Verführ mich undercover!
schiefgegangen war, wusste er nicht, doch er musste einen groben Fehler gemacht haben. Keine Frau schrie auf dem Höhepunkt der Lust den Namen eines Mannes und warf ihn zwei Minuten später aus dem Bett, es sei denn, der Typ hatte die Sache gründlich vermasselt.
In Gedanken versunken, ging er die Treppe hinunter, Royce entgegen.
„Wirst du sie wiedersehen?“, wollte Stephanie wissen, ihm dicht auf den Fersen.
„Ich nehme es an. Schließlich wohnt sie hier.“ Es war sehr wahrscheinlich, dass sie ihm irgendwann über den Weg laufen würde.
„Das meine ich nicht. Willst du mit ihr ausgehen? Ihr seid eine ganze Weile dort unten geblieben.“
Das Motorengeräusch des Kleinlasters wurde lauter. Schlamm spritzte zu allen Seiten, als Royce viel zu schnell eine Kurve nahm.
„Hast du mit ihr geschlafen?“, fragte Stephanie jetzt unverblümt.
Wütend funkelte Jared seine Schwester an. „Was ist eigentlich los mit dir?“
„Ihr wart eine ganze Stunde weg. Vielleicht habt ihr …“ Stephanie ließ einen bedeutungsvollen Blick folgen.
„Hör mal, Schwesterherz, halt lieber den Mund, bevor du dich selbst in Schwierigkeiten bringst. Wo hast du überhaupt gelernt, so zu reden?“ Vielleicht war er zu lange weggeblieben. Es war ein Fehler gewesen, Stephanie sich selbst zu überlassen.
„Ich frage doch nur.“
„Du benimmst dich daneben, Schwesterchen.“
Stephanie schmollte. „Also, gehst du jetzt mit ihr aus oder nicht?“
Statt zu antworten, runzelte Jared nur verstimmt die Stirn.
„Das darf ich doch fragen. Schließlich hat es nichts mit Sex zu tun.“
Schleudernd kam der Wagen zum Stehen, und Jared setzte sich wieder in Bewegung. „Lass uns einfach das Wochenende überstehen, okay?“
„Ich weiß, dass ich es durchstehen muss“, murmelte Stephanie, während sie den Weg entlanggingen. „Ich hatte nur gehofft, danach käme etwas, worauf ich mich freuen kann.“
Sofort fühlte Jared sich schuldig. Den ganzen Zirkus mit Melissa hatte er ja nur angefangen, um Stephanie abzulenken. Klar, letzte Nacht war die Sache völlig entgleist, aber das war nicht die Schuld seiner Schwester.
Schuldbewusst legte er ihr den Arm um die Schulter und meinte versöhnlich: „Okay. Ich lade sie ein. Aber ich kann nicht garantieren, dass sie Ja sagt.“
Mit glühenden Wangen drehte Stephanie sich zu Jared um und umarmte ihn fest. „Ich weiß, dass sie Ja sagen wird. Ich habe gesehen, wie sie dich anschaut. Immerhin habe ich Augen im Kopf.“
Bei ihren Worten wurde ihm die Brust eng. Wie hatte Melissa ihn denn angesehen? Was bedeutete das? Gerne hätte er Stephanie ein bisschen ausgefragt, um mehr zu erfahren. Doch in diesem Moment tauchte Royce hinter der Motorhaube auf, und Stephanie riss sich los, um ihren anderen Bruder zu umarmen.
„Kleine Schwester!“ Royce zog Stephanie in seine Arme, hob sie hoch und wirbelte sie im Kreis herum.
Auf der anderen Seite des Hofs entdeckte Jared Melissa. Ihre Blicke trafen sich. Sie mistete wieder Ställe aus, und aus irgendeinem Grund ärgerte ihn das. Verdammt, sie konnte so viel mehr. Sie war intelligent, hatte kluge Ansichten und stellte Fragen, die zum Nachdenken anregten.
Er könnte ihr einen Job in Chicago anbieten. Sie könnte für Ryder International oder sogar für den Genevieve-Fonds arbeiten. Eine Frau mit ihrem Verstand und ihrer Neugier war fast jeder Aufgabe gewachsen. Davon war er fest überzeugt.
Im Bruchteil einer Sekunde begriff er, was er da tat. Er dachte sich Tricks aus, um sie in seiner Nähe zu halten, sie wiedersehen, vielleicht mit ihr schlafen zu können. Doch ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war Letzteres eher unwahrscheinlich.
Aber was sagte das über ihn selbst aus? Fing er etwa an, Stephanies Hirngespinste für bare Münze zu nehmen?
Jared konnte sich genau vorstellen, welche widerstreitenden Gedanken Melissa durch den Kopf gingen. Sie hatte ihn ebenfalls gesehen, und sie wusste, dass er es wusste. Wollte sie ihm aus dem Weg gehen oder nur den ersten peinlichen Moment überwinden?
Während er noch darüber nachgrübelte, straffte sie die Schultern, lehnte die Mistgabel gegen den Zaun und stiefelte entschlossen auf ihn zu. Unwillkürlich empfand er einen Anflug von Bewunderung und ging ihr auf der Zufahrt entgegen.
„Melissa!“, rief Stephanie in diesem Moment. „Komm, ich möchte dir Royce vorstellen.“ Sie zog ihren Bruder in Melissas Richtung.
„Royce, das ist Melissa“, sagte Stephanie. „Sie ist mit Jared
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