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Verfuehr mich

Verfuehr mich

Titel: Verfuehr mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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Deinem Jaz.«
    Alles Liebe, hm?
    Ihre Finger schwebten über der Tastatur, während sie noch über eine Antwort nachdachte. Bei mir. Der Abschiedsgruß dauerte noch viel länger als die eigentliche Antwort. Alles Liebe, Bliss , tippte sie schließlich ein. Dann schickte sie die Mail ab.
     
    Im Moment war Bliss völlig schleierhaft, weshalb sie ihn in ihre kleine Wohnung bestellt hatte. Es hatte irgendetwas mit ihrem Stolz zu tun. Aber ihr Erinnerungsvermögen schmolz bei zweiunddreißig Grad Hitze nur so dahin, und die Lebensmittel, die sie zehn Etagen hinaufschleppen musste, halfen auch nicht gerade.
    Der Fahrstuhl war kaputt und die Techniker streikten. Der Hausmeister, ein junger Typ, war nach Montauk abgehauen und ging nicht an sein Handy. Auf Long Island konnte man nicht viel weiter fahren, ohne im Atlantik zu landen.
    Bliss machte einen Zwischenstopp in der dritten Etage, wo sie einen kurzen Besuch bei Maisie Frankels machte, die in 3B wohnte. Sie klopfte an die Tür und hörte schon bald das Geräusch von schlurfenden Schritten.
    »Wer ist da?«, fragte eine leicht zittrige Stimme. Bliss konnte Maisies blinzelndes Auge durch den Türspion sehen.
    »Bliss Johnson«, antwortete sie. »Ich habe hier Ihre Sachen von Gristede’s .« Sie überreichte der alten Frau, welche die Tür öffnete, zwei Tüten mit Lebensmitteln.
    »Recht herzlichen Dank, meine Liebe. Tut mir leid, dass Sie so lange warten mussten. Hätten Sie vielleicht gern ein Glas rosa Limonade?«
    »Nein, vielen Dank. Ich bekomme gleich Besuch.«
    »Ooooh!«, trillerte Maisie. »Ein junger Mann?«
    Bliss lächelte verlegen.
    »Wie nett. Ach ja, zu meiner Zeit … Aber vergessen Sie’s. Es ist sehr nett von Ihnen, mir meine Lebensmittel hochzubringen. Nochmals danke, Bliss.«
    »Kein Problem.« Bliss griff die drei verbleibenden Tüten und ging zurück in Richtung Treppenhaus. Dann stieg sie die nächsten sieben Etagen hoch und wünschte dabei, sie hätte sich für ein schönes, leichtes Essen mit Reiskeksen und Leitungswasser anstatt des saftigen Lendensteaks mit gebackenen Kartoffeln und zwei Flaschen Burgunder entschieden, die ihr jetzt die Arme lang werden ließen.
    Eigentlich war es sowieso zu heiß, um Burgunder zu trinken. Um genau zu sein, war es sogar zu heiß zum Atmen. In der Hoffnung, dass ihre uralte Klimaanlage die schwüle Nacht überstehen würde, stolperte Bliss die letzte Treppe hoch.
    Sie öffnete die Tür und stellte die Einkaufstüten auf dem winzigen Küchentisch ab. Gott sei Dank war es in der Wohnung leidlich kühl. Sie ging zu der Klimaanlage und klopfte vorsichtig mit der Hand darauf und musste miterleben, wie das Ding mit einem mechanischen Seufzer seinen letzten Atemzug tat. Bliss hörte noch kurz den Ventilator nachlaufen, doch dann herrschte Stille. Mist, Mist, Mist! Sie betete, dass die Hitze erst von draußen durch die Wände kriechen würde, wenn Jaz schon wieder fort wäre.
    Es war ausgeschlossen, ihn zum Übernachten einzuladen. Nach dem Sex würde er schneller von ihr herunterrutschten, als ein Skifahrer einen Eisberg herunterschlitterte.
    Eis. Das war das Einzige, was jetzt auch nur im Entferntesten sexy klang. Bliss ging zum Kühlschrank, öffnete ihn und hielt ihr Gesicht ein paar Minuten hinein. Sie genoss die etwas abgestandene, aber kalte Luft, die über ihre Haut kroch. Dann legte sie die Steaks – immer noch in der Plastiktüte – hinein und schloss die Tür wieder.
    Jetzt waren die Kartoffeln dran. Sie schrubbte sie gründlich in der Spüle ab und stach mit einer Gabel mehrmals in die Schale. Hoffentlich mochte Jaz Ofenkartoffeln aus der Mikrowelle, denn den Herd würde sie auf gar keinen Fall dafür anstellen.
    Und wie willst du dann die Steaks braten? , fragte die Superhausfrau in ihr.
    Eins war klar, sie würde die Treppen nicht noch einmal runter und wieder hoch laufen. Ann hatte ihr die Telefonnummer des Nachbarn über ihr dagelassen – ein stämmiger Outdoor-Typ, der andauernd verbotenerweise auf seinem Balkon grillte. Allerdings nur, wenn er zufällig mal nicht gerade in Frauenkleidern rumlief. Woher Ann das wusste, hatte sie ihr nicht verraten wollen.
    Bliss ging zum Telefon, zog die Liste mit Nummern hervor, die sie darunter verstaut hatte, und wählte Rodneys Nummer. Solange er ihre BHs nicht ausleierte, war sie durchaus bereit, ihm alle Kleidungsstücke aus ihrem Schrank oder ihren Schubladen zu leihen.
    Nach dem fünften Klingeln erklang eine markige, männliche Stimme.

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