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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Nacht warm und gemütlich und   …
    »Hey, Lexi!« Ella kommt mit dem leeren Tablett zurück. »Was ist los?« Sie mustert mich prüfend. »Du hast ja ganz leuchtende Augen«, stellt sie argwöhnisch fest und beugt sich noch weiter vor. »Was verschweigst du mir?«
    |162| »Nichts«, sage ich unschuldig.
    »Du bist doch nicht etwa verknallt?« Sie zwinkert mir zu und deutet mit dem Kinn auf Jak, der an der Spüle steht und Backbleche schrubbt.
    »Quatsch«, erwidere ich eine Spur zu schnell. »Wie kommst du denn darauf?« Ich fülle die Salzstreuer nach. Sechzehn Stück sind es und danach muss ich noch sechzehnmal Ketchup nachfüllen, aber ich bin nicht bei der Sache.
    »Du machst da eine Schweinerei.« Jak steht neben mir und zeigt auf den Tisch. Ich habe überall Salz verschüttet. »Ich helfe dir.« Er nimmt mir das Salzpaket aus der Hand und füllt einen Streuer nach.
    Ich schiele zu ihm rüber. »Hast du sonst nichts zu tun?« Er schleicht schon den ganzen Abend um mich herum, das ist sogar Ella aufgefallen.
    »Der klebt dir die ganze Zeit an den Hacken«, raunt sie mir zu, als sie mit dem leeren Tablett an mir vorbeimuss. »Bestimmt versucht er nachher, dich abzuknutschen.«
    Wenn jemand auf dich scharf ist, kann das ganz schön knifflig werden. Man muss demjenigen behutsam klarmachen, dass man nicht interessiert ist, damit er nicht sauer oder traurig wird, sonst verliert man ihn am Ende noch als Freund. Hoffentlich macht mir Jak keine Liebeserklärung.
    »Ella hat erzählt, du warst im Wald«, sagt Jak unvermittelt. »Soll ich nächstes Mal mitkommen? Hast du keine Angst vor den Hunden?«
    |163| Der Typ nervt!
    Ella zwinkert mir wieder zu.
    »Nö, vor den Hunden hab ich keine Angst«, brummle ich in mein Ketchupglas.
    Ich würde Ella furchtbar gern von Kos erzählen. Aber Ella ist eine Tratschtante und erzählt es garantiert ihrer Mutter weiter und dann weiß es morgen das ganze Dorf.
    »Was soll das, Jak?«, entgegne ich munter. »Verfolgst du mich, oder was?«
    Er wird rot. »Nein, nein. Ich meine bloß   …«
    »Ich geh gern allein im Wald spazieren. Ich steh total auf Natur. Ich meditiere mit den Bäumen.« Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Ella sich nur mühsam beherrschen kann, nicht loszuprusten. »Trotzdem danke für das Angebot«, sage ich und lege Jak die Hand auf den Arm. Er fährt zusammen, als hätte ich ihm einen Stromschlag verpasst.
     
    Am nächsten Morgen stehe ich wieder im »Park« der Beacon-Klinik. Ich habe im Laden etwas zu essen besorgt. Außerdem habe ich Tysons Leine und eine Packung Hundeleckerli dabei. Vielleicht gelingt es mir ja heute, ihn zu bewegen, mit nach Hause zu kommen, allerdings mache ich mir nach dem gestrigen Reinfall keine großen Hoffnungen. Auf dem Weg durch den Wald ist es mir vorgekommen, als wäre vor mir etwas zwischen den Bäumen durchgehuscht. Es könnte einer von Kos’ Hunden gewesen sein. Ob er ihnen noch mehr beigebracht hat, als nur |164| ein Stück vorzulaufen und sich wieder hinzulegen? Vielleicht schickt er sie ja im Wald auf Streife oder so. Keine Ahnung, ob Hunde so etwas lernen können. Ich weiß nur noch, dass wir im Geschichtsunterricht mal über Meldehunde im Krieg gesprochen haben, und natürlich gibt es Blindenhunde und Spürhunde. Vielleicht können Hunde ja noch viel mehr, wenn man es ihnen richtig beibringt.
    Als ich durch das Loch im Zaun schlüpfe, fällt mir plötzlich etwas ein und ich kriege einen Riesenschreck. Das kann ja wohl nicht wahr sein! Ich schlage die Hände vors Gesicht. Es fühlt sich zart und nackt an.
    Ich habe heute Morgen vergessen, mich zu schminken!
Das ist noch nie vorgekommen! Seit ich sieben bin (wenn nicht schon vorher) ist Make-up ein unverzichtbarer Bestandteil meines Lebens. O Gott! Ich setze mich auf die Erde und überlege fieberhaft, wie das passieren konnte. Ich weiß noch, dass ich mein graues T-Shirt , das sich so schön weich und kuschelig anfühlt, aus dem Schrank geholt habe. Ich wollte für Kos hübsch sein (nicht, dass ich ihn direkt anmachen will!). Sonst schminke ich mich immer, bevor ich runtergehe, aber heute bin ich schon ganz früh aufgestanden, um noch heimlich den Küchenschrank zu plündern. Danach habe ich mich so lange wieder ins Bett gelegt, bis die anderen aus dem Haus waren, habe Mutters Rad aus dem Schuppen geholt und bin hergefahren. Mein übliches Schönheitsritual habe ich dabei völlig vergessen. Ich fühle mich nackt! Soll ich noch mal nach Hause fahren? Kos soll mich so nicht

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