Verfluchte Seelen
her, seit er das letzte Mal gebetet hatte?
Hitze stieg von ihr auf, als er Melanies entkräfteten Körper hochhob.
Ihre Mattigkeit erschreckte ihn. Genauso wie die Tatsache, dass sie in keiner Weise reagierte.
Eilig lief er mit ihr auf den Armen ins Badezimmer, das zum Glück sehr geräumig war. Ami und Darnell waren damit beschäftigt, die Ränder des riesigen Whirlpools mit flauschigen Handtüchern auszulegen, während die drei Unsterblichen aus mehreren Beuteln Eiswürfel in das Wasser der vollgelaufenen Badewanne schütteten, um es weiter abzukühlen.
»Am besten, du gehst mit hinein«, riet ihm Roland. »Egal wie klar sie gerade im Kopf ist, sie wird sich alle Mühe geben, aus der Wanne rauszukommen, sobald sie die Kälte spürt.«
Sarah, die Rolands Hand hielt, verschränkte ihre Finger mit den seinen. »Roland hat das damals für mich auch getan. Eins der wenigen Dinge, an die ich mich erinnern kann.«
Sobald alle einen Schritt zurückgetreten waren, stieg Bastien in das Wasser. Die darin treibenden Eiswürfel kollidierten mit seinen Schienbeinen, als sie an die Oberfläche stiegen. Das Wasser war so kalt, dass es sich anfühlte, als schnitten Glassplitter in sein Fleisch.
Er biss die Zähne zusammen. Mit ein bisschen Konzentration konnte er seine Körpertemperatur so gut regulieren, das sein Körper die Restwärme einfach in Form von Dampf abgab. Aber hier ging es darum, Melanie abzukühlen, deshalb musste er seine Körpertemperatur dem Wasser anpassen.
Er holte tief Luft (er freute sich nicht gerade auf den Moment, wenn das Wasser auf seine Kronjuwelen treffen würde) und setzte sich in die Wanne, wobei er Melanie im Arm hielt. Ihr Rücken war gegen seine Brust gepresst.
Einen Wimpernschlag später erwachte sie mit einem lauten Schrei. Sie versuchte sich zu befreien und aus dem eisigen Wasser herauszukommen, das so kalt war, dass es sich wie Nadeln auf ihrer Haut anfühlte.
Bastien schloss die Arme fester um sie und redete beruhigend auf sie ein, während er sie sanft gegen sich drückte. Sie schlug mit Armen und Beinen um sich, wobei sie immer wieder gegen den Rand des Whirlpools stieß. Er war froh darüber, dass Ami und Darnell daran gedacht hatten, den Rand mit Handtüchern zu polstern.
Geschwächt von dem Virus, hörte Melanie schnell auf, sich zu wehren. Sie keuchte nur noch und zitterte am ganzen Leib.
»Nur noch ein paar Minuten«, flüsterte er, und sein Herz zog sich zusammen, als er sah, wie stille Tränen unter ihren geschlossenen Augenlidern hervorquollen. »Nur noch ein bisschen, Liebling. Danach wirst du nie wieder krank sein.«
Jede Sekunde zog sich hin wie eine Stunde. Die Eiswürfel schrumpften zusammen, als Melanies Wärme durch das Wasser zu ihnen vordrang. Mit jeder Sekunde wurden die Schmerzen in seinem Körper größer.
Aber er beschwerte sich nicht. Stattdessen drückte er die bibbernde Melanie fest an sich und hoffte, dass es funktionierte.
Angsterfüllte Stille erfüllte das Zimmer.
Mit klappernden Zähnen beugte er sich vor und presste seine Wange gegen ihre. Dann schloss er die Augen.
15
Als Melanie erwachte, wusste sie weder, wo sie sich befand, noch, wie sie dahin gekommen war. Im Zimmer war es dunkel. Da es keine Fenster gab, fiel kein Licht herein. Das Laken in ihrem Rücken fühlte sich weich an – ebenso weich wie die Bettdecke, die ihren Körper bedeckte.
Aus Gewohnheit blinzelte sie, während sie versuchte, trotz der Dunkelheit ihre Umgebung zu erkennen. Aber dann wurde ihr plötzlich klar, dass sie – auch ohne die Augen zusammenzukneifen – alles im Zimmer sehen konnte.
Sie hob den Kopf und studierte das Schlafzimmer genauer. Es war eigenartig, es so zu sehen. Im Dunkeln sahen Wände, Decke und Einrichtungsgegenstände aus, als wäre die Farbe aus ihnen herausgesogen worden.
So sahen die Unsterblichen also die Welt? Nahmen Katzen, Hunde und andere Nachtgeschöpfe die Welt bei Nacht auch so wahr? Es war ziemlich cool.
Sie ließ den Kopf zurück auf das Kissen sinken und kam zu dem Schluss, dass die Zahnschmerzen, die sie plagten,
nicht
besonders cool waren. Genauso wenig wie die hämmernden Kopfschmerzen.
Aber wenigstens war ihr nicht mehr schlecht.
Sie versuchte, die Hand zu heben, um sich die pochenden Schläfen zu massieren, und schaffte es nicht, da ihre Finger mit den Fingern einer anderen Hand verschränkt waren. In diese Hand kam jetzt Bewegung, sodass ihr Handrücken gegen eine muskulöse Brust gedrückt wurde.
Langsam drehte Melanie
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