Verfolgt im Mondlicht
packen. Burnett war ganz schwarz angezogen, wodurch er jetzt, wo er so wütend war, noch furchteinflößender wirkte.
»Warte«, zischte Kylie ihm zu.
»Auf was?« Burnetts Nasenflügel bebten vor Zorn.
»Wir brauchen einen Plan.«
»Ich hab schon einen.« Seine Augen glühten noch heller, als sie durchs Fenster sahen, wie Blake Holiday am Arm berührte.
»Ich meine aber einen, der nicht in einem Mord endet«, murmelte Kylie und fügte dann hinzu: »Du kannst nicht einfach da reinstürmen wie ein eifersüchtiger Ehemann.«
»Ich bin nicht eifersüchtig«, entgegnete Burnett.
Kylie konnte hören, wie sein Herz schneller schlug. Oh, dieses Herzschlag-Hören war schon ziemlich cool!
»Ach, ja?« Kylie zog ironisch eine Augenbraue hoch.
»Er hat ihre Schwester umgebracht«, verteidigte sich Burnett.
»Ich hab gesagt, er könnte derjenige sein, der sie getötet hat.«
»Das genügt mir schon.« Er ging wieder auf die Tür zu. Kylie stellte sich ihm in den Weg.
»Willst du wirklich, dass Holiday auf diese Weise erfährt, dass ihre Schwester tot ist? In der Öffentlichkeit?«
Er hielt inne, und sie sah an seinem Blick, dass er wieder zur Vernunft kam. »Okay, was ist denn dein Plan?«
Sie hatte keinen, sagte aber: »Wir halten uns erst mal im Hintergrund und beobachten.«
Er sah sie missbilligend an. »Er könnte aber ein Messer ziehen und sie töten, bevor ich bei ihr bin.«
»Hier, in der Öffentlichkeit?«, fragte Kylie.
»Es wäre nicht sehr clever, aber dieser Typ hat es schon einmal vermasselt und Holiday verloren, woraus ich schließe, dass er ein Idiot ist.« Burnett wandte den Blick nicht eine Sekunde vom Fenster ab, während er sprach. Seine Augen glühten in einem hellen Grün, dann knurrte er. »Er berührt sie schon wieder.«
»Deshalb hab ich dich nicht angerufen, Blake.« Holiday zog ihren Arm weg. Ihre roten Haare fielen ihr über den Rücken und bildeten einen starken Kontrast zu dem gelben Sommerkleid, das sie trug. »Ich will nur Hannah finden.«
»Aber sie lässt nicht zu, dass er sie berührt«, meinte Kylie. »Wir sollten lieber ein bisschen zur Seite gehen, damit sie uns nicht sieht.«
Zu spät.
Holiday schaute genau in dem Moment zum Fenster und riss erstaunt die Augen auf, als sie die beiden hinter der Scheibe stehen sah.
»Hast du zufällig noch einen Plan?«, fragte Burnett. »Mir fällt nämlich grad nichts mehr ein, und sie sieht ziemlich sauer aus.«
Kylie musste fast lachen, dass der große, eben noch so wütende Vampir plötzlich so kleinlaut war. »Sag ihr nichts von ihrer Schwester, bis wir wieder im Camp sind, okay?«, meinte Kylie schnell.
Schon ging die Tür auf, und Holiday stand vor ihnen. Sie sah von Burnett zu Kylie. »Was ist los?«
»Ich muss mit dir reden«, improvisierte Kylie.
»Worüber denn?« Als keiner der beiden Ertappten antwortete, wiederholte Holiday: »Was ist denn los?«
Burnett setzte zu einer Antwort an. Aus Angst, Burnett könnte Holiday die Wahrheit sagen, platzte Kylie heraus: »Ich bin los.« Sie zeigte schnell auf ihre Stirn.
Holiday zuckte mit den Augenbrauen und riss dann verwundert die Augen auf. »Meine Güte.«
Die Tür zum Café öffnete sich, und Blake trat neben Holiday. »Ist hier alles okay?« Er warf Burnett einen misstrauischen Blick zu.
Burnetts Augen glühten angriffslustig. Er zog Holiday an seine Seite.
»Das kommt darauf an«, meinte er, »wie schnell du dich vom Acker machst.«
Gott sei Dank hatte Blake sich darauf beschränkt, Holiday zum Abschied zuzunicken und war dann wortlos von dannen gezogen.
Kylie fragte sich, ob er deswegen so schnell aufgegeben hatte, weil er befürchtete, dass sie die Wahrheit kannten. Burnett schien dasselbe zu denken, als er Blake argwöhnisch hinterherschaute. Das tiefe Knurren ließ keinen Zweifel daran, dass Burnett es nicht darauf beruhen lassen würde, sondern plante, Blake wiederzusehen. Und zwar lieber früher als später.
Burnett und Kylie fuhren mit Holiday zurück zum Camp. Holiday löcherte Kylie mit Fragen. »Wann hast du dich in einen Vampir verwandelt? Hattest du dabei irgendwelche Schmerzen? Haben sich deine anderen Gaben dadurch verändert?« Danach folgte Burnett, der ebenfalls eine ganze Reihe Fragen zu ihrem neuen Muster auf Lager hatte.
Kylie antwortete so ungenau wie möglich, weil sie vermeiden wollte, über ihren Großvater zu reden. Sie war sich bewusst, dass sie irgendwann mit der ganzen Wahrheit rausrücken musste, aber angesichts der anderen Sache, die
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