt fuhren durch Simons kleinen Körper. Der Brustkorb bäumte sich auf. Tschung. Noch einmal. Tschung. Tschung. Noch einmal. Wir verlieren ihn. Ein mitfühlender Blick hinter randlosen Gläsern. Es tut mir leid. Wir haben getan, was wir konnten. Es war Schicksal.
    »Jetzt hast du dir bestimmt grad ausgemalt, wie Simon reanimiert wird. Lois, das ist nicht gut. Du machst dich total verrückt. Du hast zu viel Phantasie. Und zu wenig Vertrauen. Man muss auch vertrauen können.«
    Die Ruhe, die sie

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