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Verfuehr mich

Verfuehr mich

Titel: Verfuehr mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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Musik?«
    »Wir könnten so tun, als ob welche da wäre. Ich kann einen einfachen Hochzeitswalzer, und einen kleinen Tango kriege ich sicher auch noch hin.«
    »Ich hab’ mal einen Tangokurs gemacht. Versuchen wir’s.«
    Jaz nahm sie in die Arme, und sie ließ sich weit nach hinten fallen.
    »Ich muss dir einen schmachtenden Blick zuwerfen.« Er kniff die Augenlider zusammen und blähte seine Nasenlöcher. »Wie ist das?«
    Bliss grinste ihn an. »Ganz gut. Du siehst aus wie ein argentinischer Gigolo.«
    Er zog sie wieder zu sich heran. »Danke, meine kleine Empanada. Ich sein sehr scharrrrf auf dir. Ich wollen, dass du meine harte Männlichkeit spürren.« Jaz drückte seinen Schritt gegen ihren Bauch.
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagte Bliss kichernd. »Aber lass uns weitertanzen.« Sie versuchten sich an den Vor-und-zurück-Schritten des traditionellen Tangos, und es gelang Bliss sogar, ein paar der überaus weiblichen, kleinen Tritte zu vollführen, ohne ihm bei den Drehungen die Weichteile zu malträtieren.
    Ihr Tanzpartner summte eine Melodie in Moll und erfand dazu einen Text, der von Bingospielern und Bongotrommlern handelte, die sich an irgendeiner Stelle mit »Tango« reimten. Bliss musste so sehr lachen, dass sie sich kaum seiner Führung anpassen konnte.
    Irgendwann standen sie etwas atemlos gegen eine Wand gelehnt da.
    »Genug?«
    »Ja. Aber ich würde gern richtig Tango tanzen können.«
    Jaz nickte und führte sie an der Hand zurück zur Eingangstür. »Damit wären wir schon zwei.« Er warf die Tür ins Schloss und legte den Schlüssel zurück in sein Versteck.
     
    Bei Sonnenuntergang spazierten sie auf der Meeresseite von Pine Island am Strand entlang. Plötzlich spürten beide ein Vibrieren in den Füßen und drehten sich gleichzeitig um. Sie sahen ein paar Pferde, die in schnellem Galopp über den Strand auf sie zukamen und dabei Sand und Wasser aufwirbelten. Bliss konnte bald erkennen, dass es drei Tiere waren. Die ersten beiden waren reiterlos und ihre Mähnen und Schweife flogen nur so im Wind. Auf dem dritten Pferd ritt eine Frau, die etwas rief, das Bliss und Jaz nicht verstehen konnten.
    Die beiden Wildfänge gingen irgendwann ausgepowert in einen Galopp über und trotteten schließlich nur noch im Schritttempo über den Sand. Jaz und Bliss traten ein paar Schritte zurück, um die Pferde vorbeilaufen zu lassen. Sie schienen genauso glücklich, am Strand zu sein, wie sie beide – und genauso frei.
    »Ich wusste gar nicht, dass es hier draußen Pferdeställe gibt.«
    Jaz nickte. »David Winters hält im Sommer hier draußen seine Rennpferde. Er hat ein großes Anwesen ein paar Kilometer östlich von hier, und er trainiert sie gerne im Sand. Sieht so aus, als wären die beiden irgendwie ausgebüchst und würden ein eigenes, kleines Rennen veranstalten.«
    »Verzeihung«, rief ihnen die Frau auf dem dritten Pferd zu. Sie war immer noch einige Meter entfernt, kam aber schnell näher. Ihre Stimme wurde von einem Windstoß zu ihnen getragen, der unerwartet kalt war. Bliss schauderte, und Jaz legte einen Arm um sie.
    »Die waren wunderschön«, sagte sie seufzend. »Wenn der Sommer doch nur ewig dauern könnte …«
     
    Zwei Wochen später …
    … war Bliss durchaus bereit, das wieder zurückzunehmen. Sie saß in New York und Jaz in Leonardville fest. Die Temperaturen lagen weit über dreißig Grad, und eine Wetteränderung schien nicht in Sicht.
    Die Abkühlung versprechenden Gewitter hatten sich in den Norden und Süden verzogen. Im Angesicht der glitzernden, jede Menge Hitze abstrahlenden Bürotürme New Yorks hatten die Wolken Nein gesagt und waren in Orte weitergezogen, die eigentlich keine Gewitter wollten. Nach Atlantic City zum Beispiel, wo Tausende von Spielautomaten einem Stromausfall zum Opfer fielen. Donald Trump gab dem Bürgermeister die Schuld. Oder in die Catskills, die mit fünfzehn Zentimeter Regen in zwei Stunden überzogen wurden. Ihre Heimatstadt Thurbeck war fast weggespült worden. Der Bürgermeister gab dem Gouverneur die Schuld.
    New York hatte im August so gar nichts Schönes. Die feuchte Luft roch nach Hot-Dog-Ständen und überreifen Früchten, unter die sich Taxiabgase und der Geruch erschöpfter Menschen mischten.
    Der Central Park, im Sommer ihr absoluter Lieblingsort, war viel zu überlaufen. Und die U-Bahn nach Chinatown – wo es sogar noch voller war! – wollte sie auch nicht nehmen. Nicht mal für ihre Lieblingschleckerei: Ingwer-Vanille-Eiscreme aus

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