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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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rumreibt, dann gibt er mir den Schal wieder.
    »Ich soll mir mit dem Schal unterm Arm reiben?«
    Kos nickt. »Hunde   … Lexi   …« Er sucht angestrengt nach dem nächsten Wort. »Freund«, stößt er dann hervor. Ach so. Ich glaube, ich weiß, was er meint. Ich stecke den Schal unter meinen Pulli und reibe kräftig unter meinem Arm herum. Dann gebe ich den Schal Kos, auch wenn es mir ziemlich unangenehm ist. Kos schnuppert dran und ich würde am liebsten wegrennen. Voll peinlich! Aber Kos ist noch nicht zufrieden und hält mir den Schal wieder hin.
    »Mehr.«
    |200| Eigentlich ist es ja erfreulich, dass ich ihm nicht genug miefe. Ich reibe den Schal unter meiner anderen Achsel und gebe ihn Kos wieder.
    Das Monstervieh taucht hinter uns auf und ich ducke mich unwillkürlich, aber Kos legt mir die Hand auf die Schulter.
    »Letztes Mal Hunde dich beißen, weil du falsche Kleider anhast«, sagt er. »Riechen nicht nach Lexi.«
    Was soll das heißen: »falsche Kleider«? Ich habe noch nie gehört, dass jemand von einem Hund angefallen wurde, weil er unpassend angezogen war.
    »Du trägst Jacke von bösem Mann«, führt Kos aus. »Hunde kennen Geruch. Hunde denken, du böser Mann.«
    Da geht mir ein Licht auf. Als ich das erste Mal mit Owen auf der Suche nach Tyson hergekommen bin, hat mir Owen seine Jacke gegeben, weil meine nass war.
    »Die Hunde haben mich angefallen, weil ich Owens Jacke anhatte?«
    »Ja. Sie kennen Geruch.«
    Ich warte auf eine Erläuterung, aber Kos sagt nichts mehr.
    »Was ist denn mit dir und Owen? Ist da irgendwas vorgefallen?«
    »Er mich hasst«, sagt Kos. »Hunde mich beschützen.«
    Ich werde nicht schlau daraus. Schon klar, Owen hat sich ziemlich aufgeregt, als Kos bei uns eingebrochen ist, aber ist das nicht alles ein bisschen übertrieben? Außerdem haben mich die Hunde vor dem Einbruch angegriffen. |201| Zwischen Kos und Owen muss demnach noch etwas anderes vorgefallen sein.
    »Komm schon, Kos, erzähl mir, was da los ist.«
    Aber Kos macht ein Gesicht, das ich schon kenne. Er tut so, als ob er mich nicht versteht und darum auch meine Frage nicht beantworten kann.
    »Wenn du und Owen Todfeinde seid, warum gibst du dich dann mit mir ab?«, frage ich trotzdem weiter. »Ab nächster Woche ist er sogar mein Stiefvater.«
    Kos bückt sich nach einem Stein und wirft ihn in den See. Der Stein hüpft ein paarmal übers Wasser, dann macht es
plopp
und er geht unter.
    »Lexi hasst ihn auch.« Kos grinst mich an. Dann tippt er sich ans Ohr und bedeutet mir, ich soll horchen, legt den Kopf in den Nacken und stößt ein klagendes, schrilles Geheul aus, das von den Steinbruchwänden widerhallt und mir in den Ohren dröhnt. Kos verstummt und legt lauschend den Kopf schief. Schon antworten ihm ein paar von seinen Hunden.
    »Ach, du redest wieder mit den Tieren«, werfe ich ein. »Schade, dass du nicht weiter mit mir reden willst.«
    Kos führt mich zu der Feuerstelle und rollt mir einen Holzklotz zum Sitzen heran. Er wirft ein paar Äste ins Feuer. Ich beobachte, wie die Flammen daran hochzüngeln, da legt sich auf einmal etwas Kaltes, Feuchtes in meine Hand und ich mache vor Schreck fast einen Luftsprung. Es ist der Collie. Er sieht mit großen gelben Augen zu mir auf. Warum laufen die Hunde nicht einfach |202| wieder nach Hause? Es muss an ihrem Wolfserbe liegen oder daran, dass sie so beschäftigt sind und Kos sich gut um sie kümmert. Kos hat mir erklärt, dass er nur Hunde entführt, die den ganzen Tag zu Hause eingesperrt sind. Vielleicht geht es ihnen hier in der freien Natur tatsächlich besser.
    »Bolbi!«, sagt Kos und krault den Collie hinter den Ohren. Der Hund schmiegt sich an ihn und sabbert und hechelt vor Wonne.
    »Hallo, Bolbi. Sei so nett und friss mich nicht«, sage ich und rücke vorsichtshalber ein Stückchen ab. Das Feuer ist schön, aber ich ziehe einen anständigen Heizkörper vor. Da braucht man sich nicht um Holz und Streichhölzer zu kümmern und kriegt keinen Rauch in die Augen, wenn der Wind plötzlich die Richtung wechselt. Kos beugt sich vor und stochert in der Glut. Eine dunkle Locke fällt ihm in die Stirn. Ich strecke die Hand aus und streiche ihm die Locke aus dem Gesicht. Anscheinend bin ich ihm genauso verfallen wie der blöde Bolbi, ich kann einfach die Pfoten nicht von ihm lassen. Ich setze mich wieder gerade hin und tue so, als müsste ich etwas in meiner Tasche suchen. Kos müffelt nicht wie manche Typen in der Schule, die kein Deo benutzen, er riecht nach

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