Verführ mich nur aus Liebe
dann?“
Sie atmete tief ein. „Ich muss dir etwas sagen. Ich habe mich entschlossen, wieder zu arbeiten. Aber von zu Hause aus … von Vostranto. Ich habe mir in dem früheren Arbeitszimmer deiner Mutter ein kleines Büro einrichten lassen und erledige meine Aufträge für den Verlag per E-Mail. So störe ich dich nicht und kann außerdem meinen Pflichten im Haushalt nachkommen, die dir ja so viel bedeuten. Aber du musst verstehen, dass mir meine berufliche Karriere und meine Zukunft sehr wichtig sind.“
„Und dir ist nicht in den Sinn gekommen, vorher mit mir darüber zu sprechen? Ich meine, bevor du das alles veranlasst?“, erkundigte er sich schroff.
„Doch, ich habe daran gedacht.“ Sie starrte geradeaus auf die Straße. „Aber ich wusste ja, wie du reagieren würdest. Und wenn du meine Anweisungen jetzt rückgängig machst, würdest du für deine Bediensteten ein Zeichen setzen. Dann wüssten sie, dass meine Wünsche dir egal sind. In dem Fall wäre es für mich natürlich schwierig, ihren Respekt zu gewinnen. Ich könnte meine Pflichten im Haus nicht so erfüllen, wie es dir vorschwebt.“
Angelo schwieg erneut eine ganze Weile lang. Schließlich sagte er in bemüht ruhigem Ton: „Offensichtlich habe ich dich unterschätzt, Elena. In diesem einen Fall lasse ich es also zu, dass deine Anweisungen bestehen bleiben. Aber achte darauf – achte gut darauf –, dass du mich nicht unterschätzt. Ich bin immer noch der Herr in Vostranto.“
„Ja, natürlich.“ Ihr klopfte das Herz bis zum Hals. „Aber du bist nicht mein Herr. Und das wirst du auch niemals sein.“
Mit einem Mal fuhr er an die Seite und bremste auf dem Grünstreifen. „Anscheinend gefällt es dir, mich herauszufordern, mia bella. Aber das war einmal zu viel!“
Angelo zog sie an sich und küsste sie fordernd und wild. Ihre Lippen brannten noch immer, als er sich von ihr löste.
Spöttisch blickte er sie an. „Jetzt weißt du, was es bedeutet, mich wütend zu machen, Elena. Das solltest du nicht noch einmal riskieren. Capito ?“
„Ja, ich verstehe“, flüsterte sie. Für den Rest der Fahrt sagte sie kein Wort mehr.
6. KAPITEL
Mit verschränkten Armen stand Ellie mitten in dem Raum, der von nun an ihrer sein sollte. Was ihn nicht weniger imposant und einschüchternd machte. Tatsächlich war es der einzige Ort im Haus, an dem sie sich noch wie eine Fremde fühlte.
Das gewaltige Himmelbett war ganz offensichtlich ein Ehebett. Ellie fragte sich, wie viele Ehefrauen der Manzinis dort schon gelegen und auf die Erfüllung ihrer ehelichen Pflichten gewartet hatten. Zumindest das würde ihr erspart bleiben.
Unwillkürlich berührte sie mit den Fingerspitzen ihren Mund. Ihre Lippen waren noch immer feinfühlig und empfindlich nach Angelos heißem Kuss im Auto.
Natürlich war es dumm gewesen, ihn zu provozieren. Doch bei seiner Arroganz hätte vermutlich sogar eine Heilige die Geduld verloren.
Bis zu ihrer Ankunft in Vostranto hatte er sie jedoch zum Glück nicht einmal mehr angesehen. Als sie bei der Villa angekommen waren, hatten die Bediensteten Spalier gestanden. Angelo geleitete Ellie zum Eingang und trug sie unter allgemeinem Gelächter und Beifall über die Schwelle. Und Ellie spielte mit: Lächelnd machte sie bei dem traditionellen Ritual mit, das Glück für die Ehe verheißen sollte.
Nach Kaffee und Zitronenkeksen im salotto entschuldigte Angelo sich höflich und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück. Kurz darauf nahm Assunta Ellie mit nach oben in ihre Suite.
Ihre persönliche Zofe Donata hatte Ellies Sachen bereits ausgepackt und ins Ankleidezimmer geräumt. Assunta erklärte, dass Donata später zurückkommen und ihr helfen würde, sich für den bevorstehenden Abend zurechtzumachen. Ellie protestierte, dass sie keine Zofe brauchen würde. Doch die gutmütige Haushälterin erwiderte, dass dies für die Gattin des Conte Manzini durchaus notwendig wäre. Sie riet ihr, sich vor dem Abendessen ein wenig auszuruhen.
Bevor die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, hatte Assunta ihr jedoch zugezwinkert. Sie hatte angedeutet, dass es für die Braut natürlich vor allem darauf ankam, für die Stunden nach dem Abendessen frisch und ausgeruht zu sein.
Ich bin eine solche Betrügerin, dachte Ellie jetzt. Sie war allein in dem großen Schlafzimmer. Tatsächlich sehnte sie sich nach ein bisschen Ruhe. Trotzdem wollte sie sich mit dem großen Ehebett noch nicht befassen. Aber vor den Fenstern mit den geschlossenen
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