Verführ mich nur aus Liebe
gab es aber auch Probleme, die nicht so leicht zu lösen waren. Zuallererst die Frage ihrer Berufstätigkeit. Sofort fragte Ellie Angelo, wie bald nach der Hochzeit sie in den Verlag zurückkehren könnte. Mit Nachdruck antwortete er: „Meine Frau arbeitet nicht.“
„Das ist doch lächerlich!“, protestierte sie. „Ich mag meine Arbeit sehr, und ich bin gut darin. Außerdem habe ich meinem Chef schon versprochen, dass ich an meinen Schreibtisch zurückkehren werde.“
„Darüber hättest du besser zuerst mit mir gesprochen. Dann hätte ich dir nämlich gesagt, dass es nicht infrage kommt“, erklärte Angelo mit versteinerter Miene. „Das Thema ist beendet.“
„Ganz bestimmt nicht!“, widersprach sie empört. „Ich habe gegen meinen Willen in diese lächerliche Heirat eingewilligt. Da wäre auf deiner Seite ein kleiner Kompromiss durchaus angebracht.“
Er presste die Lippen zusammen. „Dein Vorschlag ist unvernünftig. Allein schon die Fahrt in die Stadt jeden Tag. Und als Contessa Manzini hast du sowieso keine Zeit mehr für deine Arbeit bei Avortino. All deine Vorgängerinnen in Vostranto hatten alle Hände voll damit zu tun, den großen Haushalt dort zu führen. Du musst dich mit ganz neuen Pflichten vertraut machen.“
„Ich kann nicht für alle unterdrückten Frauen sprechen“, erwiderte Ellie frostig, „aber der Haushalt in Vostranto hat eine ganze Weile offenbar bestens ohne eine von uns funktioniert.“
„Nach unserer Heirat wird sich einiges ändern. Ich habe vor, Vostranto wieder mehr zu nutzen. Du musst dich also daran gewöhnen, die Gastgeberin zu spielen – für Freunde und Geschäftspartner. Das wird dich ziemlich in Anspruch nehmen.“
Ellie war überrascht, wie sehr sie seine Worte trafen. Schließlich deutete er damit an, dass sie die Anforderungen für diese Aufgabe nicht erfüllte. Daran hätte er sie wirklich nicht erinnern müssen.
„Dann solltest du deine gesellschaftlichen Anwandlungen besser aufschieben, bis ich ins wirkliche Leben zurückgekehrt bin. Und bis du eine geeignetere Kandidatin gefunden hast, um deine Gäste willkommen zu heißen“, sagte sie ruhig. „Ganz sicher hast du die große Auswahl.“
Nach kurzem Schweigen gab Angelo zurück: „Ich möchte mich entschuldigen. Es sollte nicht so klingen, wie es geklungen hat.“
Ellie nickte, wich seinem Blick jedoch aus. „Schon gut, macht nichts“, entgegnete sie kühl. Im Stillen wünschte sie sich inständig, dass sie es auch so meinen würde.
Insgeheim schwor sie sich, dass die Sache mit ihrem Beruf noch nicht erledigt war. Nach ihrer Heirat musste sie schließlich unbedingt weiterarbeiten. Denn sie beabsichtigte keinesfalls, die von Angelo angebotene großzügige Abfindung anzunehmen. Wenn es vorbei war, wollte sie wirklich frei sein. Sie wollte Angelo Manzini in keiner Weise – ob vor dem Gesetz oder finanziell – verpflichtet sein.
Die Idee für eine Lösung kam ihr eines Nachts, als sie wieder einmal schlaflos im Bett lag. Es gab in Vostranto einen kleinen Raum, der hell und freundlich war. Er wurde jedoch kaum genutzt, obwohl ein Schreibtisch am Fenster stand. Von Assunta hatte Ellie erfahren, dass die verstorbene Mutter des Conte daran Briefe geschrieben und die Haushaltsbücher geführt hatte.
Dort könnte sie ihren Laptop aufstellen. Der Verlag könnte ihr die Aufträge per E-Mail zusenden, und sie würde die Übersetzungen auf dem gleichen Weg zurückschicken. Auf diese Weise müsste sie gar nicht zur Arbeit nach Rom fahren. Außerdem könnte sie für berufliche Zwecke weiterhin ihren Mädchennamen benutzen. Dadurch würde niemand je erfahren, dass die Contessa Manzini – mit oder ohne die Einwilligung ihres Gatten – berufstätig war.
Eine Woche später hatte Ellie ihre Zuversicht jedoch verloren. Die Hochzeitsfeier war vorüber, die restliche Torte verteilt und der goldene Ehering funkelte an Ellies Hand. Doch auf der Fahrt nach Vostranto wurde sie immer nervöser und schweigsamer.
„Stimmt etwas nicht?“, erkundigte sich Angelo so unvermittelt, dass sie zusammenzuckte.
„Nein. Warum fragst du?“
„Du wirkst so … angespannt.“
„Nun, all die Ereignisse in der letzten Zeit beruhigen mich nicht gerade.“
Er schwieg einen Moment. „Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll. Wie kann ich dir versichern …?“
„Dass du nicht das geringste Interesse an mir hast?“, fiel sie ihm ins Wort. „Glaub mir, das ist vermutlich meine kleinste Sorge.“
„Was ist es
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