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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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besser aus dem Weg, vor allem Vokuhila-Lucas. Soll ich heimlich in ihre Gläser rotzen, wenn sie die nächste Runde bestellen?« Ich lehne dankend ab und bin insgeheim ein bisschen entsetzt. »Na gut.« Sie grinst und trinkt einen großen Schluck Cola.
    »Aber Owen ist der Schlimmste«, sage ich. »Wenn ich dran denke, dass er bald mein Stiefvater ist, wird mir schlecht.«
    »Kann ich verstehen.« Ella kaut nachdenklich auf einem Eiswürfel. »Dann musst du eben mit deiner Mum reden«, sagt sie und hebt mahnend den Zeigefinger. »Aber werd nicht ausfallend. Du weißt ja – Liebe macht blind!«
    Ich sehe ihr nach, wie sie durch die Schwingtür wieder in die Bar geht. Liebe macht blind? Meine Mutter muss blind
und
taub sein, wenn sie nicht merkt, wie Owen wirklich ist.
     
    Den nächsten Abend habe ich frei. Ich schaue im Wohnzimmer Fernsehen, weil ich neugierig bin, ob Nyasha Agruba in den Lokalnachrichten auftaucht. Aber kurz vor |118| den Nachrichten kommt meine Mutter mit ihrem rosa Hochzeitsordner zur Tür herein. Sie ist klapperdürr. Die Diät schlägt an.
    »Du musst mir helfen«, sagt sie. Sie klingt benommen, als wäre sie total unausgeschlafen.
    »Mach ich«, erwidere ich, da fangen die Nachrichten auch schon an. Und zwar gleich mit einem Beitrag über Nyasha. Sie und ihr Sohn werden von einer streng aussehenden Frau in einen weißen Kleinbus verfrachtet und da sieht man tatsächlich auch Owen im Hintergrund rumlungern. In seiner Uniform sieht er geschniegelt und sehr amtlich aus.
    »Guck mal!« Ich zeige auf den Bildschirm.
    Wir schauen schweigend zu, aber Owen ist nur ganz kurz zu sehen, dann kommt der nächste Beitrag.
    Meine Mutter seufzt. »Sieht er nicht gut aus in Uniform?« Es klingt niedergeschlagen. »Wahrscheinlich wäre es geschmacklos, wenn er sie auf der Hochzeit tragen würde, was meinst du?«
    Ich verziehe das Gesicht. »Geschmacklos ist gar kein Ausdruck.«
    »Außerdem kommt es ja nicht nur aufs Aussehen an«, fährt sie wie im Selbstgespräch fort. Ich traue meinen Ohren nicht. Es kommt nicht nur aufs Aussehen an? Meine Mutter ist von ihrem Aussehen besessen, von Owens und meinem Aussehen ganz zu schweigen. Andauernd nörgelt sie rum, dass man irgendwelche losen Fäden oder Flecken auf den Klamotten hat (Owen) oder dass |119| Ober- und Unterteil nicht zusammenpassen und man unmöglich geschminkt ist (ich). Und ich selbst   … es klingt vielleicht oberflächlich, aber ich versuche auch immer, gut auszusehen.
    Mutter seufzt wieder, dann gibt sie sich einen Ruck. »Ich weiß nicht, was ich mit der Hochzeitstafel machen soll. Du weißt schon, beim Essen nach der Trauung.«
    Ich glaub, ich spinne! Anderswo geht es um Leben und Tod, und wenn das schon nicht zählt, hat ihr Verlobter immerhin gerade seinen ersten Fernsehauftritt gehabt und sie zerbricht sich den Kopf über die Sitzordnung? Ich schalte den Fernseher aus.
    »Ich weiß einfach nicht, wie ich alle unterbringen soll. Der Tisch, an dem wir als Brautpaar sitzen, hat nur sechs Plätze. Außer Owen und mir müssen da noch Tante Flo und Onkel Paul sitzen, und Devlin und du natürlich, und Owen will seine Mutter bei sich sitzen haben. Aber das sind sieben.« Sie sieht mich an. Ihr Blick ist schlau und berechnend. Gleich gehe ich in die Luft. Tu’s nicht, Lexi, tu’s nicht! Krieg jetzt keinen Wutanfall wie ein kleines Kind.
    »Rück schon raus damit!«, sage ich. »Du willst mich nicht bei dir sitzen haben. Ich bin ja bloß deine Tochter. Ich bin nicht mal deine Brautjungfer.« Ich rege mich immer mehr auf. Ich kann mich nicht mehr beherrschen. »Wieso besprichst du das überhaupt mit mir? Du hast dich doch schon längst entschieden.«
    »Das stimmt nicht«, widerspricht meine Mutter, |120| »ich   …« Aber ich lasse sie nicht ausreden, ich brülle los. Dass sie mich noch nie lieb hatte und dass ich nicht   …
    »Doch, ich hab dich gern«, unterbricht sie mich. »Meistens jedenfalls.« Das verschlägt mir die Sprache. »Allerdings bist du zurzeit wirklich unausstehlich«, setzt sie noch hinzu. In der langen Pause, die folgt, kriege ich mich wieder ein. Ich muss es ihr sagen. Jetzt oder nie.
    »Wir müssen uns mal über Owen unterhalten«, beginne ich meine wohlüberlegte, diplomatische Rede. Sofort kommt es mir vor, als ob sich das Zimmer ganz eng um uns schließt. Meine Mutter sieht nicht mehr geistesabwesend aus, sondern schaut mich wachsam an.
    Ich fühle mich in seiner Gesellschaft unwohl.
    Ich kann ihn mir noch nicht als

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