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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Promis. Die Zeitungsausschnitte klebt sie in ein Heft. Ich muss drei von ihren Heften durchblättern, ehe ich wieder verschwinden kann. Zu Hause sitzen die Hühner am Tisch und kichern immer noch über den ersten Gang: Pimmelnudeln mit Tomaten und grünen Bohnen. Ein unanständiger Witz jagt |230| den nächsten. Ich stehe in der Tür zum Esszimmer. Acht Frauen sind es, alle schon ordentlich beschwipst. Ich kenne Celia und unsere Nachbarin Lydia, außerdem ein paar Kolleginnen aus dem Hotel, Letztere aber eher vom Sehen. Sogar Mutters Wangen haben sich rosig gefärbt.
    »Da ist ja meine schöne Tochter!«, nuschelt sie und alle drehen sich nach mir um.
    Kann sie so etwas nicht mal sagen, wenn sie nüchtern ist?
    »Setz dich doch zu uns!«, ruft Celia und gießt mir ein Glas Wein ein.
    »Komme gleich«, rufe ich über die Schulter und flüchte mich die Treppe hoch. Ich ziehe meine verschwitzten Klamotten aus und dusche ausgiebig. Es ist mir egal, dass Mutters besoffene Freundinnen zwischendurch an die Tür hämmern. Das heiße Wasser prasselt mir auf den Rücken. Als ich sauber bin und mich umgezogen habe, gehe ich wieder runter und checke die Lage. Die Runde ist inzwischen beim Nachtisch. Ich setze mich neben Celia. Sie nickt mir zu. Ich schaue zu, wie meine Mutter (meine Mutter!) eine Riesenportion Windbeutel verputzt. Anscheinend ist sie stockbesoffen. Das sind mindestens tausend Kalorien auf einen Schlag! Ich bin ziemlich gehemmt, was eigentlich untypisch für mich ist, aber die Frauen kennen sich alle so gut und sind schon stundenlang am Trinken. Außerdem sind sie als Freundinnen meiner Mutter bestimmt darüber im Bilde, wie schlecht wir beide miteinander auskommen. Bestimmt hat ihnen Mutter meine Untaten brühwarm weitergetratscht und jetzt können sie |231| mich alle nicht leiden. Von Gelächter und Geplauder umgeben sitze ich auf meinem Stuhl, spiele mit meiner rosa Papierserviette herum und denke an Dad. Was er wohl grade macht? Ich stelle mir vor, wie er in seiner Zelle hockt und gar nichts macht. Da wird man doch verrückt! Wie er diesen Hühnerabend wohl finden würde? Vor vielen Jahren muss es schon einmal so eine Runde gegeben haben, bloß dass damals er der Bräutigam war. Schon komisch. Heute kann ich mir die beiden nicht mal im selben Zimmer vorstellen, geschweige denn als Ehepaar.
    Der Kaffee ist noch nicht ausgetrunken, da fährt der Bus vor. Alle springen auf, müssen noch mal aufs Klo, suchen ihre Mäntel und Taschen und entschuldigen sich bei mir, dass sie so ein Durcheinander hinterlassen.
    »Macht nichts. Lasst es euch gut gehen«, erwidere ich und zu meiner Mutter sage ich: »Amüsier dich gut. Genieß noch mal so richtig deine Freiheit.«
    »Ach, komm doch mit, Schätzchen!«, sagt Celia und umarmt mich. Ich sehe Mutter an. Sie lächelt und nickt. Sie ist echt betrunken.
    »Geht leider nicht«, sage ich. Bilde ich es mir nur ein oder macht meine Mutter ein enttäuschtes Gesicht?
    Celia lässt nicht locker. »Begrabt endlich das Kriegsbeil.«
    »Genau!«, ruft Lydia. »Du bist ihre Tochter, verdammt noch mal, du gehörst dazu!« Ich beiße mir auf die Unterlippe. So etwas hatte ich schon befürchtet. Ich denke immer, ich bin supercool und nichts haut mich um, aber |232| ein Haufen beschwipster Weiber, die eine rührselige Versöhnung erzwingen wollen, überfordert sogar mich.
    »Mädels!«, mahnt Mutter.
    Die Frauen stimmen einen Singsang an: »Le-xi, Le-xi   …!« Schrecklich! Ich fühle mich bedrängt und bloßgestellt.
    »Nein, echt, tut mir leid«, wehre ich ab, »aber ihr müsst ohne mich auskommen.«
    »Vielleicht ist Lexi ja eifersüchtig«, lallt Lydia. »Sie will Owen nicht hergeben.« Die anderen übertönen sie, aber da raste ich schon aus.
    »Ich kann das Ekel nicht ausstehen!«, brülle ich. »Lieber würde ich einen Schimpansen heiraten!«
    Es ist schlagartig still. Meine Mutter öffnet stumm den Mund und macht ihn wieder zu. Ich genauso.
    Ich reiße mich zusammen. »Ich wünsch euch ein schönes Wochenende alle miteinander. Ich muss jetzt ins Bett.« Meine Mutter macht den Eindruck, als wollte sie noch etwas sagen, da kommt als Nachzügler Wendy hereingeplatzt. Sie kommt direkt von der Arbeit und hat eine Flasche Partysekt dabei. Der Korken knallt, schießt an die Decke und schwebt an einem rosa Minifallschirm wieder herunter. Alle lachen sich schief und gießen sich noch mal ein. Der Busfahrer kommt rein und fängt an, das Gepäck nach draußen zu schleppen. Es dauert noch

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