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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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haben zwar immer wieder versucht, leiser zu sprechen, darum weiß ich leider nicht, worum es ging, aber heute Morgen herrscht unverkennbar dicke Luft.
    »Was hat er gesagt? Hat er mit Akzent gesprochen?«
    »Ich weiß nicht mehr, was er gesagt hat.« Allmählich nervt er mich. Es ist kein Vergnügen, verhört zu werden, noch bevor man zu Ende gefrühstückt hat. »Ich war halb ertrunken, ich hatte Angst, da hab ich mir nicht jedes Wort gemerkt.«
    »Aber an irgendwas musst du dich doch noch erinnern!« Owen klingt gereizt.
    Ich erinnere mich daran, dass der Unbekannte nicht besonders vertrauenerweckend aussah, aber ich schweige.
    »Lass sie doch in Ruhe«, mischt sich meine Mutter ein. »Was geht dich das überhaupt an?«
    »Es interessiert mich eben«, brummt Owen mürrisch. »Seit die Klinik geschlossen wurde, treiben sich dort irgendwelche komischen Typen rum, das weiß jeder. Vielleicht haben sie ja auch etwas damit zu tun, dass dein Hund weg ist, Paula.«
    »Ich will nichts mehr davon hören«, sagt meine Mutter. Wenn von Tyson die Rede ist, geht ihr das immer noch nah. Sie hat ein Foto von ihm auf Posterformat vergrößern und laminieren lassen. ENTLAUFEN – NÄHERE AUSKÜNFTE BITTE KLINGELN steht darunter und sie hat das Plakat am Gartentor aufgehängt. Sie füllt immer noch |92| jeden Tag Tysons Trinknapf auf, als könnte er jederzeit zur Tür hereinkommen.
    »Ich mein’s doch bloß gut.« Owen legt die Gabel hin und schiebt seinen Teller weg. Er geht raus in die Diele und man hört, wie er seine Schuhe aus dem Schuhregal nimmt. Im Handumdrehen ist er zur Tür hinaus.
    Ich sehe meine Mutter fragend an. »Wieso ist er denn so schräg drauf?«
    »Wahrscheinlich meinetwegen.«
    Ich bin platt. Sie vertraut sich mir doch sonst nicht an. Dann wird ihre Miene verkniffen. »Du brauchst eine Beschäftigung«, sagt sie. »Du hockst die ganze Zeit nur zu Hause und Owen braucht auch mal seine Ruhe.«
    Sie nimmt Owens Teller vom Tisch, leert die Reste in den Mülleimer und stellt den Teller in den Geschirrspüler. »Im Hotel wird eine Küchenhilfe gesucht. Reich wird man davon nicht und es ist auch kein besonders schicker Job   …«, sie mustert mich von Kopf bis Fuß, »…   aber das dürfte dir ja nichts ausmachen.«
    »Ich fahre doch sowieso bald wieder heim«, wende ich ein.
    »Das wird sich zeigen. Du musst unter Leute, Lexi. Was dir passiert ist, war nicht schön, aber das Leben geht weiter.«
    Nicht schön? Ich bin beinahe in einer pechschwarzen Wassergrube ertrunken – das nennt sie »nicht schön«? Ich bring’s nicht über mich, sie anzusehen.
    »Besonders gut bezahlt wird es zwar nicht«, meine Mutter |93| reißt einen Spülmaschinentab auf, »aber du kannst doch bestimmt ein bisschen Geld gebrauchen.«
    »Mit dem, was ich von dir kriege, kommt man ja nicht weit«, fauche ich. Seit meiner Ankunft hat sie mir nur einmal fünf Pfund gegeben. Zum Glück hat mir Dad einen Fünfziger zugesteckt, um mir den Aufenthalt hier zu versüßen. Davon habe ich Mutter natürlich nichts erzählt.
    Mutters Blick fällt auf meinen angebissenen Toast. Sie wartet auf meinen Teller, um ihn in die Maschine zu stellen. Hier darf man aber auch gar nichts, nicht mal in Ruhe aufessen! »Zwanzig Pfund die Woche können sie dir zahlen.«
    Am liebsten würde ich ihr sagen, wohin sie sich ihren blöden Aushilfsjob stecken kann. Ich will schließlich aufs College, damit ich mich nicht eines Tages mit solcher Drecksarbeit über Wasser halten muss! Andererseits kann ich das Geld tatsächlich gebrauchen und drehe bald durch, so todlangweilig ist mir.
    »Na gut«, sage ich rasch, bevor ich es mir anders überlege. »Aber wenn es mir nicht gefällt, hau ich sofort wieder ab.«
    »In Ordnung. Du kannst heute Abend anfangen.«
    »Dann brauche ich aber was Neues zum Anziehen«, ergreife ich die Gelegenheit beim Schopf.
    »Unsinn. Die Sachen, die du dabeihast, sind gut genug. Aber wenn du deinen ersten Lohn bekommen hast, können wir meinetwegen einkaufen fahren.«
     
    |94| Die Arbeit in der Küche fängt erst abends um sechs an, das heißt, ich muss noch fast den ganzen Tag totschlagen. Meine Mutter und Owen sind weg, wenigstens habe ich das Haus für mich. Ich habe eine Dreiviertelstunde meine Übungen gemacht (vor allem die für den knackigen Hintern) und eine neue Hochsteckfrisur ausprobiert. Ich habe geduscht, mir die Beine rasiert und mir die Haare gewaschen und geföhnt (ein Königreich für ein Glätteisen!). Ich habe mich von Kopf

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