Verfluchte Seelen
wollte Bastien wissen.
»Ich weiß es nicht! Ich weiß es wirklich nicht!«
»Warte.« Lisette legte Bastien beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Er sagt die Wahrheit. Er erinnert sich nicht daran, mit den Söldnern gesprochen zu haben.«
»Das kann er auch nicht, wenn er zugelassen hat, dass sie ihn hinterher betäubt haben.«
Lisette kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, wobei sie gleichzeitig hell zu leuchten anfingen.
Stuart krümmte sich und griff sich mit beiden Händen an den Kopf. »Ahh! Was machen Sie da?«
»Die Erinnerungen sind noch in deinem Kopf. Die Droge verbirgt sie nur vor dir. Ich beabsichtige, sie zu finden.«
Melanie biss sich auf die Unterlippe, als Stuart anfing, sich die Haare zu raufen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und seine Augen vor Angst geweitet.
Das Gebäude erzitterte immer noch unter den gewaltigen Detonationen. Kleine Putzbröckchen fielen wie Schnee von der Decke.
War das die Wahrheit? Hatte Stuart sie tatsächlich hinters Licht geführt? Hatte er sich mit den Soldaten verbündet und sich freiwillig betäuben lassen?
»Wie hätte er ihnen sagen sollen, wo wir uns befinden?«, fragte sie. »Er hatte keine Möglichkeit, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Kein Telefon. Kein Walkie-Talkie.«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Bastien. Mit versteinertem Gesichtsausdruck beobachtete er, wie sich der Vampir vor Schmerzen wand, während Lisette seine Gedanken durchforstete. »Aber offenbar hat er einen Weg gefunden.«
»Aber du hast gesagt, dass du ihn überprüft hast, bevor du ihn hergebracht hast.«
»Irgendetwas muss mir entgangen sein. Hast du etwas gefunden?«, fragte er Lisette.
»Nein. Zwischen seiner Flucht vor den Söldnern und dem Augenblick, in dem er in dem Schuppen aufgewacht ist, findet sich nichts.«
»Aber irgendetwas muss da sein! Ich bin mir absolut sicher, dass sie uns nicht von meinem früheren Unterschlupf aus folgen konnten. Richart hat uns hierher teleportiert!«
»Vielleicht ist es ein Chip«, meldete sich Richart zu Wort, der hinter Melanie stand.
Sie wirbelte herum. »Was?«
Richart, dessen Kleidung zerrissen, zerknittert und voller Blutflecken war, deutete mit dem Kinn auf den Blutsauger, der abrupt aufhörte, vor Schmerz zu stöhnen. »Ich habe gehört, wie sich die Söldner unterhalten haben. Sie haben ihm einen Chip unter die Haut gepflanzt.«
»Wo? Ich habe nichts gesehen, als ich ihn überprüft habe.«
»Er befindet sich am Haaransatz, direkt an der Schädelbasis.«
Mit aufgerissenen Augen griff sich Stuart an den Hinterkopf.
Bastien zog einen Dolch heraus und stürmte auf den Vampir zu.
Stuart schüttelte heftig den Kopf. »So ein Blödsinn! Ich habe den Soldaten nicht geholfen!«
»Es stimmt«, bestätigte Richart. »In Wahrheit ist ihm die Flucht gar nicht gelungen, als er einen der Pfeile abbekommen hat. Er hat das Bewusstsein verloren. Sie haben ihm den Chip eingepflanzt und ihn danach in den Gartenschuppen gebracht, damit er glaubt, dass er ihnen entkommen konnte. Dann mussten sie nur noch darauf warten, dass wir den Köder schlucken.«
Als Bastien unvermittelt zu einem Farbklecks verschwamm und sich Stuart schnappte, zuckte Melanie zusammen. Es fiel ihm leicht, den Vampir zu überwältigen. Lisette ging zu den beiden hinüber und nahm Bastien den Dolch aus der Hand.
Als sie dem Vampir mit den Händen durch das dunkle Haar fuhr und dann die Klinge ansetzte, um den Chip zu entfernen, musste Melanie wegsehen. Sie konnte den Anblick von Stuarts angsterfülltem Gesicht einfach nicht ertragen.
Richart wählte eine Nummer auf seinem Handy und fluchte. »Warum ist es immer so verdammt schwierig, Seth zu erreichen?«
»Weil es so viele gibt, die seine Hilfe brauchen«, antwortete seine Schwester, während das Gebäude erneut unter Explosionen erbebte.
Stuart heulte laut auf.
Richart verstaute sein Handy wieder in seiner Hosentasche. »Étienne habe ich bereits ins Netzwerk gebeamt. Er versucht, im Erdgeschoss die Stellung zu halten, bis wir genug Unsterbliche zusammenhaben, um einen Gegenangriff zu starten. Unglaublich, diese Männer sind mit Panzerfäusten bewaffnet. Granaten. Es sind zu viele Söldner, um sie zu zählen. Lisette, hilf Chris dabei, die Sterblichen zu evakuieren.«
»Auf keinen Fall!« Sie reichte Bastien den blutigen Dolch und den Mikrochip und glitt dann an die Seite ihres Bruders. »Ich komme mit dir.«
Richart nickte und legte die Hand auf ihren Arm.
Melanie warf die Hände in die Luft, um ihre
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