Verfolgt im Mondlicht
wenn ihr nicht aufhört, euch zu streiten, werde ich einfach weggehen und euch eurem Schicksal überlassen.«
»So was Ähnliches hast du schon mal gesagt. Und da haben wir uns auch nicht umgebracht.« Della warf Miranda einen wütenden Blick zu. »Wobei das diesmal vielleicht anders wäre.«
Kylie verdrehte die Augen. »Hört ihr jetzt auf zu streiten oder nicht?«
»Vielleicht«, meinte Miranda. »Wenn du uns erklärst, wie du, verdammt nochmal, dein Muster ändern kannst. Oh, und natürlich hätten wir auch gern ein paar Details zu deiner Nacht mit Lucas.«
Kylie sah Della auffordernd an. »Frieden?«
»Ja«, gab Della klein bei. »Ich bin ja eigentlich auch eher auf dich wütend, weil du mein Blut getrunken hast. Du diebischer Vampir.« Sie entblößte ihre Eckzähne, grinste aber gleich wieder. »Und Miranda hat recht. Wir verlangen Details zu beiden Sachen.«
Eine Stunde später hatte Kylie den beiden alles erzählt – oder zumindest alles, das sie bereit war, mit ihnen zu teilen. Jetzt waren sie gerade zu dritt auf dem Weg zum Büro. Kylie hatte ihnen gestanden, dass sie zum Friedhof gegangen war. Sie hatte sich schon gedacht, dass Della sauer sein würde, weil Kylie sie verarscht hatte, und damit lag sie auch genau richtig. Aber es war ihr wichtig erschienen, es ihnen zu erzählen, nicht nur um ihr Gewissen zu erleichtern. Wenn sie ihren Großvater in Zukunft noch mal treffen musste, würde sie Verbündete brauchen. Und Della und Miranda waren ihre besten Verbündeten.
Immerhin waren sie ihre besten Freundinnen.
Und einer der Hauptgründe, wieso Kylie dem Wunsch ihres Großvaters nicht nachkommen konnte: Sie konnte nicht weggehen und bei ihm leben. Ein Detail, das Kylie bei ihrer Erzählung ausgespart hatte.
»Wirst du es Burnett und Holiday erzählen?«, fragte Miranda, als sie sich dem Büro näherten.
»Keine Ahnung.« Kylie schaute zur Veranda. Was, wenn die beiden durchdrehten und ihr verboten, ihren Großvater und ihre Großtante jemals wiederzusehen?
Würde Holiday so was tun?
Wahrscheinlich nicht. Aber Kylie konnte sich vorstellen, dass Burnett es tun könnte. Oder zumindest, dass er es versuchen würde.
Kylie rutschte das Herz in die Hose, als ihr einfiel, dass sie nicht nur hier war, um über ihren Großvater zu reden. Es war an der Zeit. Es war Zeit, Holiday von ihrer Schwester zu erzählen. Aber sie hoffte, zuerst noch die Gelegenheit zu haben, mit Burnett über die Neuigkeiten, die sie von Hannah erfahren hatte, zu sprechen. Er musste es erfahren, damit er diesen Blake für sie unter die Lupe nehmen konnte.
Aber verdammt, Kylie freute sich auf keins der beiden Gespräche.
»Fuck!« Della packte Kylie am Arm. »Wenn du Burnett erzählst, dass du deinen Großvater getroffen hast, dann bin ich am Arsch, weil ich dich hab gehen lassen. Das ist ihm doch egal, dass ich dachte, du hast nur ’ne heiße Nacht mit Lucas.«
»Und mich wird er auch verantwortlich machen.« Mirandas Miene verfinsterte sich.
»Er wird euch beide gar nicht verantwortlich machen«, meinte Kylie. »Es ist allein meine Schuld.«
»Klar, als ob Burnett das so vernünftig beurteilen wird«, sagte Della missmutig.
»Na ja, was erwartest du denn? Er ist schließlich ein Vampir«, fing Miranda wieder an.
Kylie ignorierte das Gezeter ihrer Mitbewohnerinnen diesmal und starrte auf das Fenster von Holidays Büro. Sie drehte den Kopf ein wenig, um besser hören zu können. Sie fragte sich, ob Burnett bei Holiday war.
Aber alles, was sie hören konnte, war jemand, der auf eine Computertastatur einhämmerte.
Kylie betrat die Veranda. Doch erst als sie an der Tür war, fiel ihr auf, dass sie den Geruch und die Atemgeräusche, die aus Holidays Büro kamen, kannte. Und es war nicht Holiday.
Oder Burnett.
Was machte der denn in Holidays Büro?
Sie winkte ihren Freundinnen zu und ging direkt zu Holidays Zimmer. Obwohl die Tür aufstand, hatte Derek sie nicht gehört. Er schien total versunken in das, was er auf dem Computerbildschirm sah. Kylie beobachtete ihn für einen Moment und musste daran denken, wie sie ihn vom Friedhof aus angerufen hatte. Sie hatte das Gefühl gehabt, dass er der Einzige war, auf den sie sich verlassen konnte.
Sie seufzte beim Gedanken daran, wie er ihr gesagt hatte, dass er sie liebte. Sie erinnerte sich an die Zeit, als er es war, mit dem sie heiße Küsse getauscht hatte. Doch das war vorbei.
»Hey.« Kylie schob ihre verrückten Gefühle beiseite.
Derek sprang vom Stuhl
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