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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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müssen wir eben warten, bis sie aus dem Urlaub zurückkehren.« Doch dieser Gedanke gefiel ihm gar nicht.
    »Ich schätze mal, das hältst du kaum aus«, meinte Gina schmunzelnd, wurde allerdings gleich wieder ernst. »Apropos Kirsten. Ich habe den Buschfunk nachrecherchiert. Die Sache mit ihrem Mann ist echt übel. So wie es aussieht, wollte sie sich von ihm trennen, und sein Ego hat das nicht verkraftet. Er ist total durchgedreht und hat sie mit ihrer eigenen Waffe als Geisel genommen. Irgendwie ist es ihr gelungen, die Kollegen zu informieren. Als die anrückten, um zu verhandeln, hat er sich die Waffe in den Mund gesteckt und abgedrückt. Direkt vor ihren Augen. Wirklich übel. Gott sei Dank war die Tochter bei den Großeltern und hat das nicht mitbekommen.«
    Dühnfort erwischte diese Neuigkeit ganz unvorbereitet. Weshalb stand das nicht in den Personalunterlagen? Warum hatte ihn niemand informiert, welche traumatische Erfahrung seine neue Mitarbeiterin mit sich herumschleppte? Er war ihr Vorgesetzter und sollte das wissen.
    Wie sie wohl damit umging? Offenbar nicht gut. Sie sprach nicht darüber, versuchte das Erlebte wegzustecken und vor den Erinnerungen davonzulaufen. Bei Daniels Obduktion war sie offenbar von ihnen eingeholt worden. Hatte sie die entscheidenden Sekunden noch einmal erlebt? Hatte sich ihr Körper deshalb in eine Ohnmacht geflüchtet? Dühnfort überlegte, ob er ihr raten sollte, den psychologischen Dienst in Anspruch zu nehmen. So wie er selbst das nach dem Angriff Helmbichlers im letzten Winter getan hatte.
    An einem dunklen Novemberabend hatte Helmbichler ihm unten auf dem Friedhof aufgelauert, um sich an dem Sauhund zu rächen, dem er sieben Jahre Knast verdankte. Von hinten hatte er ihn in den Schwitzkasten genommen, das Messer zunächst an den Hals gesetzt. Dühnfort hatte seine Waffe nicht erreichen können. Sie steckte im Holster unter dem Mantel. Aus’gredt ist. Scho lang! Eine ausholende Bewegung, blanker Stahl schoss auf seine Brust zu. Ein Schuss. Right between the eyes. So hatte Alois ihn kommentiert. Alois, der wie aus dem Nichts zu kommen schien und doch schon die ganze Zeit dort gewartet hatte. Auf Dühnfort. Auf Gina. Weil er wissen wollte, ob da etwas lief zwischen ihnen.
    Entgegen seiner ersten Annahme war Dühnfort mit seiner Hilflosigkeit in dieser Situation nicht klargekommen. Ebenso wenig damit, dass er sein Leben einem Zufall verdankte und der Tatsache, dass sein Mitarbeiter ihn bespitzelt hatte. Die Erinnerung an den Überfall ließ ihn monatelang nicht los, verursachte schlaflose Nächte, Schweißausbrüche und Gereiztheit. Bis Gina ihn an sein Versprechen erinnerte. Er hatte es gehalten und sich psychologische Hilfe geholt. Und das war gut gewesen.
    Ihre Hand legte sich auf seine. »Helmbichler. Oder? An den denkst du doch grad.«
    Er nickte. »Ich wusste nicht, was Kirsten durchgemacht hat. Sie spricht nicht darüber. Aber es erklärt einiges.«
    »Und wie ist sie sonst so?«
    »Teamunfähig und schnell beleidigt und, du wirst es nicht gerne hören: Sie macht ihre Sache gut. Sie ist hartnäckig und arbeitet strukturiert und sorgfältig.«
    Ginas Brauen stiegen in die Höhe. Ihr Kopf neigte sich. »Warum will ich das nicht gerne hören?«
    »Weil du nun ein wenig enttäuscht bist, dass auch andere einen guten Job machen und du ersetzbar bist?«
    »Hm? Meinst du wirklich, ich sei ersetzbar?«
    Ihr Blick. Ihre Worte. Er musste schmunzeln. »Nein. Nicht wirklich.«

35
    Beim Morgenmeeting fehlte Alois. Schon wieder. So ging das nicht weiter. Entweder nahm er Urlaub, oder er machte seinen Job. Bei allem Verständnis für seine Situation verlor Dühnfort langsam die Geduld, und gleichzeitig sorgte er sich. Was war mit Simon, dass Alois seine Arbeit derart vernachlässigte?
    Im Besprechungsraum staute sich die Hitze. Es kühlte nachts einfach nicht ab. Sogar das Mineralwasser war lauwarm. Alle waren gereizt, weil es zu heiß war, weil nichts voranging und sich jeder nach dem Jahresurlaub sehnte. Meos Vorschlag, eine Runde Eiswürfel auszugeben, wurde von Frank Buchholz mit einem müden Lächeln quittiert.
    Sophie kam als Letzte. Dühnfort bat sie, zu beginnen. Sie legte eine Liste mit Kennzeichen und Halternamen von über dreißig Lieferwagen der Marke Fiat Ducato vor, die in Frage kamen, das gesuchte Fahrzeug zu sein. Sie waren das Konzentrat aus ursprünglich über dreihundert Treffern. Dühnfort überflog sie. Kein Name, der in dem Fall bereits aufgetaucht war. »Wir

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