Verfolgt im Mondlicht
süße Ärsche geht«, erinnerte sie Kylie.
»Ich hab es ja versucht. Es hat nicht geklappt. Ich schätze, das heißt, sein Arsch ist doch nicht so süß.«
Kylie fing einen zurückschnellenden Ast ab, und in dem Moment fiel es ihr siedend heiß ein. Sie blieb wie angewurzelt stehen und schaute nach oben in die Baumwipfel. Ein paar Sterne funkelten durchs Blätterdach, als lachten sie über sie.
»Mist«, murmelte Kylie.
»Was?« Della schaute über die Schulter zurück.
Kylie sah sich um. Der Mondschein fiel in silbernen Strahlen durch die Bäume, und Schatten tanzten auf dem Waldboden.
»Mir ist gerade was eingefallen.«
»Was denn?«
»Ich soll doch nicht in den Wald gehen.« Kylie atmete die würzige Waldluft ein, die nach feuchter Erde roch. Dann horchte sie tief in sich hinein und forschte nach diesem seltsamen, lockenden Gefühl. Es war nicht da. Vielleicht spielte ihr doch nur ihre Phantasie einen Streich. Das wollte sie nur zu gern glauben.
Dennoch hatte sie Burnetts Regeln missachtet. Vielleicht nicht absichtlich, aber sie ging nicht davon aus, dass er das gelten lassen würde. »Wir sollten lieber umkehren.«
»Ach Quatsch, wir sind doch fast da. Außerdem hast du doch einen super-starken Vampir dabei. Willst du denn gar nicht wissen, ob Lucas und Fredericka es miteinander treiben?«
Kylie schob einen Ast aus dem Weg. »Wenn Burnett das rausfindet, wird er ganz schön sauer sein.«
»Dann erzählen wir es ihm einfach nicht. Vertrau mir. Das geht schon klar.«
Entgegen ihrem besseren Wissen, ging Kylie weiter hinter Della her. Die Grillen zirpten neben dem Pfad, und hin und wieder rief ein Vogel. Normalerweise war es ein gutes Zeichen, wenn die Nacht voller Geräusche war. Erst wenn es richtig still war, kam das Böse aus den Schatten gekrochen.
Sie liefen weiter durch die frische Nachtluft, sprangen über dichtes Unterholz und duckten sich unter tiefhängenden Ästen hindurch.
»Fuck«, fluchte Della und blieb abrupt stehen.
»Was ist denn los?«, fragte Kylie, und in dem Moment wurde es schlagartig still im Wald. Nicht totenstill, sondern bedrohlich still.
»Das nächste Mal, wenn ich dir sage, du sollst mir vertrauen, tu es einfach nicht, okay?« Della warf ihr einen hastigen Blick über die Schulter zu. Ihre Augen glühten hellgrün, und ihre Eckzähne waren entblößt. »Wir haben Besuch.«
8. Kapitel
»Schnell, lauf weg.« Kylies Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Ihr Herz schlug wie wild in ihrem Brustkorb.
»Was wegläuft, wird gejagt«, gab Della zurück. »Da bin ich lieber derjenige, der jagt.«
»Kluges Mädchen«, erwiderte eine dunkle Stimme. Und allein der Klang ließ Kylie erschaudern.
Drei Personen traten lautlos aus den Schatten hervor. Dellas Fauchen war das einzige Geräusch, das in der Stille zu hören war. Kylie stellte sich neben Della, um sich besser verteidigen zu können. Sie spielte immer noch mit dem Gedanken, einfach wegzulaufen. Sie fand, das war eine gute Alternative. Doch davon musste sie Della erst noch überzeugen.
Ein leises Knacken hinter ihnen verhieß nichts Gutes: Sie waren umzingelt.
Okay, Zeit für eine neue Alternative.
Auch wenn der Pfad nur vom Schein des Halbmondes erhellt wurde, konnte Kylie die Gehirnmuster der drei Männer vor ihnen erkennen: Werwölfe. Zu den Rändern hin liefen ihre Muster dunkel aus, und auf Kylie wirkte das wie ein Hinweis auf ihre bösen Absichten. Aber es war vor allem ein Zeichen dafür, dass sie Abtrünnige vor sich hatten.
Der größte Mann trat einen Schritt auf sie zu. Della fauchte lauter. Kylie spürte, wie ihr Blut rauschte, als in ihr der Drang wuchs, ihre Vampirfreundin zu beschützen. Della mochte sich für unbesiegbar halten, aber das hier war kein fairer Kampf. Und die Abtrünnigen interessierte das kein Stück.
»Bitte gehen Sie«, sagte Kylie laut, ohne zu wissen, woher sie plötzlich den Mut nahm. Aber das war egal, sie hatte ihn, und da konnte sie ihn auch gleich benutzen. »Sie sind auf dem Gelände von Shadow Falls, das Betreten ist Unbefugten verboten.« Kylie stand mit gestrafften Schultern da, das Kinn in die Luft gereckt. Sie wusste, dass die Werwölfe ihre Angst riechen konnten, und sie versuchte deshalb, die Panik zu unterdrücken.
Kylie sah, dass Della drauf und dran war, zum Angriff überzugehen. Sie berührte den Vampir am Ellenbogen, in der Hoffnung, sie damit zu besänftigen. Vielleicht ließen die Männer mit sich reden.
»Haut ab, oder ich reiß dir die Kehle
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