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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Kein Wunder, dass ich so zickig bin.

|83| ENTLAUFEN
    In Bexton gibt es jede Menge Orte, wo ich hingehen kann, wenn ich mal rauswill. Entweder hänge ich mit der Kanal-Clique unter der Brücke rum oder wir hocken im Park auf den Bänken oder ich gehe einfach zu Moz oder Deb nach Hause und wir sitzen rum und quatschen. Manchmal sind wir auch auf dem Schulsportplatz und machen Blödsinn oder wir gehen in die Stadt und halten uns in Big Hildas Café stundenlang an einem einzigen Becher heißer Schokolade fest.
    Hier in Bewlea weiß ich nicht, wo ich hinsoll. Ich schlendere über die Wiese auf dem Dorfplatz, immer auf und ab, und komme mir blöd vor. Wenn Moz nicht grade in Cornwall wäre, könnte ich den Bus nehmen und bei ihr wohnen.
    Regentropfen kräuseln den Ententeich. Ich streiche mir eine Locke glatt und schiele zu den dunklen Wolken hoch. Ich gehe zur Bushaltestelle und will den Fahrplan lesen, da fällt mein Blick auf einen Zettel.
    Erst denke ich, es ist eine von Mutters Suchanzeigen, aber auf dem Foto ist ein anderer Hund zu sehen.
    |84| HUND ENTLAUFEN
    Knöpfchen
    Jack-Russell-Rüde
    Am 9.   Mai entlaufen
    Hinweise erbeten unter 664367
    Gleich darunter noch ein Zettel. Der hängt schon länger hier, denn die Ecken biegen sich schon hoch und die Schrift ist ganz zerlaufen. Man kann ihn trotzdem noch lesen.
    Schäferhündin MAYBELLE
    ENTLAUFEN am 24.   September
    Den Finder erwartet eine kleine Belohnung
    Tel. 664   345
    Wir haben August, demnach ist Maybelle schon fast ein Jahr verschwunden. Oder noch länger, wenn ich mir den Zettel so ansehe. Mir fällt wieder die dunkle Gestalt ein, die unsere Straße entlanggerannt ist, und der Hund, der nebenhergesprungen ist. Ob die beiden etwas mit den entlaufenen Hunden zu tun haben?
    Ich habe zwei Pfund dabei. Dafür kann ich mir Pfefferminzbonbons kaufen. Als ich die Ladentür öffne, klingelt die Glocke und drei Köpfe drehen sich zu mir um. Der eine gehört einem fies aussehenden Typen mit Vokuhila und einem Goldohrring. Zu seinen Füßen sitzt ein großer Schäferhund. Hinter dem Tresen steht eine Frau. Sie ist |85| klein und mager, hat kurzes graues Haar und eine scheußliche Mathelehrerinnen-Brille. Die Dritte im Bunde ist eine alte Frau mit gepudertem Gesicht, die mit ihrem Gehstock in einem Korb mit abgelaufenen Chipstüten kramt. Ihr knallrosa Lippenstift ist bis auf die Wange verschmiert. Vielleicht hat sie ja grade mit einem geilen Opa geknutscht. Ihre Hände sind mit Silberringen überladen.
    »Morgen«, grüße ich und renne prompt gegen ein Regal mit Konservenbüchsen. In dem kleinen Laden ist es furchtbar eng, weil jede freie Fläche mit Dosen, Päckchen und Gläsern vollgestellt ist. Außerdem gibt es eine Auslage mit Gemüse, in der allerdings nur ein paar schrumplige Möhren vor sich hin gammeln, und einen Drehständer mit angestaubten Postkarten, überwiegend in grellen Siebzigerjahrefarben. Auf fast allen Karten ist der Dorfplatz von Bewlea mit den umstehenden Gebäuden zu sehen. Als ich den Ständer drehe, entdecke ich aber auch eine schwarz-weiße Karte mit dem Foto einer Gruppe von altmodisch gekleideten Leuten. Die Leute haben sich auf der Treppe zu einem großen, herrschaftlichen Gebäude mit einem Uhrturm aufgestellt. Ich drehe die Karte um. Es handelt sich um das Personal des alten Beacon-Sanatoriums und das Foto wurde um 1920 aufgenommen. Auf dem Bild sind die Fensterscheiben allerdings noch ganz und auf der Vortreppe wächst kein Unkraut. Irgendwie komisch, das Gebäude in seiner vergangenen Pracht zu sehen. Und diese Leute haben alle dort |86| gearbeitet. Ganz hinten im Stapel klemmt noch eine Karte mit der Statue einer Frau drauf. Auch die kommt mir bekannt vor.
    »Lady Fallondale.« Die Alte mit dem rosa Lippenstift steht auf einmal neben mir. Sie hat einen kleinen Schnurrbart. »Die Ehefrau vom Gründer des Beacon-Sanatoriums. Angeblich hat er sie umgebracht und unter dem Fußboden der Gummizellen verscharrt.«
    Ich nicke. Ich habe das Denkmal auf dem Gelände gesehen. Ich lächle die Alte freundlich an und gehe zum Schwarzen Brett hinüber. Ich lese mir die Anzeigen durch. Säckeweise Kartoffeln sowie mehrere Aquarien zu verkaufen, jemand bietet seine Rasenmäherdienste an. Und noch etwas. Schon wieder ein entlaufener Hund!
    ENTLAUFEN – MOLLY
    Colliewelpe
    Sehr ängstlich
    5   Monate alt
    Da ist doch was oberfaul!
    »Angeblich treibt sich hier bei uns ein Hundedieb aus Plymouth rum.« Die Alte mit dem Lippenstift und dem

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