Verführ mich nur aus Liebe
blieb er in sicherer Entfernung stehen, um sie nicht noch mehr einzuschüchtern.
„ Buona sera, Elena. Come stai ?“, begrüßte er sie freundlich. „Hat man dich darüber informiert, warum ich hier bin?“
„Ja.“ Sie ballte die Hände im Schoß ihres schlichten dunkelblauen Rocks. „Du sollst nur wissen, dass ich … es nicht tun kann. Worum du mich da bittest, ist … ganz unmöglich.“
„Du weißt doch noch gar nicht, was ich will“, entgegnete er betont sanft. „Genau das möchte ich ja jetzt unter vier Augen mit dir besprechen. Eine Abmachung nur zwischen dir und mir, von der niemand sonst weiß. Willst du mich wenigstens anhören?“
„Das ist zwecklos.“ Sie schüttelte energisch den Kopf. „Ich muss die ganze Sache aufhalten, solange ich es noch kann. Sie konnten vielleicht dich dazu bringen, mir einen Antrag zu machen. Aber sie können nicht mich dazu zwingen, Ja zu sagen. Schließlich leben wir nicht mehr im Mittelalter. Und das muss auch der Principe Damiano einsehen.“
„Mia bella, da überschätzt du leider die Toleranz des Principe. Er erwartet, dass wir heiraten. Also wird es auch eine Hochzeit geben.“
„Nein! Unmöglich.“
„Gibt es denn einen anderen Mann in deinem Leben?“
„Nein. Darum geht es nicht.“
Angelo seufzte. Nun setzte er sich auf die Steinbrüstung des Teiches und bedeutete Ellie, neben ihm Platz zu nehmen. Widerstrebend folgte sie seiner Aufforderung, hielt aber bewusst Abstand zu ihm.
„Hier geht es nicht nur um deine oder meine Wünsche, Elena“, fuhr er ruhig fort. „Die Zukunft meines Unternehmens steht und fällt mit der im Prinzip bereits zugesagten Finanzierung durch die Credito Europa Bank. Aber wenn du nicht meine Frau wirst, zieht die Bank ihre Zusage zurück und kündigt das ganze Geschäft mit mir. Und in Wirtschaftskreisen kann so etwas verheerende Folgen haben. Du musst verstehen, dass ich das nicht zulassen kann. Gerade in diesen schwierigen Zeiten habe ich eine Verantwortung für die vielen Menschen, die für Galantana arbeiten. Ich werde den Erfolg meines Unternehmens oder die Zukunft meiner Belegschaft und Zulieferer nicht aufs Spiel setzen, wenn ich es irgendwie verhindern kann.“
Er sah sie an und fügte hinzu: „Du machst kein Geheimnis daraus, dass du mich nicht als Ehemann willst. Bene. Lass mich dir genauso offen sagen, dass ich dich auch nicht als Ehefrau will. Deshalb schlage ich vor, dass wir unsere Ehe als eine rein geschäftliche Abmachung betrachten. Eine vorübergehende Unannehmlichkeit, die rasch beendet werden kann – sobald die Expansion von Galantana finanziell gesichert ist. Da wir bloß unter einem Dach wohnen müssen, wird sich eine Annullierung problemlos und diskret arrangieren lassen. Und für deine Mitwirkung bekommst du eine großzügige Abfindung.“ Er lächelte sie an. „Also, was sagst du dazu?“
Ihre Wangen färbten sich zornesrot. „Mir hat noch nie jemand ein so unmoralisches Angebot gemacht. Du glaubst hoffentlich nicht ernsthaft, dass ich dem zustimme. Das ist doch Wahnsinn!“
Angelo schwieg für einen Moment. Er war gereizt und enttäuscht. Elena war zwar ein stiller Mensch. Doch anscheinend war sie längst nicht so fügsam, wie er gedacht hatte. So wie es aussah, musste er deutlicher werden.
„Der Wahnsinn beginnt erst richtig, wenn du dich weigerst“, entgegnete er scharf. „Dann scheitert das Kreditgeschäft mit der Credito Europa. Und in dem Fall habe ich keinen Grund mehr, die Wahrheit über die Nacht in Largossa zu verschweigen. Ich werde dem Principe Damiano erzählen, welchen Streich uns deine Cousine Silvia gespielt hat und warum sie das getan hat. Ich werde ihn darauf hinweisen, dass es sinnlos ist, an unserer Verlobung festzuhalten. Du kannst dir sicher vorstellen, was die Folgen wären.“ Er nahm einen kleinen Kieselstein vom Boden auf und warf ihn ins Wasser.
Ellie beobachtete, wie sich die Kreise auf der Wasseroberfläche langsam, aber unaufhaltsam ausbreiteten.
Nein, es war nicht viel Fantasie nötig, um sich die Folgen von Silvias rücksichtslosem Verhalten vorzustellen. Eine sehr schmutzige, öffentliche Scheidung von Ernesto wäre vermutlich das kleinste Problem. Die Konsequenzen würden sie alle betreffen. „Das ist … Erpressung!“
„Ich nenne es eher eine Frage der Zweckmäßigkeit. Wenn wir nicht heiraten, brauchen zum Beispiel die Barzados nicht mehr zu schweigen. Sie werden aller Welt von dem Wochenende in Largossa berichten und alles noch ein bisschen
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