Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
ausstrahlte, tat ihm gut, zog ihn raus aus dem Meer von Angst. Evi war Krankenschwester. Wenn sie das sagte, würde es schon stimmen.
»Ich habe nicht zu viel Phantasie. Ich habe einfach Angst, dass Simon stirbt.« Jetzt, wo er das ausgesprochen hatte, wurde er ruhiger und ihm klar, wie übertrieben seine Sorge war.
»Brauchst du nicht. Alles wird gut. Ich bin seine Mutter. Ich muss das doch spüren. Oder?«
Er zog sie an sich und glaubte einen Moment, den Duft der Donauwiesen in ihrem Haar zu riechen, und wünschte sich inständig, dass sie recht behalten würde.
»So, und jetzt schauen wir nach Simon. Er wird sich schon wundern, wo wir so lang bleiben.«
Simons Bett wurde von Geräten umzingelt, von denen Kabel in allen erdenklichen Farben zu seinem Körper führten. Elektroden klebten auf seiner Haut, am Zeigefinger steckte eine Plastikklemme zur Pulsüberwachung. Simon strahlte übers ganze Gesicht, als Alois an sein Bett trat. »Hallo, Papa. Hast du mir was mitgebracht?«
»Nur mich.«
Simon runzelte die Stirn. »Ist voll okay.«
»Und ein Versprechen: Wenn du wieder gesund bist, machen wir eine Kanutour auf der Altmühl. Nur wir beide, und wir nehmen das Zelt mit und die Schlafsäcke, und abends darfst du Lagerfeuer machen.«
»Voll cool.«
Als Alois eine Stunde später Evi und Simon alleine ließ, war er beruhigt. Simon machte nicht den Eindruck, todkrank zu sein. Wesentlich mehr zu seiner Ruhe hatte allerdings beigetragen, dass keines der Überwachungsgeräte während dieser Stunde auch nur einen Piepser von sich gegeben hatte. Alles war unter Kontrolle.
Schon nach neun. Konnte er um diese Zeit noch Daniels Oma aufsuchen? Eigentlich keine Frage. Er musste. Da war noch was offen. Sonst würde Kirsten sich auch da noch einmischen, und eine weitere Steilvorlage wollte er ihr nicht liefern. Und dann musste er auch endlich Phillip Eckel checken.
34
Aus der Stippvisite am Starnberger See samt romantischem Abendessen auf dem Boot wurde nichts. Die Asservate im Tankstellenmord waren endlich aufgetaucht. Gina hatte sie zu Buchholz geschleppt und ihn bekniet, die Untersuchung nicht auf die lange Bank zu schieben. Doch er hatte nicht genügend Leute. Viele waren in Urlaub. Auf eine Woche hin oder her kommt’s in diesem Fall jetzt auch nicht mehr an, hatte er gemeint und Gina vertröstet. Dann hatte sie endlich einen Zeugen von damals erreicht. Und der wollte ausgerechnet morgen verreisen, also hatte sie ihn gleich aufgesucht und war erst kurz nach neun nach Hause gekommen.
Dühnfort hatte mit dem Abendessen auf sie gewartet und kochte nun Spaghetti Verdure, während sie am Küchentisch saß, von ihrem Tag erzählte, einen Schluck Weißwein trank und dazu etwas von der Bruschetta aß.
Die Spaghetti waren fertig. Er goss sie ab und gab sie zum Gemüse in die Pfanne. »Und bei dir? Wie war dein Tag so?«, fragte Gina.
Er erzählte ihr von seinen Bauchgefühlen, während er die Pastateller füllte und zum Tisch trug, versuchte seine Ahnung zu erklären, dass der Mord an Daniel mit Isas Selbstmord zusammenhängen könnte. Wenn diese Annahme stimmte, dann war Sascha der Schlüssel zur Lösung des Falls. Doch Daniel war nicht Sascha gewesen, und Rache an ihm wäre das einzige Motiv, das sich in diesem Zusammenhang abzeichnete.
»Warte doch ab, was sich mit dem Lieferwagen tut. Sophie und ihre Leute haben bis morgen bestimmt eine Anzahl von in Frage kommenden Fahrzeugen herausgefiltert, und ihr könnt richtig loslegen. Wenn ihr dann noch die Frau auf dem Rad aufstöbert, wird sich der Fall sicher rasch klären lassen. Die Spaghetti sind übrigens phantastisch«, fügte sie kauend hinzu.
»Danke. Freut mich. Es macht mich einfach nervös, dass wir derart auf der Stelle treten. Gerlinde Weylandt scheint samt Hund, Mann und Wohnmobil wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Sie muss den Lieferwagen gesehen und den Schuss gehört haben …«
Die Gabel sank zurück auf den Teller. »Und dann radelt sie seelenruhig weiter?«
»Bis auf die Zeugin, die schließlich die Polizei gerufen hat, hat niemand den Schuss als solchen erkannt. Und auch sie erst, nachdem sie stundenlang gerätselt hat, ob es wirklich einer war. Entweder lag es am Isomaterial, das am Tatort herumsteht und den Knall gedämpft hat, oder die Baustellenakustik hat das Geräusch verfremdet. Kirsten hat jetzt auch noch zu den italienischen Kollegen Kontakt aufgenommen. Sie halten Ausschau nach dem Wohnmobil der Weylandts. Wenn wir sie nicht finden,
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