Verführ mich nur aus Liebe
Fensterläden stand eine Chaiselongue.
Ellie zog sich die Pumps, die Strümpfe und das exklusive Kleid aus. Darunter trug sie zarte Dessous: BH, Slip und Hüftgürtel waren ebenfalls aus zartblauer Seide. Sie waren Teil der corredo da sposa, der Brautausstattung. Ihre Patentante hatte es sich nicht nehmen lassen, sie zu besorgen.
Reine Geldverschwendung unter diesen Umständen, dachte Ellie. Müde streckte sie sich auf der Chaiselongue aus.
Zufrieden und erleichtert las Angelo die Information auf dem Computerbildschirm. Anscheinend ging das Finanzgeschäft mit der Credito Europa Bank nun reibungslos über die Bühne.
Das Krokodil steht zu seinem Wort, dachte er ironisch. Und lieber Himmel, ich bin verheiratet!
Angelo schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Jetzt musste er nur noch nach Rom fahren und die Verträge unterschreiben. Das sollte jedoch kein Problem sein. Seine frisch angetraute Frau würde ihn bestimmt nicht vermissen. Al contrario. Im Gegenteil: Sicher konnte sie es gar nicht erwarten, in ihrem kleinen Büro an die Arbeit zu gehen. Ihre berufliche Karriere schien ihr ja sehr viel zu bedeuten.
Warum war es für ihn so ein Reizthema, dass sie wieder arbeiten wollte? Es konnte ihm doch nur recht sein, wenn sie beschäftigt war. Das würde sie davon abhalten, sich zu sehr für seine Aktivitäten zu interessieren. Als sie sich seinen Wünschen widersetzt hatte, war er verärgert gewesen. Doch sich zu diesem dummen Kuss hinreißen zu lassen war natürlich vollkommen falsch gewesen!
Das war nicht beabsichtigt gewesen. Er hatte sich vorgenommen, freundlich und höflich zu sein. Unter den gegebenen, schwierigen Umständen hatte er ihr die Nervosität nehmen wollen. Stattdessen hatte er sich wie der letzte Rüpel verhalten.
Durch sein Benehmen herrschte zwischen ihnen eine gewisse Befangenheit. Er musste ihr sein Verhalten erklären, bevor es unverzeihlich wurde. Immerhin mussten sie eine ganze Weile unter einem Dach wohnen und zumindest nach außen hin Harmonie ausstrahlen.
Seufzend nahm er die Bestätigung der Credito Europa aus dem Drucker. Wenigstens konnte er ihr damit zeigen, dass ihr beiderseitiges Opfer schon einen Gewinn erbracht hatte.
Inzwischen war ihm noch etwas anderes klar: Es war ebenso unfair wie falsch von ihm gewesen, sie für unscheinbar und nichtssagend zu halten. Die kleine Elena wusste ganz genau, was sie wollte. Und offensichtlich hielt sie nicht sehr viel von ihm. Höchste Zeit für eine Wiedergutmachung. So könnte er zwischen ihnen wenigstens eine Art von Arbeitsbeziehung herstellen. Und der Tag würde entspannter enden, als er begonnen hatte.
Ellie döste vor sich hin, als ein energisches Klopfen an der Zimmertür sie aufschrecken ließ. Im nächsten Moment wurde die Tür auch schon geöffnet. Aber statt der erwarteten Zofe sah Ellie zu ihrem Entsetzen Angelo ins Zimmer kommen.
„Was willst du denn hier?“ Hitze schoss ihr ins Gesicht, und sie schaute sich hektisch um. Sie musste sich schnell mit irgendetwas bedecken – sie trug ja nur die seidenen Dessous.
Angelo wirkte fast ein bisschen verlegen. Rasch senkte er den Blick und starrte auf das Blatt Papier in seiner Hand. „Ich wollte dir eine gute Nachricht bringen.“
„Hätte das nicht warten können?“
„Doch“, räumte er ein. „Aber der Principe Damiano hat heute dem Geschäft mit Galantana zugestimmt. Ich dachte, du würdest dich darüber freuen. Von nun an dürfen wir unsere gemeinsamen Tage also als gezählt betrachten.“
„Oh … ich verstehe. Wie schön.“
„Dachte ich mir, dass du es so siehst.“ Er zögerte. „Allerdings gibt es da noch etwas, das wir besprechen sollten. Wie ich soeben erfahren habe, hat man für heute Abend ein Festessen für uns vorbereitet. Das Speisezimmer wurde mit Blumen geschmückt. Außerdem ist der calice, der Kelch der Manzinis, aus dem Kabinett geholt und poliert worden. Ich möchte dich nur vorwarnen: Es ist Tradition, dass er im Verlauf des Abends mit gewürztem Wein gefüllt wird und wir beide unter dem Beifall der Bediensteten daraus trinken.“
„Wo ist das Problem?“, fragte Ellie verständnislos.
„Ich habe keine Schwierigkeiten damit.“ Er zuckte mit den Schultern. „Allerdings symbolisiert das Teilen des calice auch unsere Hoffnung auf eine glückliche Hochzeitsnacht und reichen Kindersegen.“ Angelo lächelte spöttisch. „Mit anderen Worten wird damit gerechnet, dass wir in dieser Nacht nicht in getrennten Zimmern schlafen.“
Ellie setzte
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