Verfolgt im Mondlicht
Schön, Sie wiederzusehen.« Frederickas lockerer Tonfall durchbrach die angespannte Atmosphäre. Die Werwölfin grinste Kylie an, so als wollte sie betonen, dass sie mit Lucas’ Vater befreundet war.
»Gleichfalls«, antwortete der Mann gleichgültig. Er schenkte Fredericka keinerlei Beachtung. Stattdessen studierte er wieder Kylies Gehirnmuster. Sie machte sich langsam Sorgen, dass es wieder etwas Komisches anstellen könnte.
»Also stimmen die Gerüchte«, stellte Mr Parker verblüfft fest.
»Was denn für Gerüchte?«, fragte Kylie.
»Jetzt verstehe ich, wieso mein Sohn so fasziniert ist von dir. Es ist wirklich eine Schande, dass du keine von uns bist.«
Kylie zuckte bei der Andeutung zusammen. Das klang so, als hätte ihre Beziehung zu Lucas keine Zukunft.
»Genug jetzt«, rief Lucas. »Ich denke …«
»Du bist schon ein seltsamer Vogel, Kylie Galen.« Mr Parker zog die Augenbrauen noch mehr zusammen, als wollte er sich ihr Muster ganz genau anschauen.
Kylie reckte stolz das Kinn vor. Kein Vogel, dachte sie. Ein Chamäleon. Zum ersten Mal akzeptierte Kylie, dass ihr neues Wissen etwas wert war, auch wenn es nicht viel war.
Lucas wandte sich an Della: »Ihr beide geht besser zurück zu eurer Hütte.« Zu Kylie sagte er: »Wir sehen uns später.«
Kylie verspürte Widerwillen, weil er sie wegschickte, aber ihr Verstand sagte ihr, dass er sie nur beschützen wollte. Doch wenn sie schon widerwillig auf die Anweisung reagierte … Sie schaute schnell Della an.
»Ich helf dir besser, diese Typen heimzuschicken«, knurrte Della.
»Wir sollten gehen«, meinte Kylie beschwichtigend.
Della warf ihr einen bösen Blick zu, doch ihr Gesichtsausdruck sagte Kylie, dass sie nachgab. »Na gut. Ich hatte eh nicht vor, noch länger mit diesen Hunden abzuhängen.« Sie fauchte die Eindringlinge ein letztes Mal an.
Einer von Mr Parkers Begleitern machte einen Schritt nach vorn. Kylie und Lucas stellten sich sofort vor Della und machten damit unmissverständlich klar, dass sie nicht zulassen würden, dass jemand Della etwas zuleide tat. Kylie entging Lucas’ Blick nicht, der ihr sagen sollte, dass er es nicht guthieß, wenn sie die Verteidigerrolle übernahm. Aber das war sie nun mal. Ein Protector. Ein Chamäleon-Protector.
Della warf ihnen beiden einen bösen Blick zu, als wollte sie ihnen sagen, dass sie keine Beschützer brauchte.
»Geht jetzt, bitte«, sagte Lucas.
Kylie bedeutete Della mit einer Handbewegung, ihr zu folgen.
Als sie davongingen, konnte sich Kylie nicht davon abhalten, noch einmal zurückzuschauen. Lucas stand seinem Vater in eindeutiger Abwehrhaltung gegenüber. Kylie musste an ihren eigenen Vater und ihren Stiefvater denken. Keiner von beiden brachte sie dazu, eine Abwehrhaltung einzunehmen. Ja, ihr Stiefvater hatte Fehler gemacht, und Kylie arbeitete immer noch daran, ihm zu verzeihen. Doch eigentlich wusste Kylie, dass er sie lieb hatte. Und ihrem richtigen Vater, Daniel, war sie so wichtig, dass er nicht einmal zugelassen hatte, dass der Tod sie trennte.
Kylie spürte, dass Lucas nie solche Zuneigung für seinen Vater empfunden hatte. Er tat ihr leid, und sie hatte das Gefühl, ihn verteidigen zu müssen.
Aber gegen wen sollte sie ihn verteidigen? Was hatte Mr Parker ins Camp geführt? Irgendetwas sagte ihr, dass er nicht hier war, um Lucas zu umarmen. War vielleicht etwas mit Lucas’ Großmutter? Oder seiner Halbschwester?
Es ist eine Schande, dass du keine von uns bist. Was hatte er damit gemeint? War er vielleicht wegen ihr gekommen? Um etwas gegen Lucas’ Verbindung mit ihr zu unternehmen?
»Burnett wird ganz schön sauer sein wegen dieser Sache«, schimpfte Della, die wütend voranschritt.
Kylie kaute eine Weile nachdenklich auf ihrer Unterlippe. »Deshalb wirst du auch nichts sagen.«
Della fuhr herum. Die Augen des Vampirs glühten immer noch vor Wut. »Das sind Abtrünnige.«
»Aber es ist Lucas’ Vater.« Und der Gedanke, dass Lucas es mit Burnett zu tun bekam, nachdem er schon so einen Ärger mit seinem Vater hatte, schien ihr nicht gerecht.
»Das ist gegen die Regeln.«
»Genau wie bei Chan, als er damals im Wald aufgetaucht ist«, erinnerte sie Kylie. »Und genau wie Chan, hat auch Mr Parker niemandem weh getan. Er wollte doch nur mit seinem Sohn reden.«
Della seufzte genervt. »Weißt du, ich hasse es, wenn du das tust.«
»Was denn?« Kylie sprang über eine vorstehende Wurzel.
»Du kommst mir mit Logik und hackst dann darauf herum, dass du recht
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