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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Tischkarten beschriftet.« Ich sehe sie verständnislos an. »Für die Hochzeitstafel. Ach, und den Ablauf der Feier könnte sie auch aufschreiben«, überlegt sie laut. »Aber dann muss ich sie natürlich auch einladen. Will ich das?«
    »Wenn du sonst keine Probleme hast   …«, sage ich.

|107| ELLA
    Drei Wochen danach hat Dad immer noch nichts von sich hören lassen und ich hocke immer noch hier in der Houndswood-Siedlung, wohne bei meiner Mutter und diesem Neandertaler. Bei uns ist der Hochzeitswahnsinn ausgebrochen. Überall liegen Infoprospekte über Hochzeitsmusik, Hochzeitskutschen, Eheringe und preiswerte Schönheitsoperationen. Meine Mutter macht eine Bräute-Diät, soll heißen, sie isst praktisch gar nichts mehr. Ich komme mir vor wie ein verfressenes Schwein, wenn ich das Mittagessen in mich reinschaufle, während sie nachrechnet, wie viele Kalorien ihr Salat hat. Nächste Woche fährt sie nach Bexton, ein Brautkleid aussuchen. Sie nimmt ihre altersschwache Brautjungfer Celia mit. Ich hätte mich natürlich geweigert mitzukommen, aber leider hat sie mich nicht mal gefragt. Ein Kleid aussuchen ist doch etwas, was normale Mütter und Töchter zusammen machen, oder? (Allerdings sucht dann wahrscheinlich eher die Tochter ein Brautkleid, nicht die Mutter.) Ich denke oft über die Hochzeit nach. Nach allem, was ich so mitkriege, kommen meine Mutter und Owen nicht besonders gut miteinander aus. Eben noch führen sie sich auf |108| wie die Turteltauben, im nächsten Augenblick gehen sie sich an die Gurgel. Ich glaube ja, dass meine Mutter Owen aus reiner Verzweiflung heiratet, weil sie glaubt, sie bekommt keinen Besseren mehr ab. Würde sie aber. Für ihr Alter sieht sie nämlich gar nicht so übel aus.
    Hoffentlich bin
ich
nie so verzweifelt.
     
    Ich arbeite jetzt fünfmal die Woche im Hotel, kellnere, wasche ab und arbeite der Köchin zu. Inzwischen kenne ich alle und fühle mich dort eigentlich ganz wohl. Die Köchin Laura macht manchmal ein bisschen viel Stress, aber damit komme ich klar. Vor allem gibt es dort auch Leute in meinem Alter, zum Beispiel Ella. Ella kellnert. Sie ist cool. Sie macht sich über alles und jeden lustig, aber auf eine nette Art. Man kann gut mit ihr reden. Sie ist groß und blond und hat superschöne graue Augen. Wie ich hat sie zurzeit keinen Freund. Dann ist da noch Jak. Der ist erst seit letztem Monat da. Er wohnt im Hotel und arbeitet nur den Sommer über dort. Er erledigt den Hauptabwasch und ist so um die achtzehn. Ella meint, er kommt aus Osteuropa. Er ist ziemlich schüchtern, hat spärlichen Bartwuchs, eine dicke Brille und spricht nicht besonders gut Englisch. Eigentlich hat er ein nettes Gesicht, aber mein Typ ist er nicht. Er ist mir zu untersetzt, außerdem mag ich extrovertierte Männer lieber. Aber es ist schön, mal nicht nur mit uralten Leuten zusammen zu sein, außerdem ist es super, ein bisschen Geld zu verdienen.
    |109| Manchmal haben meine Mutter und ich zur selben Zeit Schicht, aber wir begegnen uns kaum, weil sie nur selten in der Küche auftaucht. Den Inhaber, Mr Middleton, können wir alle nicht leiden. Er hat graue Locken und ist ein schmieriger Typ. Er trägt karierte Anzüge mit geblümten Schlipsen und immer ein seidenes Einstecktuch in der Brusttasche. Er hält sich für unentbehrlich und unwiderstehlich. Am liebsten kommt er immer dann in die Küche, wenn gerade Hochbetrieb herrscht, und bittet mich, ihm ein Brot zu schmieren, und zwar sofort! Dabei zwinkert er mir zu, als würde er mir damit einen Herzenswunsch erfüllen. Es macht mir nichts aus, Hilfsarbeiten zu verrichten, aber ich lasse mich nicht gern wie ein Dienstmädchen behandeln. Trotzdem   … die Arbeit im Hotel ist schon okay. Und es ist genial, Geld in der Tasche zu haben. Ich habe schon genug zusammen, um mir ein neues Glätteisen zu kaufen.
     
    Die Mittagsschicht ist um. Ich, Ella und Jak sitzen neben den Mülltonnen auf dem Hof vor der Küche und essen Reste. Ich schildere den beiden, wie mich die Hunde angefallen haben. Ella meint, schon seit Jahren erzähle immer mal wieder jemand, dass ein verwilderter Hund durch den Wald streune, das sei schon so eine Art Dorflegende. Ich erwidere, dass es keine Legende und auch nicht nur ein einzelner Hund sei und dass man eigentlich das Sondereinsatzkommando holen müsse, damit die Tiere unschädlich gemacht würden. Dann unterhalten wir |110| uns über meinen unbekannten Retter. Ich erzähle meinen Kollegen, wie ich, nur mit Unterwäsche

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