Verfluchte Seelen
Aufmerksamkeit zu erregen. »Wartet!«
Sie blieben stehen.
»In meinem Büro. In meinem Schreibtisch. In der unteren rechten Schublade. Darin befinden sich Autoinjektoren mit dem Gegenmittel, das Bastien getestet hat. Sie haben grüne Verschlusskappen. Ich habe die Dosis erhöht, sodass ihr nur eine Injektion braucht, um das Betäubungsmittel zu neutralisieren. Nehmt einen für Étienne mit.«
Richart nickte. Die beiden verschwanden.
Bastien zog sein Handy heraus und ging auf Melanie zu.
Sie war weiß wie ein Laken und starrte ihn mit großen braunen Augen an.
Ihr Herz raste. Ihre Hände zitterten. Aber sie machte keine Anstalten, die Flucht zu ergreifen. Ihr Mut beeindruckte und erschreckte ihn zugleich. Er wollte, dass sie und ihre Kollegen das Gebäude so schnell wie möglich verließen.
Er nahm ihre Hand und zog sie zu ihrem Büro, wobei er den Flur im Auge behielt. Bis hier unten waren die feindlichen Truppen noch nicht vorgedrungen.
»Würdest du mir bitte einen der Autoinjektoren holen?«, bat er sie.
Sie nickte und ging eilig zu ihrem Schreibtisch.
Richart und Lisette waren bereits da gewesen und hatten die Schreibtischschublade offen stehen lassen.
Bastien blieb im Korridor stehen und wählte zwei Nummern. Seth ging nicht ans Telefon, dafür aber David.
»Ja?«
»Das Netzwerk wird angegriffen.«
David fluchte laut. »Von Vampiren oder Sterblichen? Darnell!«
»Von Sterblichen. Söldner mit Hochleistungswaffen. Sie haben Panzerfäuste dabei, mit denen sie das Gebäude zum Einsturz bringen. Hinzu kommen Granaten. Wir brauchen alle Hilfe, die wir bekommen können.«
David gab die Informationen an seinen Sekundanten weiter, der im Hintergrund anfing, Telefonate zu machen.
Bastien hörte, wie im ersten und zweiten Untergeschoss mit automatischen Waffen geschossen wurde, offenbar hatten sich die Soldaten dort bereits Zugang verschafft. Die sterblichen Netzwerkangehörigen zogen weiter am Büro vorbei, ein paar von ihnen hinkten, während andere den Verletzten halfen, den Fluchttunnel zu erreichen.
Lisette, Richart und Étienne hatten derweil damit begonnen, Chaos und Panik unter den Söldnern zu verbreiten, wobei sie hin und wieder triumphierende Schreie ausstießen.
Melanie übergab Bastien einen der Autoinjektoren und kehrte dann zu ihrem Schreibtisch zurück.
»Hilfe ist unterwegs«, beruhigte ihn der ältere Unsterbliche.
Bastiens Gedanken rasten. »David.«
»Ja?«
»Wir brauchen Ami hier.«
»Bist du wahnsinnig geworden?«
»Hör mir bitte zu, ich weiß …«
»Vergiss es!« David beendete das Telefonat.
Fluchend wählte Bastien eine weitere Nummer. Als die Verletzten aus den oberen Stockwerken den Korridor betraten und an der offenen Bürotür vorbeihasteten, wurde der Blutgeruch stärker.
Er warf Melanie einen Blick zu und musste zweimal hinsehen, als er begriff, dass sie ihre Waffen lud. Neun-Millimeter-Pistolen. Betäubungspfeile. Dolche.
Verdammt!
Keinesfalls würde er zulassen, dass sie sich am Kampf beteiligte!
Ihre Blicke trafen sich. »Bastien, du weißt genau, dass sich Emrys nichts mehr wünscht, als Ami in die Finger zu bekommen.«
»Hi, Bastien«, meldete sich Ami in diesem Augenblick fröhlich. Offenbar hatte Darnell sie und Roland nicht informiert.
»Hallo Ami. Ich muss mal kurz mit Marcus sprechen.«
»Ist etwas passiert?«, fragte sie, plötzlich ernst.
»Gib mir bitte Marcus, ich muss ihn kurz sprechen.«
»In Ordnung. Marcus, Liebling, Bastien will mit dir sprechen.«
Marcus meldete sich, seine Stimme war so eisig wie die seiner Frau warmherzig. »Was?«
»Ich bin zusammen mit Richart, Lisette und Étienne im Hauptquartier. Emrys’ Soldaten greifen uns an.«
»Wie viele?«
»Nach den Geräuschen zu urteilen
alle
.«
»Ich bin unterwegs.«
»Marcus! Ich habe gedacht … Wir haben die Chance, das Ganze hier und jetzt zu beenden, aber du musst mir eine Sekunde zuhören. In Ordnung? Hörst du mir zu?«
»Schon gut. Leg los.«
»Du musst Ami herbringen.«
Marcus legte auf.
Knurrend wählte Bastien erneut Amis Nummer.
»Fick dich!«, schnauzte Marcus ihn an.
»Wir können ihre Begabung benutzen, um diese Schweine zu finden!«, rief Bastien. »Um Emrys aufzuspüren! Du willst ihn doch tot sehen, nicht wahr? Du willst ihn doch finden und für das bezahlen lassen, was er ihr angetan hat? Ich will das auf jeden Fall!«
Eisige Stille am anderen Ende.
»Hör zu, ich suche Richart und bitte ihn, euch beide in Untergeschoss fünf zu teleportieren. Bis
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