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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Hand ausstrecken würde, könnte ich Lucas auf den Rücken tippen.
    »Nein, kein Karnickel.« Owen kommt noch einen Schritt näher. »Eine dreckige kleine Ratte. Drei Jahre bin ich schon hinter ihr her. Jetzt hab ich dich endlich, du Mistvieh. Du diebische, dreckige Ratte. Jetzt hab ich dich!« Er reißt die Tür auf und grelles Licht scheint uns ins Gesicht.

|286| WÖLFE
    »Kuckuck!«, macht Owen und späht zu uns rein. »Hab ich dich!«
    »Ist er’s?«, will Lucas wissen, der hinter Owen steht. Ich erkenne ihn an den Haaren.
    »Hallo, Owen«, sage ich blinzelnd. »Bist du wohl so nett, einen Krankenwagen zu rufen?« Ich gebe mir Mühe, wie immer zu klingen, als sei es nichts Ungewöhnliches, dass ich mich mitten in der Nacht in einer Waschmaschine in einem verfallenen Sanatorium verstecke.
    »Jesus!« Owen weicht erschrocken zurück.
    »Nicht Jesus. Lexi.« Ich steige aus der Trommel. »Deine künftige Stieftochter.« Ich spreche in munterem, unbeschwertem Ton, aber in Wirklichkeit habe ich eine Scheißangst. »Ach, Lucas ist auch da, hallo. Und wo steckt Matty?« Ich winke Lucas zu. »Johnny hat mich hergefahren. Er muss hier irgendwo sein.« Wenn ich mich ganz normal benehme, wird vielleicht alles normal.
    Owen sagt nichts. Anscheinend habe ich ihm seinen großen Auftritt vermasselt.
    Lucas räuspert sich. »Ey Owen, was soll der Quatsch?«
    »Verzieh dich, Lexi!«, sagt Owen drohend. »Das hier |287| geht dich nichts an. Geh nach Hause und halt dir die Ohren zu.«
    »Nein«, erwidere ich künstlich gelassen. »Du bist betrunken. Ich will nicht, dass du Dummheiten machst.« Statt einer Antwort gibt Owen Lucas seine Taschenlampe und nimmt das Gewehr hoch. Mir stockt der Atem. Er will mich doch wohl nicht erschießen   … oder?
    »Ich glaube nicht, dass Mum begeistert wäre, wenn du jetzt abdrückst«, sage ich unbekümmert und bin mir bewusst, dass ich Kos als Schutzschild diene. Was will ich noch alles für diesen Jungen tun? Wie weit muss ich noch gehen? Ich will nicht leiden. Ich will keine tote Heldin sein. Soll ich wegrennen und in den Wald abhauen? Dann käme ich mit heiler Haut davon.
    Ich rühre mich nicht von der Stelle.
    »Deine Mutter wird es nie erfahren«, entgegnet Owen, aber er drückt nicht ab, glotzt mich bloß finster an. Ich mustere ihn aufmerksam. Wie betrunken ist er noch?
    »Geh mir aus dem Weg, Lexi. Ich hab hier noch eine alte Rechnung zu begleichen.«
    »Mann, Owen«, mischt sich Lucas wieder ein. »Das kannst du nicht machen, jetzt, wo sie dabei ist.«
    »Dann SCHAFF SIE RAUS!«, brüllt Owen, dass das Gewehr auf seiner Schulter wackelt.
    »Hey, Süße, wie wär’s mit einem kleinen Spaziergang?« Lucas packt mich an der Schulter und dreht mich zu sich um.
    »Abgelehnt«, erwidere ich und mache mich los. Auf |288| einmal erfüllt der Gestank von fauligem Fleisch den Kellerraum. Man hört es scharren und Lucas schreit auf, denn wir sind von Hunden umringt, von knurrenden, zähnefletschenden, bellenden Hunden. Kos kriecht aus der Waschmaschinentrommel und ruft etwas. Owen stößt einen Fluch aus und ein Schuss fällt. Es kracht ohrenbetäubend. Unwillkürlich kneife ich die Augen zu. Man hört einen Plumps und ein Jaulen.
    Mir ist nichts passiert. Ich werfe mich zu Boden und ziehe Kos mit. Er stöhnt vor Schmerzen, als er auf der Erde aufschlägt. Um uns herum jault, knurrt und hechelt es, aber ausnahmsweise gilt das alles nicht mir. Kos’ Hunde kreisen uns ein. Es sind sechs oder sieben und die größeren setzen Owen und Lucas ganz schön zu. Mein alter Freund, der Monsterhund, springt Owen an die Kehle, aber Owen wehrt ihn ab. Ein Hund liegt knurrend und jaulend am Boden. Er ist verwundet. Es ist ein großes Tier, so mager, dass man die Rippen zählen kann. An seinen Beinen kleben dicke, steinharte Lehmklumpen. Er schleppt sich zur Tür hinaus und ich bin wie versteinert.
    Ich gebe mir einen Ruck. »Du hast auf Tyson geschossen!«, rufe ich zu Owen hinüber. Er weicht vor den zähnebleckenden Hunden zurück und fummelt an seinem Patronengürtel herum. Dabei fällt ihm das Gewehr aus der Hand.
    »Mist!«, flucht er und verpasst dem großen Schäferhund, der ihn anspringt, einen Tritt. Doch der Hund lässt sich nicht abschrecken, sondern geht gleich wieder auf |289| ihn los. Owen zieht ihm die Taschenlampe über den Schädel und das Licht erlischt. Nur der spärliche Mondschein, der durch die Gitterfenster und aus dem angrenzenden Keller hereinfällt, erhellt den Raum noch.
    »Lass

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