Verfolgt im Mondlicht
Sie legte auf und schaute in die grünen Augen des Geistes.
» Ich finde, du solltest ihn nehmen «, sagte die Frau.
»Wie bitte?«
» Wenn du dich zwischen ihm und dem Werwolf entscheiden sollst. Ich mag ihn. Er ist Fee.«
Kylie schluckte. »Das sollte ich vielleicht besser selbst entscheiden.«
» Ist nur ein kleiner Rat. «
Kylie musterte ihren Besuch. »Hast du etwas herausgefunden?«
» Nicht so wirklich, aber ich kann mich an etwas erinnern. «
»An was denn?«
» An unheimliche Dinge. «
»Kannst du mir davon erzählen?«
Der Geist musterte Kylie mit demselben besorgten Blick, den Holiday auch immer drauf hatte.
» Ich glaube nicht, dass du das hören solltest. Du bist … jung.«
Kylie verdrehte die Augen. »Du bist hier, damit ich dir helfe. Ich kann dir aber nur helfen, wenn du mir was erzählst.«
Sie blinzelte. » Ich weiß nicht, ob das stimmt. «
»Ob was stimmt?«
» Dass ich hier bin, damit du mir hilfst. « Sie stand einen Moment lang schweigend da. » Ich glaube, ich bin hier, um jemand anderem zu helfen .«
»Und wem?«
» Das weiß ich nicht genau. Aber ich kann es spüren .«
»Was kannst du spüren?«
» Dass Gefahr im Verzug ist.« Sie sah plötzlich sehr beunruhigt aus.
»Kann ich es aufhalten?«
Der Geist legte den Kopf schief und dachte über die Frage nach. » Ich glaube schon. Ich glaube, ich bin deshalb zu dir gekommen. Damit du es aufhältst .«
In Kylie keimte Hoffnung auf. Wenn es unmöglich wäre, zu helfen, wüsste der Geist das bestimmt. Also, selbst wenn der Geist wirklich der von Holiday war, konnte Kylie sie vielleicht retten. Vielleicht war die Person, die die Frau retten sollte, doch sie selbst und sie wusste es nur nicht. »Weißt du inzwischen deinen Namen?«
Sie schüttelte den Kopf. » Ich bekomme immer denselben Hinweis. Ich denke, mein Name ist Hannah .«
»Bitte erzähl mir, was du sonst noch weißt. Es könnte echt wichtig sein.«
Wieder schüttelte der Geist den Kopf. » Ich bin noch nicht bereit, darüber zu reden. Und es ist auch nicht viel. Nur so … Erinnerungsfetzen. «
»Warum willst du nicht darüber sprechen?«
Die Geisterfrau drehte sich um und starrte den Wald an, als hätte sie etwas gehört.
Kylie folgte ihrem Blick. Sie konnte niemanden sehen, aber das seltsame Gefühl, das sie vorher gehabt hatte, war wieder da. Da draußen war jemand. Und er rief nach ihr.
Wer bist du? Was willst du von mir? Kylie stellte die Fragen nur in Gedanken.
» Sie wollen mit dir reden «, antwortete der Geist.
»Wer?«, fragte Kylie. »Und du hast gesagt ›sie‹. Woher weißt du denn, dass es mehrere sind?«
» Ich weiß einfach, dass es mehrere sind. Aber wenn ich nicht mal meinen eigenen Namen weiß, wie soll ich dann wissen, wer die sind? «
»Hast du sie gesehen? Weißt du, was sie von mir wollen?«
Sie schüttelte den Kopf. » Ich kann sie spüren. Wie sie dich rufen.«
»Wollen sie mir was Böses?«
» Das … weiß ich nicht so genau. Aber sie scheinen nicht böse zu sein.«
»Ich hab auch nicht das Gefühl, dass sie böse sind.« Oder vielleicht wollte sie das auch nur glauben. Sie ging die Treppen der Veranda hinunter. Sie hatte den Waldrand fast erreicht, da packte sie jemand am Arm – jemand, der lebte.
9. Kapitel
Kylie fuhr herum. Ihr klopfte das Herz bis zum Hals.
»Wo willst du denn hin?«, fragte Lucas.
»Nirgends.« Sie schluckte ihre Panik hinunter. »Ich hab auf dich gewartet, und dann dachte ich, ich hätte was gehört.« Das war nicht wirklich gelogen; sie hatte es innerlich gehört.
Er zog sie zu sich heran. »Das wäre dann der Moment, in dem du ins Haus und nicht raus in den Wald gehen solltest. Das weiß doch jeder, der schon mal einen dieser billigen Horrorfilme gesehen hat.«
Sie verdrehte die Augen. »Ich wäre ja reingegangen, wenn ich gedacht hätte, dass es was Böses war.«
»Aber manchmal weiß man das nicht.« Er fuhr mit der Hand an ihrer Taille entlang.
Da musste sie ihm recht geben. Wahrscheinlich sollte sie sich das mal merken.
Andererseits war es schwer, sich etwas zu merken, wenn er ihr so nah war. So nah, dass sie spüren konnte, wie er atmete. Die sanfte Berührung seiner Hand wärmte ihre Haut durch die Kleidung. Seine Zärtlichkeit und die Hitze verursachten ein angenehmes Kribbeln.
Er neigte den Kopf und schaute ihr in die Augen. »Hast du irgendeine Ahnung, wie ich mich fühlen würde, wenn dir etwas passiert?«
»Wahrscheinlich genauso, wie ich mich fühlen würde,
Weitere Kostenlose Bücher