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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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»Doch wer kann das sein? Isa hatte keinen Stress mit Erwachsenen. Außer mit ihrer Mutter.«
    »Und mit ihrem Fahrlehrer.« Aber das war schon im Herbst gewesen. Sosehr sie auch überlegten, niemand fiel ihnen ein, der sich als Sascha ausgegeben haben könnte. Natürlich hatte es in der Schule ab und zu Streit mit Mitschülern gegeben. Aber nichts Ernsthaftes, nichts, was eine solche Attacke rechtfertigen könnte.
    »Hast du eigentlich die Login-Daten von Isas Facebook-Account ihrer Mutter gegeben?«, fragte Lukas. »Ich meine, sie wird doch ganz wild darauf sein.«
    »Na klar.« Das hatte sie am Vormittag erledigt. Doch wild darauf war Marlis nicht gewesen. Sie hatte das Passwort entgegengenommen und dabei erschöpft und fertig gewirkt. »Ich habe mich schon vor Wochen entschlossen, aufzugeben. Ich werde Sascha nie finden«, hatte sie gesagt. »All diese destruktiven Gedanken und Gefühle … Damit zerstöre ich mich selbst … und meine Ehe. Aber trotzdem danke, Mika. Eigentlich wollte ich nach vorne blicken, an meinem Vortrag arbeiten. Vielleicht schreibe ich auch ein Buch über Cybermobbing … Aber jetzt, mit dem Passwort … Vielleicht mache ich weiter.«
    Eine Weile saß Mika schweigend neben Lukas und hing ihren Gedanken nach. Bei der Vorstellung, im September auf die Seychellen zu fliegen, wurde ihr übel. Es ging nicht. Sie konnte nicht einfach weiterleben, als bedeuteten Isas und Daniels Tod nichts. Als wären ihre Leben banal gewesen, austauschbar, vergessbar. Wenn Gleichgültigkeit der Preis des Erwachsenwerdens war, dann wollte sie ewig Teenager bleiben.
    Weshalb wohl Phillip nicht mitkam? Sie hatte keine Ahnung. Er war ihr Bruder, und doch war er ihr fremd. Plötzlich tat dieser Gedanke weh, hinterließ einen diffusen Schmerz. Wieder stellte sich das Gefühl ein, langsam und stetig einer alles verschlingenden Tiefe entgegenzurutschen. Als ob das Böse mit Tentakeln nach ihr greifen und mit sich ziehen wollte.
    Keuchend setzte sie sich auf. Ihr Herz schlug wie rasend, Angst lag wie ein kalter Stein in ihrem Magen. Sie fror und umschlang in dieser Jahrhunderthitze ihren Körper mit den Armen. Was war los mit ihr? Was war los mit allen?
    »Mika? Geht es dir nicht gut?« Ein besorgter Blick aus Lukas’ dunkel umrandeten Augen traf sie.
    Unwillig schüttelte sie den Kopf, verjagte die düsteren Gedanken. »Alles okay. Ich hab nur grad an Daniel gedacht. Wann wohl die Beisetzung ist? Ich sollte seine Oma anrufen. Kommst du mit? Zur Beisetzung meine ich?« Meine Güte, was für ein Gestammel. Sie war ja total durch den Wind.
    »Klar komme ich mit.« Lukas riss einen Grashalm aus und zog ihn zwischen den Fingern durch. »Hat die Polizei eigentlich inzwischen einen Plan, weshalb jemand Daniel … Also, warum er sterben musste?«
    »Vermutlich denken sie, dass er wieder mit Ecstasy angefangen hat und dabei an die falschen Leute geraten ist. Aber das ist Quatsch.«
    »Und du? Was glaubst du?«
    Was sollte sie schon glauben? Sie hatte keinerlei Vermutung, tappte im Dunkeln – und plötzlich hatte sie das Gefühl, dass Lukas etwas wusste oder ahnte. Sie hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. Er wich ihrem Blick aus, wie ertappt. »Du hast doch eine Idee, oder?«
    Ein letztes Mal zog er den Grashalm zwischen Daumen und Zeigefinger hindurch und ließ ihn fallen. »Ich weiß nicht, ob es etwas zu bedeuten hat«, begann er. »Und ich will niemandem Probleme machen. Schon gar nicht Phillip.«
    »Wieso Phillip? Was ist mit ihm?«
    »Ich habe ihn gesehen. Zusammen mit Daniel. Zwei Tage, bevor es passiert ist.«
    »Ja, was?«
    »Sie haben sich gestritten. Es gab eine Rangelei, und einen Moment lang habe ich gedacht, jetzt prügeln sie sich gleich.«

33
    Dr. Niklas Welte. So hatte der Arzt sich vorgestellt. Den Kerl hatte Alois vom ersten Moment an gefressen. Was für ein selbstgefälliger Schnösel. Der sprichwörtliche Halbgott in Weiß. Ach was, halb. Der hielt sich für unfehlbar, und wehe, einer erkannte seine Autorität nicht an, indem er Fragen stellte, wie Alois.
    Myokarditis. Alois hatte gefragt, was das sei, und ein nachsichtiges Lächeln geerntet. »Wie ich schon sagte, eine Herzmuskelentzündung. Virusbedingt. Ihr Sohn hatte Mumps. Er hat sich nicht geschont, sondern körperlich völlig verausgabt. Dann kann das passieren.«
    Der Raum, in dem sie saßen, war winzig. Ein übervoller Schreibtisch. Auf dem Monitor des PC lief der Bildschirmschoner mit dem Kliniklogo. Die Sonne schien zum Fenster

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