Verfuehr mich
Rändern leuchtend rot. Der Himmel segne die Glut unter ihrer Asche.
Mit der Gabel stach sie in die verschweißte Plastikpackung und öffnete sie vorsichtig. Dann spießte sie das Fleisch in der Hoffnung auf, es hochheben und auf den Grill legen zu können. Gleichzeitig musste sie feststellen, dass sie weder an Teller noch an Gewürze gedacht hatte.
Als Bliss aufsah, sah sie, dass Jaz aufgestanden war und ihr zuschaute. Dabei entging ihr, wie das Steak sich im Hochheben nicht entfaltet hatte, merkte aber noch, dass es ihr von der großen Gabel zu rutschen drohte. In letzter Sekunde warf sie es in Richtung Grill.
Es war größer als die Packung, in der es eingequetscht gewesen war, und bedeckte den Grill vollständig. Es hing sogar an den Seiten herunter. Der Grill sah aus wie ein kleines Bett mit einer Decke aus Fleisch.
Bliss fluchte leise vor sich hin. Jaz lachte auf der anderen Seite der Balkontür, öffnete sie schließlich und trat mit seiner Bierflasche zu ihr heraus. Er sah weitaus amüsierter aus, als ihr zumute war.
»Meinst du nicht, dass wir das Stück erst mal teilen sollten? So kriegst du das doch niemals gar.«
»Kann schon sein.« Sie stieß erneut die Gabel in das Fleisch, aber es rührte sich nicht von der Stelle.
»Warte. Ich hole erst mal einen Teller. Du kannst ein Steak nicht einfach so herumschleudern. Nachher fällt es noch runter.«
Sie versuchte es trotzdem anzuheben, um zu sehen, ob sich das Fleisch löste. »Ich bin nicht sicher, ob es nicht völlig festgeklebt ist.«
»Schätzchen, es gibt einen Grund, weshalb das Männersache ist. Frauen sind viel zu schlau, um sich mit so dummen und langweiligen Dingen wie Grillen abzugeben. Was dagegen, wenn ich das übernehme?« Er kniete sich neben sie, drückte ihr einen Kuss auf die gerötete Wange und strich ihr dabei mit einem Finger eine Haarsträhne hinter das Ohr.
Sein Lächeln war so betörend, dass sie nicht anders konnte, als zuzustimmen.
»Hol mir doch mal einen Teller. Und nimm dir ein Bier.«
Als sie wiederkam, hatte er das Steak vom Grillrost befreit und betrachtete neugierig die Streifen darauf. »Hm. Hast du den Grill vor dem Anzünden mal sauber gemacht?«
»Ich wollte es noch tun. Wieso? Brennt das Feuer den Dreck denn nicht weg?«
Sein Blick wanderte zu einer Taube, die auf der Balkonbrüstung umherstolzierte. »Ich habe das ungute Gefühl, dass die Tauben ihn als Schlafplatz benutzt haben.«
»O nein! Das ist ja total eklig. Es tut mir schrecklich leid, Jaz. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Kssss, weg mit dir!«, keifte sie in Richtung des erschrockenen Vogels.
Die Taube flog davon, und Jaz legte das Steak wieder auf den Grill. »Tja, so viel dazu. Kein Problem. Ich lade dich zum Essen ein. Wir können auch zu mir fahren und vorher noch kurz was zu essen einkaufen. Oder wir bestellen uns was beim Chinesen und fangen noch mal ganz von vorn an.«
Bliss spürte deutlich, wie ihr die Tränen kamen. Natürlich konnte sie das auf den rauchenden Mini-Grill, ihre eigene Enttäuschung oder schließlich darauf schieben, dass er so nett war, dass sie es kaum aushielt – aber zurückhalten konnte sie sie nicht.
Und so liefen ihr große, dicke Tränen über beide Wangen.
»Weinst du etwa?«, fragte er ganz entgeistert. »Wieso das denn jetzt?«
»Aus mehreren Gründen. Mir ist heiß. Ich habe vierzig Dollar für Lebensmittel ausgegeben und sie ruiniert. Und ich wohne in einer lausigen, kleinen Wohnung, deren Balkon voller Taubenscheiße ist!«
Jaz trank einen weiteren Schluck Bier und sah sie nachdenklich an.
»Ich verstehe. Also am Wetter kann ich nichts ändern. Und wenn ich dich bitten würde, mich zu heiraten, damit du bis ans Ende deiner Tage glücklich bist, würdest du mir nicht glauben. Aber wir könnten sehr wohl ausgehen oder diese Party in meine Wohnung verlegen.«
Bliss hörte kaum, was er sagte. »Was mache ich denn jetzt mit dem Grill? In die Badewanne stellen? Ich meine, wenn ich ihn unbeaufsichtigt hier stehen lasse, könnte das ganze Gebäude in Flammen aufgehen!«
Er klopfte ihr sanft auf den Rücken. »Lass uns erst mal wieder reingehen. Und du trinkst jetzt mal einen Schluck Bier. Wir können doch die Kartoffeln zerdrücken und mit Butter essen. Das ist auch nicht schlecht.«
»Die Butter hab ich vergessen zu kaufen!«
»Dann essen wir die Kartoffeln eben so.« Seine Stimme klang sehr beruhigend. »Komm schon, rein mit dir.« Das Gefühl seiner Hand auf ihrem Rücken wirkte sogar noch
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