Verfuehr mich
heruntergeladen hatte, auf denen es um Ernährung, Essen und Kochen ging.
Der Industriezweig war riesig und die Marktrecherche durchaus widersprüchlich. Beim Essen und Trinken verhielten sich die Menschen oftmals irrational. Eine Sache aber tauchte immer wieder auf: Die Verbraucher waren bereit, hohe Preise für gesundes Essen zu bezahlen – oder zumindest für Essen, das sie für gesund hielten.
Bunnys kleine Pasteten mit echter Fruchtfüllung waren eine tolle Idee – wenn man derartige Rezepte an eine industrielle Fertigung anpassen konnte. Dieser Teil des Prozesses würde in die Hände kitteltragender Sonderlinge in den Hot-Treats -Laboren und Testküchen gelegt werden müssen.
Bliss öffnete ein Grafikprogramm und spielte mit Designelementen herum. Sie skalierte das typische Hot-Treats -Verpackungsmuster in unterschiedliche Größen und verzerrte das Logo auf verschiedene Weise.
Ihre größte Ambition bestand im Moment darin, Jaz mit tollen Ideen zu beeindrucken, die in seiner Firma umgesetzt werden könnten. Vi wollte sie natürlich auch beeindrucken. Bliss schickte eine E-Mail an ihre Chefin und fragte sich, ob sie wohl überhaupt schon in ihrem Büro war. Vis Antwort kam blitzschnell und bestand aus nur zwei Worten:
Komm rüber.
Bliss las sie und nippte an ihrem Kaffee. Diese zwei kleinen Worten konnten eine Menge bedeuten …
Ich bin stinksauer, weil du mit dem wichtigsten Kunden in der Geschichte von LFG rumgemacht hast. Komm rüber, damit ich dir persönlich dein Kündigungsschreiben aushändigen kann!
Oder auch …
Wie ist Jaz Claybourn im Bett? Gut gemacht, Bliss. Dein Einsatz für LFG ist absolut bewunderungswürdig. Wie wär’s mit einer weiteren Gehaltserhöhung? Komm rüber und hol dir deinen Goldsack mit Monogramm ab!
Bliss trank ihren Kaffee aus und überlegte sich, dass Vis Nachricht genau das bedeutete, was sie schrieb:
Komm rüber.
Bliss ging über den Flur zu Vis Büro, blieb aber immer wieder stehen, um sich auf dem Weg mit Kollegen zu unterhalten. Lentone Fitch & Garibaldi hatte eine Menge unterschiedlicher Kunden und eine Menge Mitarbeiter auf allen Ebenen, die sich um sie kümmerten.
»Ich habe gehört, die Gewaltigtätige will dich persönlich sprechen«, sagte Alexandra Kassanian. Die Juniortexterin kaute an einem Bleistift, während sie mit einem Marker bewaffnet in einem Wörterbuch blätterte, um mögliche Synonyme für frisch zu finden – neben neu das meistbenutzte Wort in der Werbebranche. »Was hast du denn angestellt, Bliss?«
»Nichts, soweit ich weiß.«
»Irgendwas musst du doch gemacht haben. Mich pflaumt sie doch schon an, wenn ich an Bleistiften kaue.« Als Vi den Kopf aus ihrem Büro zwei Türen weiter steckte und Bliss heranwinkte, legte Alexandra den Stift blitzschnell beiseite. »Viel Glück.«
»Hallo Vi. Was gibt’s?« Bliss gab ihrer Stimme etwas betont Gleichgültiges – besonders da auch Kayla im Büro ihrer Chefin stand.
Vi setzte sich wieder auf ihren teuren Bürostuhl und drehte sich, um die Praktikantin direkt anzusehen. »Einen Moment, Bliss. Kayla, die können Sie jetzt ablegen.« Vi zeigte auf einen ziemlich hohen Stapel Papiere, von dem Bliss wusste, dass er seit Jahren unberührt auf ihrem Fensterbrett ruhte.
»Okay.« Kayla nahm den Haufen, legte ihn in ihre Armbeuge und warf dabei einen Blick auf die obersten Seiten. »Aber das sind ja gar keine Verträge. Wo soll ich die Papiere denn ablegen?«
»Im Archiv gibt es ein paar leere Schubladen«, erklärte Vi. »Ganz hinten unten.«
Dort wo es dunkel und staubig war, wenn Bliss sich recht erinnerte. Wo früher der große, fette Käfer lebte.
»Sind in den Schubladen Register, oder soll ich mir welche aus dem Lager geben lassen?«, fragte Kayla.
Bliss war klar, dass die Praktikantin Zeit schinden und Vi ärgern wollte, weil sie ihr derartig sinnlose Tätigkeiten aufbrummte.
»Legen Sie einfach die Register zusammen, die älter als fünf Jahre sind, und recyclen Sie die leeren.«
Punkt für Vi. Bliss schaute Kayla an.
»Wie soll ich die Register denn beschriften?«, fragte die Praktikantin höflich.
Eine wahrhaftig nervige Frage. Das hätte Bliss in Kaylas Alter auch nicht besser hingekriegt. Bonuspunkt und Freistoß für Kayla.
»Wie Sie wollen«, sagte Vi. »Sie können gerne neue Kategorien einführen. Nehmen Sie farbige Marker. Alexandra hat welche.« Ihr Lächeln war breit und strahlend, wurde aber von einer geringschätzigen Handbewegung begleitet, die Kayla sagte,
Weitere Kostenlose Bücher