Verführ mich undercover!
auf dem Tresen.“
Was geht hier vor sich?
Mit bebenden Händen öffnete sie eine Schublade, registrierte gleichzeitig erschrocken, wie Jared sich hinter ihr bewegte. „Ich glaube, ich habe hier irgendwo einen Korkenzieher gesehen.“
„Die Flasche hat einen Schraubverschluss.“
„Oh.“ Wie stilvoll. Sie wäre jede Wette eingegangen, dass er nicht oft Wein aus einer Flasche mit Schraubverschluss trank. „Einer der Cowboys hat ihn mir aus der Stadt mitgebracht“, erklärte sie.
„Musstest du dafür mit ihm flirten?“
„Für billigen Wein? Wo denkst du hin!“
Jared grinste amüsiert. „Ich vergaß. Das hast du gar nicht nötig.“
„Ich habe ihm zehn Dollar gegeben. Was Besseres hat er dafür wohl nicht gekriegt.“ Vergeblich durchsuchte sie den Schrank nach Weingläsern. „Nehmen wir die hier?“ Zumindest waren es keine Plastikbecher.
„Hältst du es für eine gute Idee, dein schwer verdientes Geld für billigen Wein auszugeben?“ Jared füllte die Gläser, die sie ihm hinhielt.
„Du hast meinen Lohn verdreifacht, erinnerst du dich?“
„Hatten wir uns darauf geeinigt?“
„Klar.“
Nachdem er die Flasche abgestellt hatte, nahm er ihr eines der kleinen Wassergläser aus der Hand. „Hast du das schriftlich?“
„Brauche ich nicht.“ Melissa prostete ihm spöttisch zu. „Ich kenne all deine Geheimnisse.“
„Tust du nicht“, konterte er trocken und trank einen großen Schluck.
Neugierig musterte sie ihn. Jared hatte also Geheimnisse? Vermutlich nichts im Vergleich zu ihren. Aber es war ein interessanter Gedanke, und vielleicht lieferte er ihr den Aufhänger, den sie für ihre Story brauchte.
Jared hatte seine Worte nicht absichtlich herausfordernd klingen lassen. Doch er wusste, dass Melissa sie so empfand.
„Ach ja?“ Ihre Augen funkelten vor Übermut.
„Hey, das geht dich nichts an.“
„Warum erwähnst du es dann?“
Gute Frage. Bessere Frage: Warum war er überhaupt hier?
Der ganze Tag war eine einzige seelische Achterbahnfahrt gewesen. Auf dem Friedhof hatte er vor Wut förmlich gekocht und sich nur mühsam zusammengerissen, denn er wollte nicht, dass Stephanie und Royce ihm etwas anmerkten.
Er wusste, Royce war misstrauisch. Also hatte Jared das Haus verlassen, sobald Stephanie zu Bett gegangen waren. Dann hatte er Licht bei Melissa gesehen, und er hatte einfach zu ihr gehen müssen.
Natürlich nur aus einem Grund. Er wollte mit jemandem reden, der nichts mit seiner Familie zu tun hatte. Melissa kannte keinen der Schauspieler in seinem Drama. Sie wusste nicht mehr über seine Familie als das, was er ihr erzählt hatte. Mochte sie ihm auf die Nerven fallen, mit ihm streiten oder ihn mit ihrer Lebenseinstellung zur Weißglut bringen, er würde zumindest nicht die Fassung verlieren.
Mit den Fingerknöcheln fuhr sie über seinen Bizeps. „Du hast also ein Geheimnis?“, fragte sie noch einmal und ließ einen verführerischen Blick folgen.
Noch ein Grund, an ihre Tür zu klopfen. Ihre melodiöse Stimme besänftigte ihn. Ihr Duft war verlockend. Und wenn er ihre Lippen anschaute, konnte er an nichts anderes denken als daran, sie zu küssen, sie zu schmecken, sich an ihren weichen, warmen Körper zu schmiegen und alle Sorgen zu vergessen.
Vielleicht war es tatsächlich so einfach. Er war zu ihr gekommen, weil er für eine Weile alles hinter sich lassen wollte.
„Ich will dich“, sagte er schlicht.
„Nun, das ist nicht gerade ein Geheimnis.“ Ihre Stimme, plötzlich verräterisch heiser, fachte sein Begehren nur noch mehr an.
Jared lächelte zufrieden. Dass sie nicht schüchtern war, gefiel ihm. Sie pfiff auf Etikette und gab nichts auf gute Ratschläge. Eine Frau, die nach ihren eigenen Regeln spielte, das hatte durchaus etwas für sich.
„Ich hatte etwas Spannenderes erwartet.“ Herausforderung blitzte in ihren Augen auf.
„Zum Beispiel?“
„Keine Ahnung. Die geheime Übernahme eines multinationalen Konzerns. Ryder schickt ein bemanntes Raumschiff zum Mars. Oder du bist ein als Geschäftsmann getarnter CIA-Agent.“
Jared musste lachen. Endlich löste sich die Spannung in seiner Brust. „Ein CIA-Agent?“
„Hast du den Artikel nicht gelesen?“
„Welchen Artikel?“
„In der Chicago Daily. Vor zwei Jahren. Im Lifestyle-Teil haben sie dich als Spion geoutet. Aber wenn es tatsächlich einen Beweis gegeben hätte, wäre die Story sicher auf dem Titel gelandet.“
„Du erinnerst dich daran, was du vor zwei Jahren in der Zeitung gelesen hast,
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